Welt
Bursch (15) tötet Vater seines Freundes mit Messer
In Zürich wurde ein Libanese von einem 15-Jährigen mit einem Messer getötet. Einen Tag danach sitzt der Schock in der Nachbarschaft noch immer tief.
Blumen und Kerzen zeugen von der Tat am Donnerstagnachmittag, als ein 15-jähriger Eritreer einen Libanesen (45) in Zürich (Schweiz) mit einem Messer tödlich verletzte. Nachbarn suchen den Tatort auf und wollen sich bei der Frau des Verstorbenen über ihren Zustand informieren.
Verwandte und Freunde des Verstorbenen sind am Freitagmorgen ebenfalls vor Ort, gehen unter Tränen ins Haus, in dem es zur Tat kam. Ein guter Freund des Opfers spricht vor den Blumen ein Gebet. "In unserer Kultur beten wir für die Entschlafenen. Seit 35 Jahren sind wir gute Freunde – er war wie ein Bruder für mich."
"Die Kinder waren miteinander befreundet"
Ebenfalls vor dem Wohnblock steht eine Frau, die immer wieder mit der Familie des Opfers zu tun hatte. Wie sie weiß, waren der Sohn des Verstorbenen und der Täter Freunde. "Sie waren oft zusammen – auch in der Wohnung der Familie, die um ihren Ehemann und Vater trauert", sagt sie. Eine zweite Frau, die in der Nachbarschaft ebenfalls oft anzutreffen ist, bestätigt die freundschaftliche Beziehung der beiden Jungs.
Die Mutter des Täters ist laut Aussagen eines 26-Jährigen, der lange im Block gelebt hat und täglich bei Verwandten ist, erst gegen Ende des letzten Jahres eingezogen. "Einen Vater habe ich nie gesehen", sagt der junge Mann.
"Auf der Motorhaube hat er seine Tat fast schon gefeiert"
Laut ihm kam es immer wieder zu lauten Auseinandersetzungen in der Wohnung der eritreischen Familie. So auch am gestrigen Donnerstagnachmittag. "Während ich am Küchentisch saß, vernahm ich plötzlich lautes Geschrei im Hausgang. Es klang aber anders als sonst", so der 26-Jährige. Verwundert über den Lärm im Hausflur entschied er sich, aus dem Fenster zu schauen, und sah, wie das Opfer stark blutend vor der Haustür stand.
Der Fachangestellte für Gesundheit entschied sich, nach unten zu gehen und dem 45-Jährigen zu helfen. "Im ersten Moment wusste ich nicht, was passiert ist. Ich sah den Täter auf der Motorhaube mit dem Messer in der Hand herumspringen – es sah fast so aus, als ob er seine Tat feiern wollte", schildert der 26-Jährige die Situation. Ein weiterer junger Mann, der dem Opfer eine Jacke zur Blutstillung gegeben hatte, wurde von dem Jugendlichen ebenfalls leicht verletzt.
Der Fachangestellte für Gesundheit ließ sich nicht beirren und bot weiterhin erste Hilfe an. "Ich sah, wie der Täter von der Motorhaube sprang und einige Meter auf mich zukam. Ich rief <Stopp!>" Danach habe sich der Täter abgedreht und ging weg. "Er schien ruhig und abgeklärt. Ich hatte nicht das Gefühl, dass er wusste, was er gemacht hat. Es ist grausam", fügt der 26-Jährige an.
Mehr lesen: Nach 2 Wochen gefasst – 500 Beamte jagten Killer
"Er war schon immer eigenartig"
Auch ein ehemaliger Mitschüler steht am Freitagmorgen vor den Blumen und Kerzen, die Verwandte und Nachbarn vor dem Wohnblock platziert haben. Der 15-Jährige wirkt geschockt. "Er war schon immer eigenartig. In der Schule war er immer ganz ruhig und hatte einen ganz komischen Blick." Ein weiterer 15-Jähriger, der den jungen Eritreer aus dem Quartier kennt, erzählt das Gleiche.
Zu Beginn des Jahres sei er von der Schule im Quartier geflogen, wechselte in eine Kleinklasse bei der Kalkbreite, bevor er am Montag vor einer Woche erstmals ins Ventil zur Schule ging, erzählen die beiden Jugendlichen. Das Ventil Zürich bietet ein schulisches Angebot für Jugendliche und junge Erwachsene in anspruchsvollen Lebenssituationen.