Ermittler in Sorge

Brutale "Mocro-Mafia" breitet sich in Deutschland aus

Nach einer Serie von Brandanschlägen bangen Ermittler, dass sich kriminelle Banden aus den Niederlanden in Deutschland ausbreiten.

20 Minuten
Brutale "Mocro-Mafia" breitet sich in Deutschland aus
In diesem "Behandlungszimmer" in einem Seecontainer brachten Mitglieder der "Mocro-Mafia" Konkurrenten zum Reden.
Politie Landelijke Eenheid

Eine Serie von Brandanschlägen und Explosionen erschüttert in jüngster Zeit den Großraum Köln. Der jüngste Fall datiert vom frühen Mittwochmorgen, als ein Café im Stadtteil Pesch in Flammen aufging: Dem Brand war ein lauter Knall vorangegangen.

Bereits in der Nacht auf Sonntag war ein Sprengsatz vor einem Einfamilienhaus explodiert, am Samstagmorgen hatte ein Unbekannter über 20 Schüsse auf ein Juweliergeschäft abgegeben. Seit Ende Juni kam es allein in Köln zu sechs Sprengstoffanschlägen, laut der "Neuen Ruhr Zeitung" ereigneten sich im gesamten Bundesland seit dem elf Bombenanschläge, zwei Schießereien sowie zwei Entführungen.

Ob all diese Taten miteinander zusammenhängen, ist noch unklar. Doch die Polizei spricht explizit von einer Auseinandersetzung unter Banden. Und diese operieren laut Insidern international bzw. drängen zunehmend aus den Niederlanden nach Deutschland.

"Mocro-Mafia" geht nicht zimperlich vor

Im Fokus steht dabei die sogenannte "Mocro-Mafia", eine von Marokkanern dominierte Verbrecherorganisation, die mit dem Schmuggel von Haschisch nach Europa begonnen hat und sich vor allem in den Niederlanden ausgebreitet hat. Mittlerweile ist sie auch im Import von Kokain und anderen Drogen aktiv und auf ihr Konto gehen zahlreiche Morde.

Die "Mocro-Mafia" ist auch im Kokain-Geschäft aktiv.
Die "Mocro-Mafia" ist auch im Kokain-Geschäft aktiv.
IMAGO/ANP

Allerdings handelt es sich dabei nicht um ein homogenes Kartell, sondern um lose miteinander verbundene Gruppen von Kriminellen aus verschiedenen Ländern, die bisweilen untereinander in blutige Auseinandersetzungen verwickelt sind. Laut Michael Mertens, Chef der Gewerkschaft der Polizei im Bundesland, ist die niederländische Drogenmafia längst in Deutschland und sehe NRW "als Verkehrsdrehscheibe".

Folter und Gewalt

Die "Mocro-Mafia" hat sich in den Niederlanden mit äußerst brutalen Methoden einen Namen gemacht und verbreitet Angst und Schrecken, wo immer sie in Erscheinung tritt. Und dies ist zunehmend auch in Deutschland der Fall: Als etwa im Sommer 2024 ein bewaffnetes Überfallkommando eine große Menge Drogen aus einer Lagerhalle in Hürth bei Köln raubte, die den Niederländern gehörte, entführten diese kurzerhand ein Paar, das einem libanesischen Clan angehörte.

Das Paar wurde in eine Villa gebracht und brutal gefoltert – mit Videos davon wollten die Gangster die Herausgabe der Drogen erzwingen. Ein Sondereinsatzkommando beendete die Geiselnahme.

Mit fünf Schüssen exekutiert

In den Niederlanden gerieten die Banden 2020 mit einem in einem Seecontainer installierten Folterkeller in die Schlagzeilen: Im schalldicht ausgekleideten Raum stand ein umgebauter Zahnarztstuhl mit Riemen zum Festschnallen, die Ermittler stießen auch auf Handschellen sowie Folterinstrumente wie Heckenscheren, Zangen, Bohrer, chirurgische Instrumente und Klemmen. Die Kriminellen sprachen laut geknackten Chats vom "Behandlungszimmer".

Doch auch vor Morden schrecken die Banden nicht zurück. Prominentestes Opfer war der Enthüllungsjournalist Peter R. de Vries, der 2021 mit fünf Schüssen auf offener Straße ermordet wurde, als er von einem Fernsehauftritt kam. De Vries war die Vertrauensperson eines Kronzeugen, der gegen den mächtigen Drogenboss Ridouan Taghi aussagen sollte. Dieser wurde im Februar dieses Jahres nach einem jahrelangen Prozess zu lebenslanger Haft verurteilt. Doch seine Macht übte er auch aus der Untersuchungshaft weiter aus.

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    Auf den Punkt gebracht

    • In NRW häufen sich in jüngster Zeit Brandanschläge und Schießereien
    • Ermittler befürchten, dass sich die aus den Niederlanden stammende "Mocro-Mafia" ausbreitet
    • Diese hat sich mit Drogenhandel europaweit etabliert und ist für ihr extrem brutales Vorgehen bekannt
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