Politik
"Opfer" Grasser findet "supersauber" zum Lachen
Am 9. Tag von Grassers Befragung tauchten wir tief in seine Gedankenwelt aus dem Jahr 2009 ein. Auch er führte ein Notizbuch, das ausführlich Thema war.
Am 49. Prozesstag vertiefte sich das Gericht in Grassers alte Notizbücher. Außerdem kam seine Frau Fiona in Form einer Eidesstattlichen Erklärung zu Wort und Grasser mokierte sich einmal mehr über die "Science Fiction" der Anklage und Ermittler, die ihm "absurde Fragen" stellten.
"Unterschiedliche Aktenkenntnis"
Die Dinge, die er in seinen früheren Einvernahmen gesagt habe, müsse man so betrachten: Er habe in "Situationen mit unterschiedlicher Aktenkenntnis ausgesagt". Gut möglich, dass das mit dem, was er jetzt im Gericht sagt, nicht immer zusammenpasst. Aber die derzeitige Verantwortung sei die richtige, da er vor dem Prozess am meisten Zeit hatte, sich einzulesen und alle Unterlagen zu studieren.
"Science Fiction" und "absurde Fragestellungen"
Die Ermittler und Staatsanwälte kritisierte der Ex-Finanzminister einmal mehr aufs Schärfste. Das was die Anklage da im Falle Terminal Tower behaupte, sei "Science Fiction". In den Einvernahmen sei er teilweise mit "absurde Fragestellungen" konfrontiert worden.
Was bisher im Buwog-Prozess geschah
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Fiona vorgelesen
Grassers Aussagen, dass die zweistelligen Tausenderbeträge, die auf seine Konten eingezahlt wurden, von seiner Frau stammen, stützte heute eine Eidesstattliche Erklärung von Fiona. Grasser las sie Wort für Wort vor. Darin stand, dass Grasser oft Rechnungen für die gemeinsame Wohnung im ersten Bezirk oder beim Shoppen bezahlt hätte und man dies dann "pauschal" in unregelmäßigen Abständen abgerechnet hätte, unter Eheleuten. Fiona habe Grasser das Geld dann in Bar gegeben. So sagte es auch Grasser aus.
"Willi Alarmstufe Rot"
Mit einer lustigen Episode tauchte die Richterin mit Grasser dann in dessen Notizen aus dem Jahr 2009 ein. Marion Hohenecker wollte wissen, ob mit den Worten "Willi Alarmstufe Rot" der Kronzeuge der Anklage, Willibald B. gemeint ist (er soll die Existenz des "Tatplans" bestätigt haben).
Wahrscheinlicht nicht, meinte Grasser dazu: "Über den B. sprech ich nicht als Willi", grinste er. "Der ist mir mit seinen Unwahrheiten so unsympathisch geworden.. Aber ich hab ihn auch vorher nicht als Willi bezeichnet", fügte er hinzu.
"Luft wird dünn"
Grassers Notizen müsse man in folgendem Kontext sehen: Er habe damals - als die Causa publik wurde - alle Informationen zusammentragen wollen. Das war 2009, Grasser wollte durch Gespräche mit anderen seine Erinnerungen auffrischen und notierte vieles.
"Alles korrekt", stand da etwa. Und, dass auch das Land Kärnten den Bestbieter "NICHT" kannte.
"Luft wird dünn!"
Nach einem Telefonat mit der Vergabekommission (oder jemandem von Lehman) schrieb sich Grasser auf: "Spekulation", zeichnete ein Dreieck daneben und schrieb dann: "Luft sehr dünn geworden!"
Er sah sich auch damals schon als "Opfer einer furchtbaren Optik".
Als er vorlas, dass er sich den Vergabeprozess als "supersauber" notiert hatte, musste Grasser selbst lachen. Wohl nicht, weil es aus seiner Sicht nicht so war, sondern weil das Vokabel an sich mittlerweile so eine Bekanntheit erlangt hat.
"Viele Feinde" und Klagen
Unfair behandelt fühlte sich Grasser offenbar von Anfang an. Er ärgerte sich über den "Megaskandal", den die Medien aus der Sache machten und überlegte, wie er dem entgegentreten konnte (Klagen oder mit Fakten versorgen?).
"Ich akzeptiere, dass ich viele Feinde hatte", hielt er auch fest im Notizbuch. Die Überlegung, die Republik im Rahmen einer Amtshandlungsklage zur Verantwortung zu ziehen, gab es zwar, wurde aber nie in die Tat umgesetzt.
Morgen Staatsanwalt
Die Richterin konnte ihre Befragung am Mittwoch beenden. Am Donnerstag werden die Staatsanwälte ihre Fragen stellen. Ob sie Grasser beantworten wird, werden wir sehen. Meischberger verweigerte das ja.
Lesen Sie hier im Live-Ticker nach, warum ein Glas Champagner auf Fiona hindeutete:
(red)