Dreimal die Woche
Autistischer Bub darf nur 45 Minuten in Kiga bleiben
Silvia A. (27) ist verzweifelt: Ihr autistischer Sohn Mario (6) wird nur dreimal die Woche für 45 Minuten im Kindergarten betreut.
Vor etwa zwei Jahren wurde bei Mario (6) frühkindlicher Autismus diagnostiziert: "Er ist zwar nonverbal, aber sehr selbstständig. Er kann selbst essen und sich auch selbst beschäftigen", berichtet seine Mutter, Silvia A. (alle Namen geändert).
Da der Sechsjährige heuer eingeschult wird, erhielt die 27-Jährige im vergangenen Herbst einen Kindergartenplatz in einer heilpädagogischen Gruppe am Bildungscampus Sonnwendviertel (Favoriten). Das Problem: "Er wird dort nur dreimal pro Woche von 14.30 Uhr bis 15.15 Uhr betreut. Zudem ist er meistens allein mit einer Pädagogin in einem Raum, hat keinen Kontakt zu den anderen Kindern. Angeblich aufgrund von Personalmangel", meint Silvia A.
„Die Betreuung für Mario ist viel zu wenig. Er soll doch auch Kontakt zu anderen Kindern haben“
Gemäß dem verpflichtenden Kindergartenjahr müssen Kinder (ab dem vollendeten 5. Lebensjahr) mindestens 20 Stunden betreut werden. Laut MA 11 (Kinder- und Jugendhilfe) gibt es allerdings eine Ausnahme von der Besuchspflicht: "Wenn einem Kind aufgrund einer Behinderung oder aus medizinischen Gründen der Besuch des Kindergartens nicht zugemutet werden kann. Der Mutter drohen keine Konsequenzen, da sie offenbar bereit ist, ihrer Verpflichtung nachzukommen. Konsequenzen würden nur dann drohen, wenn sie den Besuch des Kindergartens verweigern würde", erklärt eine Sprecherin.
Aber auch, wenn Silvia A. keine Strafe droht: "Die Betreuung für Mario ist viel zu wenig. Ich will die Möglichkeit haben, ihn schon in der Früh zu bringen. Auch die Einzelbetreuung ist nicht gut. Er soll doch auch Kontakt zu anderen Kindern haben!", kritisiert die Wienerin, die sich ohne Erfolg an die Kindergartenleitung wandte: "Ich weiß wirklich nicht mehr weiter."
Betreuungsbedarf an Kinder angepasst
"Heute" fragte bei der MA 10 (Wiener Kindergärten) nach, warum Mario nur dreimal pro Woche 45 Minuten betreut wird: "Der intensive Betreuungsbedarf wird am Entwicklungsstand und den individuellen Bedürfnissen der Kinder erhoben. In manchen Fällen kann eine zeitliche Reduktion des Aufenthaltes im Kindergarten daher geboten sein, zum Beispiel im Rahmen der Eingewöhnungsphase. Gerne stehen der Familie sowohl die Kindergartenleitung als auch die zuständige Regionalleitung für Gespräche zur Verfügung", meint eine Sprecherin.
Nach der "Heute"-Anfrage kam etwas Bewegung in die Causa: "Es gab ein Gespräch mit einer Vorgesetzten. Mir wurde mitgeteilt, dass Mario nun jeden Tag 45 Minuten lang betreut und auch mit anderen Kindern in Kontakt kommen wird. Alle drei bis vier Wochen wird dann erhoben, wie der derzeitige Stand ist, dann soll die Betreuung langsam ausgeweitet werden", sieht Silvia A. ein wenig Licht am Ende des Tunnels.
Kinder mit intensivem Betreuungsbedarf
Für die Kindergärten der Stadt Wien (MA 10) sind nach jetzigem Stand über 300 inklusive ElementarpädagogInnen tätig, zudem gibt es in diesem Bereich 250 offene Stellen. Insgesamt sucht die Stadt derzeit 740 Elementar-PädagogInnen.
Derzeit werden fast 2.000 Kinder mit intensivem Betreuungsbedarf (Kinder mit chronischen Erkrankungen oder Behinderung) werden in den städtischen Kindergärten und Horten betreut, rund 1.000 Kinder mit Behinderung sind für einen Platz in einer Integrations- oder Heilpädagogischen Gruppe vorgemerkt.
Im Oktober 2024 wurde eine Gesetzesnovelle zur Inklusion im Elementarbereich beschlossen. Entsprechende Förderrichtlinien sollen es privaten Kindergärten, Kindergruppen und Tageseltern erleichtern, Kinder mit Behinderung und chronischen Erkrankungen zu betreuen.
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Auf den Punkt gebracht
- Silvia A. ist verzweifelt, da ihr autistischer Sohn Mario nur dreimal die Woche für 45 Minuten im Kindergarten betreut wird und keinen Kontakt zu anderen Kindern hat.
- Nach einer Anfrage bei der MA 10 wurde nun beschlossen, dass Mario täglich 45 Minuten betreut wird und auch mit anderen Kindern in Kontakt kommen soll, wobei die Betreuung schrittweise ausgeweitet werden soll.