Kindergärten schließen
"Bricht mir Herz" – 200 Familien von Pleite betroffen
"Es bricht mir das Herz." Die Schließung der Perlenmeer-Kindergärten trifft 240 Kinder. Die Obfrau spricht über Emotionen und ihren Wunsch, zu helfen.
"Es is nicht fair!" Mit brüchiger Stimme schildert Florance von Gleichen, Obfrau des insolventen Trägervereins "Perlenmeer", ihre Emotionen nach der Schließung der Kindergärten im Interview mit "Heute". Seit Donnerstag ist es fix: Sieben Wiener Kindergärten müssen schließen, 200 Familien sind davon betroffen.
Für sie ist es ein doppelter Schlag: Neben ihrer Verantwortung für 240 Kinder, deren Betreuung abrupt endet, verliert auch ihre eigene bald vierjährige Tochter den Kindergartenplatz, den sie seit drei Jahren mit Freude besucht.
60 Mitarbeiter verlieren Jobs
"Ich wollte in die Kinder investieren und ihnen einen Ort bieten, an dem sie sich sicher und angenommen fühlen können. Dass wir jetzt alle verlieren, schmerzt mich zutiefst", erklärt die Schweizerin. Die Situation sei emotional kaum zu ertragen, da sie nicht nur beruflich, sondern auch privat tief getroffen sei.
Die Schließung sei nicht nur für die Kinder, sondern vor allem für die betroffenen Eltern ein schwerer Schlag. "Für die Familien bedeutet das Chaos, Unsicherheit und die kurzfristige Suche nach neuen Betreuungsplätzen. Ich wollte das vermeiden", betont von Gleichen.
Besonders schwer wiegt für die Obfrau auch das Schicksal der 60 Mitarbeiter. "Viele von ihnen waren bis zuletzt mit vollem Einsatz dabei, haben für die Kinder alles gegeben. Manche kamen sogar in ihrer Freizeit, um sich von den Kindern zu verabschieden." Diese Loyalität und Hingabe habe sie zutiefst bewegt, da sie wisse, wie viel Herzblut das Team in den Alltag gesteckt habe.
Warum sie sich engagiert hat
Von Gleichen erinnert sich, warum sie einst Verantwortung für "Perlenmeer" übernommen hat. "Ich wollte einen Raum schaffen, in dem Kinder sich entfalten können und Vielfalt gelebt wird." Besonders inspiriert habe sie ihre eigene Kindheit: "Meine Kindergärtnerin hat mir damals gezeigt, dass ich gut so bin, wie ich bin. Diese Erfahrung wollte ich weitergeben und den Kindern etwas Ähnliches bieten."
Auch bei der Rettung anderer Kindergärten habe sie mit großem Engagement gehandelt. Doch trotz aller Bemühungen sei der Druck über die Jahre gewachsen. "Leider waren die Herausforderungen größer, als ich sie bewältigen konnte. Ich war zu optimistisch." Die Verantwortung wiege besonders schwer, da sie alles versucht habe, um den Betrieb am Laufen zu halten.
Appell an Christoph Wiederkehr
Von Gleichen kritisiert die Entscheidung der MA 11, die Betriebsbewilligung zu widerrufen. "Diese Maßnahme nimmt uns die Chance, eine geordnete Sanierung und Übergabe an neue Träger zu ermöglichen." Eine Übergangsregelung wäre ihrer Meinung nach der richtige Weg gewesen, um den Kindern und Familien eine kontinuierliche Betreuung zu sichern.
Die Obfrau hofft, dass die Stadt in Zukunft nachhaltigere Lösungen für derartige Fälle findet. "Wir haben gekämpft, aber diese Entscheidung hat uns den letzten Funken Hoffnung genommen." Besonders in Krisenzeiten müsse es besserer Unterstützung für gemeinnützige Organisationen geben, die für Kinder und Familien arbeiten.
"Finanzielle Lage ließ eine weitere nicht zu"
Auf "Heute"-Anfrage betonte Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS), dass der Entzug der Betriebsbewilligung eine notwendige Maßnahme sei, um den Kinderschutz sicherzustellen. "Die finanzielle Lage des Vereins ließ eine weitere sichere Betreuung der Kinder nicht zu. Daher war die MA 11 gezwungen, die Bewilligung zu widerrufen", erklärte Wiederkehr.
Gleichzeitig versicherte er, dass die Stadt Wien die betroffenen Familien aktiv unterstützt. "Wir haben eine Anlaufstelle eingerichtet, um den Eltern bei der Suche nach neuen Betreuungsmöglichkeiten zu helfen. Unser Ziel ist es, möglichst schnell Lösungen für alle betroffenen Kinder zu finden."
Trost in der Unterstützung
Trotz aller Herausforderungen gab es auch kleine Lichtblicke. "Die Nachrichten von Eltern und MitarbeiterInnen, die mir Mut zugesprochen haben, haben mich zu Tränen gerührt", erzählt von Gleichen. Diese Solidarität und die vielen dankbaren Worte hätten ihr gezeigt, dass ihre Arbeit geschätzt wurde, auch wenn das Projekt nun beendet sei.
Stolz sei sie auf die Inklusionskonzepte, die sie für die Kindergärten entwickelt hat. "Auch wenn wir sie nicht mehr umsetzen konnten, waren sie ein wichtiger Schritt für eine bessere Betreuung." Besonders die Idee, Kindern mit unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht zu werden, bleibe ihr als positiver Aspekt der Arbeit in Erinnerung.
Hoffnung für die Zukunft
Von Gleichen wünscht sich, dass die betroffenen Familien rasch neue Betreuungsmöglichkeiten finden. "Es ist mir wichtig, dass die Kinder weiterhin in einem Umfeld gefördert werden, das ihnen Sicherheit und Geborgenheit gibt." Die Sorge um die Zukunft der Kinder habe sie während der gesamten Zeit angetrieben und sei auch jetzt noch ihr größtes Anliegen.
Abschließend betont die Obfrau, dass sie trotz aller Rückschläge daran glaubt, dass aus dieser Krise etwas Positives entstehen kann. "Die Unterstützung von engagierten Menschen zeigt mir, dass es sich lohnt, für die Kinder zu kämpfen."
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Auf den Punkt gebracht
- Die Schließung der Perlenmeer-Kindergärten betrifft 240 Kinder und 200 Familien, was bei der Obfrau Florance von Gleichen große emotionale Belastung auslöst.
- Trotz der Bemühungen, den Betrieb aufrechtzuerhalten, und der Kritik an der Entscheidung der MA 11, die Betriebsbewilligung zu widerrufen, hofft sie, dass die betroffenen Familien schnell neue Betreuungsmöglichkeiten finden und aus der Krise etwas Positives entstehen kann.