Terror-Fachmann in ZIB2

"Brenzlige Situation" – Experte ordnet neue Gefahr ein

Peter Neumann gilt seit Jahren als führender Terrorexperte. Am Sonntag sprach er über die jüngsten Entwicklungen. Und diese haben es in sich.

Michael Rauhofer-Redl
"Brenzlige Situation" – Experte ordnet neue Gefahr ein
Terrorexperte Peter Neumann war am Sonntagabend (07.01.2024) aus London ins ZIB2-Studio zugeschaltet.
Screenshot ORF

Der jüngste Terroranschlag im Iran hat fast 100 Todesopfer gefordert. Mittlerweile hat sich die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) zur Attacke bekannt. Auch die zuletzt rund um Weihnachten inhaftierten mutmaßlichen Islamisten, die unter anderem einen Anschlag in Wien geplant haben sollen, sollen zum IS zählen. Dazu war am Sonntag Terrorexperte Peter Neumann Gast in der ZIB2 bei Martin Thür. 

Dieser erklärte, dass der Islamische Staat in seinem Kernterritorium, dieses liegt im Irak und in Syrien, 2019 zerschlagen worden sei. Dadurch hätten aber Splittergruppen die Chance gesehen, in der Hierarchie aufzusteigen. Einer dieser Ableger der ISPK – benannt nach der Region Khorasan, gilt allerdings als besonders gefährlich. Laut Neumann würden diese Gruppierungen nun versuchen, Anschläge im Westen zu verüben.

Wenig Personen vom IS geschmuggelt

Warum taucht nun Tadschikistan vermehrt im Zusammenhang mit Terror auf, wollte Thür von seinem Gesprächspartner wissen. Dabei handle es sich um ein Land, mit turbulenter Vergangenheit. Man habe dort Leute gefunden, die für die Ideologie des IS zu gewinnen wären. Das sehe man auch bei Personen im Westen. In diesem  Zusammenhang erklärte der Fachmann, dass im Zuge der Migrationsströme von 2015 und 2016 nur sehr wenige Leute vom IS nach Europa geschmuggelt worden seien. Was es aber schon gegeben hat, ist, dass sich Migranten dann in Europa radikalisiert hätten. 

Zum Nachsehen: Das ganze ZIB2-Interview mit Peter Neumann vom 7. Jänner 2024

Martin Thür wollte anschließend wissen, ob die Terror-Szene in Europa gut genug beobachtet werde. Der Experte erklärte, dass er diese Frage vor dem 7. Oktober – dem Tag der bestialischen Hamas-Attacken auf Israel, Anm. – "auf jeden Fall" bejaht hätte. Seither gebe es aber eine "neue Situation". Al Quaida, ebenfalls eine dschihadistische Terror-Organisation, bezeichnet den 7. Oktober 2023 als genauso wichtiges Datum wie den 11. September 2001. Die Ereignisse im Nahen Osten hätten zu einer "riesigen Mobilisierung" geführt, warnt der Experte. Nun würden neue Netzwerke entstehen. Die Situation sei "unübersichtlich". 

Am Sonntag kam es zu Gefechten zwischen Israel und der Hisbollah in der Grenzregion. Die Hisbollah wird vom Iran unterstützt. Die USA haben den Iran nun vor einer Eskalation im Libanon gewarnt. Auch Neumann sieht eine große Gefahr, dass dieser Konflikt nun in eine weitere Phase gehen könnte. Bisher habe man gesehen, dass Israel versuche, die Hamas im Gazastreifen zu bekämpfen.

Was man nun sehe, sei eine "gefährliche Regionalisierung des Konflikts". An immer mehr Stellen ploppe dieser nun auf. Der gemeisame Nenner bei allen Entwicklungen sei der Iran. Dieser "spiele mit dem Feuer". Insgesamt sei das eine "brenzlige Situation, so der Experte. 

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