Niederösterreich
Lärm, Staub, Ackerland hin! Bürger kämpfen in Grafenegg
Rund um Grafenegg stieß der Abbau von Schotter auf massiven Widerstand: Mittlerweile haben die resistenten Anrainer Hoffnung geschöpft.
Nicht und nicht müde wird Monika Henninger-Erber wenn es ums Schottergruben-Projekt Grafenegg (Bezirk Krems-Land) geht: Seit drei Jahren fightet die "Bürgerinitiative Lebensqualität Grafenegg“ gegen die 41 Hektar-Kiesgrube unmittelbar vor und ums Wohngebiet.
Erst am 31. Juli 2022, während die Konzertgäste zum Abendevent nach Grafenegg anreisten, hielten wieder rund 30 Bürger eine Mahnwache ab.
Abbauvertrag schon im Jahr 2017
Hintergrund der Causa: Der Abbauvertrag war bereits im Spätherbst 2017 geschlossen worden. Der Eigentümer des Grundes (Metternich-Sandor) möchte das Land an das Unternehmen Rohrdorfer (Sitz in München) verpachten. Auf dem Grundstück sollen zwei Seen entstehen, der größere der beiden soll 22 Meter tief werden. Aus diesen Seen will das Unternehmen auf rund 41 Hektar Grund in den nächsten Jahrzehnten Schotter und Kies gewinnen und über Förderbänder zum bestehenden Kieswerk transportieren. Nur wenige Hundert Meter davon entfernt stehen Häuser. Erst rund 15 Monate später, Anfang 2019, wurden die Bürger informiert - mehr dazu hier.
Die Firma Rohrdorfer betonte zwar gegenüber dem "ORF NÖ", dass man auf ein äußerst umweltfreundliches Naßverfahren setzen würde und sich intensiv mit dem Thema Umwelt auseinander gesetzt hätte. Und: Für den Bau von Häusern und Wohnungen sei der Abbau von Schotter und Kies einfach notwendig.
"45 Hektar Ackerland hin"
Der Bürgerinitiative 'Lebensqualität Grafenegg' sei es von Anfang wichtig gewesen, die industrielle Kies-Tagbau-Großvorhaben einer breiten Öffentlichkeit aufzuzeigen. "Es geht um 45 Hektar fruchtbares Ackerland, die unwiederbringlich verloren gehen würden. Uns geht es um die Erhaltung von Grund und Boden, für einen gesunden Lebensraum für Menschen, Fauna und Flora", so Bürgerinitiativen-Leiterin Henninger-Erber.
Viele Anrainer fürchten zudem sich vor einer permanenten Lärm- und Staubbelastung, einer Verkehrslawine durch Schwerfahrzeuge und einem schwindenden Wasserpegel sowie sinkenden Immobilienpreisen. Derzeit läuft ein UVP-Verfahren, im April 2022 gab es öffentliche Verhandlungen. Die Bürgerinitiative nahm an allen vier Verhandlungstagen teil und brachten deren Einwendungen zu allen 15 Fachbereichen ein.
Das sagt Rohrdorfer
Die Sorge ums Grundwasser kann indes Walter Tunka, Geschäftsführer der Rohrdorfer Sand und Kies GMBH; gegenüber dem ORF NÖ nicht verstehen: "Es gibt kaum vergleichbare Projekte, die derart klimaschonend sind. Laut Prognose des Landes NÖ und ZAMG wird es bis 2100 zwar wärmer werden, aber auch die Niederschläge werden ansteigen." Auch habe man auf den Kulturbetrieb Rücksicht genommen und man ein Lärm- und Staubgutachten erstellt. Insgesamt habe man 16 Gutachter beauftragt.
Der Neo-Bürgermeister, Manfred Denk, ist - anders als sein Vorgänger - dem Projekt nicht mehr positiv eingestellt. Er und der Rechtsberater der Gemeinde halten mehrere Punkte dagegen. Monika Henninger-Erber verspricht abschließend: "Es werden weitere Mahnwachen folgen!"