"Heute"-Kolumne
Brigitte Bierlein wollte den Menschen dienen
"Antworten" von Kardinal Christoph Schönborn – der Wiener Erzbischof würdigt Brigitte Bierlein: "Sie hat ihre Aufgabe als Dienst verstanden."
Am Freitag darf ich das Requiem für Brigitte Bierlein halten. Sieben Monate stand sie an der Spitze der Bundesregierung, von Juni 2019 bis Jänner 2020. Sie war die erste Bundeskanzlerin, so beliebt wie kaum ein Kanzler vor ihr. Dabei war ihr Start alles andere als einfach: Der Ibiza-Skandal hatte das Vertrauen in die Politik erschüttert, die Regierung Kurz zerbrach. Wie sollte es in diesem Chaos, politischen Machenschaften und Unglaubwürdigkeit weitergehen?
Aufgaben als Dienst verstanden
In einer aufgeheizten Situation gelang es Brigitte Bierlein mit ihrer nüchternen, ruhigen und klugen Art, die Tagespolitik wieder in geordnete Bahnen zu lenken und viel Vertrauen zurückzugewinnen. Was mich vor allem beeindruckt: Brigitte Bierlein hat ihre Aufgaben wirklich als Dienst verstanden.
Sie wollte nicht im Rampenlicht stehen, sondern Österreich und den Menschen dienen. Ihr ganzes Leben stand im Dienst des Gemeinwohls, der Gerechtigkeit und Rechtsstaatlichkeit, der Menschlichkeit. Dass sie am fünften Jahrestag ihrer Angelobung als Bundeskanzlerin gestorben ist, erinnert daran, dass auch heute alle Kräfte des Landes zusammenwirken sollten für das Gemeinwohl. Sie hat es uns vorgelebt. Danke, Brigitte Bierlein!