Tirol
Bub ertrank nach Raub – ganz Tirol unter Schock
Ein 6-Jähriger ertrank in Tirol nach einem Raubüberfall auf seinen Vater: Jetzt sprechen Bekannte der Familie über den tragischen Schicksalsschlag.
Im Fall eines sechsjährigen Buben, der Sonntagfrüh im Zuge einer Suchaktion tot in der Kitzbüheler Ache in St. Johann in Tirol gefunden worden war, gibt es vorerst weiter keine heiße Spur zu dem Täter, der den Vater des Kindes zuvor mit einer Flasche bewusstlos geschlagen hatte. Dies sagte LKA-Leiterin Katja Tersch am Dienstag. Man konzentriere sich derzeit auf die Auswertung der Spuren sowie auf mögliche "Erkenntnisgewinne" durch Hinweise aus der Bevölkerung.
Viele Fragezeichen stehen noch immer hinter dem tragischen Fall. Auch warum der Täter ausgerechnet einen Mann mit Kind angriff, ist noch immer unklar. "Diese Skrupellosigkeit, einem Vater mit Kinderwagen die Flasche über den Kopf zu ziehen, das kennt man hier in der Region nicht", schildern Freunde der Familie gegenüber der deutschen "Bild".
Bub litt an seltener Krankheit
Warum war der Vater mitten in der Nacht mit seinem Sohn spazieren? Dass der am seltenen Syngap-Syndrom leidende Bub nachts oft wach wurde, beschreibt die Familie auf ihrer Homepage. Hier sammelte sie auch Spenden, die für die Erforschung der Krankheit genutzt werden sollten: über 330 000 Euro. Warum waren Vater und Sohn 16 Kilometer vom Wohnort entfernt in St. Johann unterwegs? Einer Bekannten zufolge hatte sich Vater Florian eine Wohnung in St. Johann genommen. Grund: Leon sollte dort eingeschult werden.
Der 37-Jährige war mit seinem in einem Kinderwagen befindlichen Buben um 4.00 Uhr auf einer Promenade neben der Ache spazieren gegangen, als es offenbar zu der Tat kam. Dies sei in diesem Fall ein "ganz übliches Verhalten" und nichts Ungewöhnliches, schilderte Tersch. Der Mann habe angegeben, dass er dies öfters gemacht habe, um sein geistig beeinträchtigtes Kind zu beruhigen.
Warum ertrank Leon? Dass der Junge nach der Attacke auf seinen Vater aus dem Buggy stieg und zum Fluss lief, erklären Freunde der Familie gegenüber dem deutschen Medium so: "Er liebte Wasser. Die Eltern wollten eine Schwimmtherapie für ihn anschieben." LKA-Chefin Katja Tersch: "Der Bub war von Wasser fasziniert, es zog ihn an." Zwischen Ache und Promenade befand sich nur eine Böschung. Das Kind wurde abgetrieben und schließlich rund 600 Meter flussabwärts nur noch tot geborgen.
Wann wird Vater vernommen
Ob der 37-jährige Vater bereits befragt werden konnte, war noch unklar. Am Montag hatte eine Obduktion bestätigt, dass der Bub ertrunken war. Zudem fanden sich keine Hinweise auf eine Gewalteinwirkung, die dem Kind vor dem Unfall zugefügt worden sein könnten.
Der Täter hatte sich zuvor dem Vater des Buben im Bereich des Hauptschulsteges von hinten angenähert und ihm daraufhin einen gezielten und wuchtigen Schlag mit einer Flasche auf den Hinterkopf versetzt. Der 37-Jährige sackte zu Boden und blieb bewusstlos liegen. Daraufhin dürfte der Täter die Geldtasche und das Mobiltelefon des Mannes an sich genommen haben. Er flüchtete in unbekannte Richtung. Das Handy und die Geldtasche wurden schließlich in unmittelbarer Nähe des Tatortes gefunden.
Gegen 5.20 Uhr wurde der Vater von einem Passanten bewusstlos aufgefunden. Dieser verständigte die Rettung. Im Zuge der Hilfeleistung fragte der Vater dann nach seinem Kind. Daraufhin wurde eine Suchaktion eingeleitet und der Sechsjährige schließlich eine Stunde später geborgen.