Tech-Firma Cloudflare
Brittany filmt ihre eigene Entlassung, geht damit viral
Cloudflare-Mitarbeiterin Brittany Pietsch fürchtete, entlassen zu werden, nachdem ihrer Arbeitskollegin gekündigt wurde. Es folgte ein virales Video.
Eine Kundenbetreuerin bei der US-Tech-Firma Cloudflare filmte ihre Entlassung, veröffentlichte das Video auf TikTok und löste damit eine Diskussion über die Entlassungspraktiken von Firmen aus.
Brittany Pietsch hat ihre Entlassung eigenen Angaben zufolge sehen kommen, da sie zu einem Videoanruf eingeladen wurde und ihrer Arbeitskollegin eine halbe Stunde davor bei ebenso einem Videoanruf gekündigt worden war. Im Anruf wurde Pietsch von einer Frau begrüßt, die sich als Mitarbeiterin der Personalabteilung vorstellte. Ebenfalls dabei war ein Mann, der sich nicht vorstellte und von dem Pietsch sagt, dass sie ihn noch nie getroffen habe.
So lief das Entlassungsgespräch ab
Der Mann kam direkt auf den Punkt: "Wir haben heute ein wichtiges Treffen. Wir haben unsere Leistungsbewertung für das Jahr 2023 abgeschlossen und Sie haben die Erwartungen von Cloudflare nicht erfüllt. Wir haben beschlossen, uns von Ihnen zu trennen." Pietsch entgegnete daraufhin, dass sie die Stelle erst am 25. August angetreten hatte und noch eine dreimonatige Einarbeitungszeit gehabt habe. "Danach arbeitete ich noch drei Wochen im Dezember und hatte die höchste Aktivität in meinem Team", entgegnet Pietsch dem Mann.
Weiter sagt sie: "Mein Manager hat mir in mehreren Gesprächen gesagt, dass ich meinen Job gut mache." Deshalb glaube Pietsch nicht, dass die Kündigung tatsächlich leistungsabhängig sei. Sie fragt, warum ihr direkter Vorgesetzter nicht an der Sitzung teilnehme und verlangt zu wissen, was genau an ihrer Leistung nicht zufriedenstellend gewesen sei.
"Werde ich also ohne Grund entlassen?"
Als ihre Gesprächspartner entgegnen, dass sie ihr das zu diesem Zeitpunkt nicht sagen können, erwidert sie: "Werde ich also ohne Grund entlassen?" Sie sagt, dass ihr Leben und das ihrer Arbeitskollegen und -kolleginnen ohne Begründung "zerstört" werde und dass dieses Gespräch ein "Schlag ins Gesicht" sei.
Der Mann sagt Pietsch: "Ihre Fragen sind berechtigt, doch jetzt ist nicht der Zeitpunkt, an dem wir ins Detail gehen können." Pietsch äußert die Befürchtung, dass sie ihr nie erklären werden, was genau der Grund war: "Wenn Sie es nicht bei der Entlassung sagen, werden Sie es mir sicher auch nicht später erklären, wenn ich nicht mehr Teil dieser Firma bin." Das Gespräch endet damit, dass die HR-Angestellte ihr versichert, dass sie sich bei ihr melden werde.
Das sagt die HR-Expertin Valeria Vadala zum Fall
Valerie Vadala, eine HR-Expertin die bereits Führungspositionen bei der Credit Suisse, Shutterstock, und OppenheimerFunds innehatte, sagt gegenüber "Forbes": "In diesem Fall gab es mehrere Fehltritte. Ich denke, der größte ist, dass ihr Manager nicht anwesend war." Sie erklärt: "Es ist unglaublich schmerzhaft, entlassen zu werden. Es zu etwas Kaltem und Transaktionsmäßigem zu machen, bedeutet, die Realität zu verleugnen, dass man einer Person gerade karrieremäßig einen Tritt in den Bauch versetzt hat."
Weiter sagt sie, dass mehrere Entlassungen in einem Unternehmen in der Regel zeigen, dass das Unternehmen nicht gut arbeite – und nicht die Mitarbeitenden. Es sei grausam und unfair, die Arbeitnehmenden in den Mittelpunkt zu stellen, indem man ihnen sage, die Entlassung sei leistungsbedingt. "Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass es sich in diesem Fall ohnehin so anhört, als sei das nicht wahr", so Vadala.
Die Bilder des Tages:
Das sagt die Firma Cloudflare
In einem Statement sagt ein Sprecher von Cloudflare: "Cloudflare ist nicht mit einem Personalabbau beschäftigt. Wenn wir die Entscheidung treffen, uns von Mitarbeitenden zu trennen, stützen wir dies auf eine Überprüfung der Fähigkeiten des Mitarbeitenden, messbare Leistungsziele zu erreichen." Die Leistungen von Teammitgliedern werden regelmäßig geprüft und Cloudflare trenne sich dann von denjenigen, die nicht ins Team passen, so der Sprecher.
Auch der CEO von Cloudflare, Matthew Prince, meldete sich auf X zu Wort und gab bekannt, dass 40 der 1.500 Mitarbeitenden im Marketing entlassen wurden. "Wenn wir unser Leistungsmanagement richtig machen, können wir oft innerhalb von drei Monaten oder weniger nach der Einstellung eines Mitarbeiters sagen, ob er erfolgreich sein wird oder nicht."
Die Entlassung sei in diesem Fall aber nicht gut abgelaufen: "Das Video zu sehen, ist für mich schmerzhaft." Er bemängelt die Abwesenheit des Managers und sagt weiterhin, dass Mitarbeitende niemals überrascht sein sollen, dass er oder sie die Leistungsanforderungen nicht erfüllt habe.