Politik

Caritas-Boss nennt Regierungsgesetz "realitätsfern"

Die rasant steigenden Kosten müssten von der Politik abgefedert werden, ist Caritas-Boss Michael Landau überzeugt. "Einmalzahlungen reichen nicht".

Michael Rauhofer-Redl
Caritas-Präsident Michael Landau am Sonntag (07.08.2022) in der ORF-"ZIB2".
Caritas-Präsident Michael Landau am Sonntag (07.08.2022) in der ORF-"ZIB2".
ORF

Die Preise steigen im Schnitt um mehr als neun Prozent im Jahresvergleich. Das führt aktuell zu massiven zusätzlichen Belastungen für die heimischen Haushalte – besonders betroffen sind hier freilich vor alle, die einkommensschwachen. Als Folge davon werden Sozialmärkte momentan regelrecht gestürmt. Die Regierung hat mehrere Entlastungspakete angekündigt –  doch das reicht für viele Beobachter nicht. Einer davon ist auch Michael Landau, der Präsident der Caritas Österreich am Sonntagabend war er zu Gast in der ORF-"ZIB2".

Im Gespräch Marie-Claire Zimmermann erklärte der Caritas-Boss, dass die Situation für viele Menschen im Land "dramatisch" sei. Noch im vergangenen Jahr habe man rund 17 Tonnen Lebensmittel pro Woche ausgegeben. Aktuell seien es bis zu 26 Tonnen. Aufs Jahr gerechnet werde der Bedarf wohl bei deutlich über 1.000 Tonnen Lebensmittel liegen. Landau erzählt betroffen die Geschichte einer 84-Jährigen. Sie sei so von den Teuerungen betroffen, dass sie ihre Begräbnisversicherung gelöst habe – schlicht und ergreifend deswegen, weil sie die 30 Euro, die diese kosten würde, dringend benötige.

Ruf nach erhöhten Leistungen schon im September

Landau, der sich laut eigener Aussage nicht in den Chor der Kritiker, die sagen würden, dass nichts geschehe, einreihen möchte, fordert die Regierung allerdings zum schnellen Handeln auf. Spätestens jetzt, wo klar sei, dass die großen Energieversorger ihre Preise schon mit 1. September erhöhen werden, sei klar, dass auch Sozialleistungen mit September erhöht werden müssten.

Denn: Die Inflation sei bei jeder einzelnen Ausgabe zu spüren. "Einmalzahlungen werden nicht reichen", ist Landau überzeugt. Landau pocht neben der raschen Soforthilfe auch für eine "systematische" Lösung. Er berichtet davon, dass die Sozialberatungsstellen der Caritas in ganz Österreich einen Zuwachs von bis zu 50 Prozent registrieren würden.

Die aktuelle Rahmengesetzgebung der Bundesregierung bei der Sozialhilfe nennt Landau "realitätsfern". Die Bundesländer müssten die Möglichkeit haben, mehr an Betroffene auszahlen zu können. "Von einem relativ geringen Betrag pro Person sind 40 Prozent für das Wohnen anzusetzen, dann ist klar, wenn ich in Vorarlberg bin, wenn ich in Salzburg bin, wenn ich in anderen hochpreisigeren Regionen der Republik bin, das reicht nicht." Ein besonders wichtiger Punkt sei das Thema Wohnen. Die realen Kosten seien deutlich höher, weswegen es den Ländern möglich sein solle, mehr Geld zur Verfügung zu stellen, so Landau.

Der Caritas-Präsident erklärte am Schluss, dass ein schwieriger Herbst und ein schwieriger Winter vor uns liegen würde. Aber "Wir können Krise. Wir können Krise als Caritas und wir können Krise als Zivilgesellschaft". Es sei "genug für alle da, aber nicht für jedermanns Gier", plädierte er für eine Kultur des Teilens.

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