Wien

Darum gibt es in diesem Wiener "Eissalon" kein Eis

In seinem Salon verkauft Carlo Maghakian Gelato. Mit dem klassischen Eis habe das Dessert allerdings wenig zu tun – auch wenn es oft verwechselt wird.

Yvonne Mresch
Carlo Maghakian führt seit drei Saisonen einen Salon in der Josefstadt. Spezialisiert hat sich der 55-jährige auf traditionelles Gelato.
Carlo Maghakian führt seit drei Saisonen einen Salon in der Josefstadt. Spezialisiert hat sich der 55-jährige auf traditionelles Gelato.
Sabine Hertel

Die Schlange vor "Gelato Carlo" am Hamerlingplatz (Josefstadt) ist lang – und das obwohl eine Portion hier 2,90 Euro kostet. "Die Kunden schätzen Qualität. Wenn wir sparen, dann sicher nicht hier", erklärt Carlo Maghakian. Der 55-jährige hat sich vor drei Jahren einen lange gehegten Traum vom eigenen Eissalon erfüllt. Wobei: Klassisches Eis wird hier gar nicht verkauft, sagt er.

Eine Reise nach Bologna

"Ich produziere Gelato. Das ist mehr als das Wort 'Eis' auf italienisch. Dieses Wort ist vergewaltigt worden", schmunzelt er. Aber was hat es nun damit auf sich? "Gelato ist ein Dessert. Es ist nicht etwas, das man ausschließlich zur Abkühlung im Sommer isst", erklärt der Experte. "Es ist schwerer, cremiger als Eis. Gelato enthält weniger Luft und weniger Fett. Es schmilzt auch nicht so schnell. Die Produktion beinhaltet mehr Arbeitsschritte, dauert länger und ist wesentlich aufwändiger. Eis wird oft aus Pulver oder einer fertigen Paste gemacht. Das gibt es hier nicht."

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    Carlo Maghakian (58) in seinem Element – beim Produzieren des Gelatos.
    Carlo Maghakian (58) in seinem Element – beim Produzieren des Gelatos.
    Sabine Hertel

    Seit er sich erinnern kann, liebt Carlo Maghakian Eis und alles was dazu gehört. "Ich habe immer alles mögliche ausprobiert. Bis heute", lacht er. Lange Zeit blieb die Kulinarik ein Hobby. Der Sohn eines Armeniers und einer Österreicherin, der in Syrien aufwuchs, erlernte den Beruf des Optikers, arbeitete später lange Zeit als Werbedesigner in der Getränkeindustrie. "Durch meinen Beruf kam ich in der ganzen Welt herum, habe viele Leute kennengelernt." Seine Reisen führten Maghakian unter anderem nach Bologna – der Heimat des Gelato. 

    "Gelato bedeutet Dolce Vita"

    Als die Aufträge zu Beginn der Pandemie einbrachen, fasst er einen Entschluss: "Ich wollte meinen Traum endlich wahr machen und habe eine Lehre beim Gelato-Meister begonnen, der alle Fünf-Sterne-Lokale im Umfeld belieferte." Nach seiner Ausbildung öffnete er seinen Salon in Wien. "Ich habe es nie bereut, meinen Traumjob gefunden", strahlt er. Wenn Maghakian gerade nicht verkauft oder Gelato produziert ist er ständig auf der Suche nach neuen Ideen. "Ich bin nicht zu stoppen, meine Frau muss mich manchmal bremsen", lacht er. "Gelato bedeutet für mich Glück, Fantasie, Dolce Vita, Spaß und Träume."

    "Das Wort Pension gibt es für mich nicht"

    So entstehen mitunter auch ungewöhnliche Kreationen: Von Creamcheese mit karamellisierten Feigen über Byblos (Mastix, Orangenblüten-Destillat und Bronte Pistazien), Jerusalem (Pistazie mit gerösteten Mandeln und Bitterorangenblütendestillat) und Veilchen-Gelato bis zur Französischen Birne aus Sablons mit Zimt. Auch Gelato am Stiel, Biscotti, Cantuccini, Panettone, gebackenes Gelato oder Gelato in der Waffel wird angeboten. "Carlito", ein Gelato-Wagen kann für Veranstaltungen gemietet werden.

    Maghakian ist noch lange nicht am Ende seiner Ideen: "Es gibt so viele Produkte, meine Vision ist riesig. Meine Frau unterstützt mich und auch meine Kinder haben Interesse an meiner Arbeit. Wir sind ein richtiger Familienbetrieb." Angesprochen auf sein Alter hat er nur eines zu sagen: "Das Wort Pension gibt es für mich nicht."

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