"1.700 Euro Schaden"
Bus ließ Wiener nicht einsteigen, nahm aber Koffer mit
Ein Wiener verpasste Anfang April nicht nur seine Reise nach Zagreb, er verlor auch noch sein Gepäck. Er gibt dem Busunternehmen die Schuld.
Anfang April buchte Josef eine Flixbusreise von Wien nach Zagreb. Der Busfahrer ließ den Wiener kurz vor Fahrtantritt nicht einsteigen. Den Koffer des Wieners nahm er allerdings mit. Die darauffolgende Kontaktaufnahme mit Flixbus erwies sich als äußerst schwierig. Seine Wertsachen hat er nach knapp zwei Monaten noch immer nicht zurückerhalten. Reisepass, Bargeld, Tablet bleiben verschwunden.
Bus fährt ohne Wiener – nimmt Koffer mit
Eigentlich hatte sich Josef auf die Reise nach Zagreb gefreut. Doch bereits vor der Abfahrt am 2. April ging es mit der guten Laune drastisch abwärts. Denn beim Scannen des Reisetickets wies ihn der Busfahrer darauf hin, dass das Ticket, welches er mitführte, nicht gültig sei. Der Wiener hätte den vorigen Bus nehmen müssen. In Windeseile machte er sich zum nur wenige Meter entfernten Ticket-Schalter in Wien-Erdberg auf, um sich ein neues Ticket zu kaufen. Er hätte auch dem Busfahrer Bescheid gegeben.
Doch als Josef wieder zurückkam, war der Bus bereits abgefahren – samt dem Gepäck des Wieners. "Ich habe am Schalter darum gebeten, das Fahrzeug anhalten zu lassen, doch man verwies mich lediglich auf den Kundenservice im Internet. Ich wollte mit dem nächsten nachfahren, aber da sich mein Reisepass im aufgegebenen Gepäck befand, wurde auch das nicht erlaubt."
Josef fordert mithilfe von Anwalt 2.785 Euro
Die nächsten Tage und Wochen versuchte der Wiener sein Gepäck zurückzubekommen, allerdings ohne Erfolg. Zudem war er aufgrund seiner Arbeit dazu gezwungen, sich ein neues Tablet (170 Euro) anzuschaffen. Auch Ersatzkleidung (200 Euro) wurde benötigt. Das einzige Sakko des Wieners befand sich im Koffer.
Nachdem Josef nichts mehr vom Unternehmen bezüglich seines verschwundenen Koffers gehört hat, sah er sich gezwungen, einen Anwalt einzuschalten. Dieser kontaktierte Flixbus und listete die Kosten auf. Durch das verlorene Gepäck (Schätzwert 1.335 Euro) und den Ersatzbeschaffungen (370 Euro) entstand ein Schaden in Höhe von circa 1.700 Euro. Hinzu kommen die Anwaltskosten von zusätzlich 1.080 Euro, also insgesamt 2.785 Euro, die vom Anwalt gefordert wurden.
"Heute" konnte Flixbus nicht erreichen
Die Antwort des Busunternehmens schockierte den Wiener: Weder wurde auf die Forderung eingegangen, noch habe er erfahren, was mit seinem Koffer passiert ist. Da Flixbus allerdings "immer an einer einvernehmlichen, kundenfreundlichen und außergerichtlichen Lösung interessiert" sei, machten sie Josef ein Vergleichsangebot in Höhe von 270 Euro. An diesen Vorschlag sehe sich das Unternehmen bis 25.5.24 gebunden. Vom Koffer fehlt nach wie vor jede Spur.
Das Unternehmen überprüfe auf "Heute"-Anfrage den Vorfall, eine Stellungnahme blieb bisher aus.
Update: Flixbus äußert sich zu dem Vorfall wie folgt: "Wir bedauern die Unannehmlichkeit, die dem Fahrgast entstanden ist. Generell liegt es in der Verantwortung unserer Fahrgäste, rechtzeitig vor der regulären Abfahrtszeit zum Check-In am Bus zu sein. Fernbusse sind, wie etwa auch der Zugverkehr, Teil eines regulären Linienverkehrs und daher an den Fahrplan gebunden. Auch aus Verantwortung gegenüber anderen Fahrgästen, die noch einen Anschluss erreichen müssen, ist dieser Fahrplan einzuhalten."
Laut Flixbus hätte Josef den Bus, für den er sein Ticket erworben hatte, verpasst: "Uns liegen hierzu keine Hinweise auf eine verfrühte Abfahrt des Busses vor. Laut E-Mail-Verkehr versuchte der Fahrgast, in einen anderen Bus einzusteigen und lud vorher eigenständig sein Gepäck ein – das Einsteigen wurde ihm daraufhin vom Buspersonal verweigert, da er kein gültiges Ticket für diesen Bus vorweisen konnte. Personen ohne gültiges Ticket können nicht in einen beliebigen Bus einsteigen, dies ist unter anderem aus Sicherheitsgründen nicht möglich. Denn sollte dieser Bus auf der Fahrt ausgebucht sein, müssten Fahrgäste ohne Ticket im Gang stehen, was wir aus Sicherheitsgründen selbstverständlich nicht dulden können und dürfen."
Da das Unternehmen nicht wisse, in welchen Bus der Wiener sein Gepäckstück eingeladen hat, lässt sich das verloren gegangene Gepäckstück im Lost & Found System nicht einfach zuordnen: "Unsere Rechtsabteilung prüft den Fall aktuell und ist mit dem Fahrgast bereits bezüglich einer kulanten Einigung in Kontakt."
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Auf den Punkt gebracht
- Ein Wiener wurde von einem Flixbusfahrer nicht in den Bus gelassen, obwohl er ein gültiges Ticket hatte, sein Gepäck wurde allerdings schon mitgenommen
- Trotz Bemühungen, sein Gepäck zurückzubekommen, und dem Einschalten eines Anwalts, hat er weder sein Gepäck noch eine angemessene Entschädigung erhalten
- Flixbus hat ein Vergleichsangebot von 270 Euro gemacht, aber der Wiener fordert insgesamt 2785 Euro Schadensersatz, einschließlich Anwaltskosten