Ukraine

"Brennpunkt" –Selenski tut, womit niemand gerechnet hat

Der ukrainische Präsident tanzt Putin auf der Nase herum. Überraschend hat Wolodimir Selenski die umkämpfte Stadt Bachmut direkt an der Front besucht.

Roman Palman

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski ist überraschend in die seit Monaten zwischen russischen und ukrainischen Truppen hart umkämpfte ostukrainische Stadt Bachmut gereist. "Er hat die vordersten Positionen besucht, Kämpfer mit Orden und wertvollen Geschenken ausgezeichnet", teilte Selenskis Sprecher Serhij Nykyforow dem Staatssender "Freedom" zufolge am Dienstag, dem am 300. Kriegstag, mit.

Danach habe der 44-jährige Staatschef die Kleinstadt in der Oblast Donezk wieder verlassen. Selenski hatte erst am Vortag Bachmut als den "heißesten Punkt", den "Brennpunkt" entlang der über 1.300 Kilometer langen Front bezeichnet.

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    Der ukrainische Präsident tanzt Putin auf der Nase herum. Völlig überraschend ist Wolodimir Selenski...
    Der ukrainische Präsident tanzt Putin auf der Nase herum. Völlig überraschend ist Wolodimir Selenski...
    Ukrainian Presidential Press Service/Handout via REUTERS

    Die Ukraine erwehrt sich seit knapp zehn Monaten einer russischen Invasion. In der Zeit hat Selenski das Land nicht verlassen. Mehrfach reiste der ukrainische Präsident ins Kampfgebiet. Im Gegensatz dazu ist der russische Präsident Wladimir Putin bislang kein einziges Mal an der Front gewesen.

    Um die Stadt Bachmut wird seit Monaten heftigst gekämpft. Die Russen (rot) sind mit 20.12. bereits bis an den Stadtrand herangerückt.
    Um die Stadt Bachmut wird seit Monaten heftigst gekämpft. Die Russen (rot) sind mit 20.12. bereits bis an den Stadtrand herangerückt.
    liveuamap.com

    Selenski: 100.000 Putin-Soldaten tot

    Im Rahmen seiner Videoansprache sagte der ukrainische Präsident ebenso, dass die russischen Streitkräfte seit Beginn der Invasion der Ukraine schon fast 100.000 Soldaten verloren hätten. "Bisher sind es knapp 99.000 Soldaten, in wenigen Tagen erhöhen sich die Verluste der Besatzer auf 100.000", so Selenski. Gemeint sind getötete Soldaten. 

    "Und wofür? Niemand in Moskau hat darauf eine Antwort, und wird sie auch (in Zukunft) nicht haben", donnerte der 44-Jährige. Die Verantwortlichen in Moskau führten Krieg und würden "Menschenleben verschwenden" – aber nicht die eigenen Leben, oder die ihrer Angehörigen, sondern die Anderer. "Und das nur, weil eine Gruppe im Kreml Fehler nicht einzugestehen weiß und schreckliche Angst vor der Realität hat." 

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      Bilder von der Schlacht um Bachmut im Osten der Ukraine, 2022.
      Bilder von der Schlacht um Bachmut im Osten der Ukraine, 2022.
      Libkos / AP / picturedesk.com

      Genaue bzw. glaubhafte Angaben zu den Verlusten der russischen und ukrainischen Streitkräfte gibt es von beiden Seiten nicht. Westliche Militärs haben jedoch zuletzt die Zahl der getöteten und verwundeten russischen Soldaten auf weit über 100.000 geschätzt. Auf Seiten der Ukraine soll es ähnlich aussehen. 

      Putin gibt Probleme zu

      Russlands Präsident Wladimir Putin hat unterdessen große Probleme in den vier ukrainischen Regionen eingeräumt, die Moskau nach eigenen Angaben annektiert hat. "Die Situation in den Volksrepubliken Donezk und Luhansk sowie in den Regionen Cherson und Saporischschja ist extrem schwierig", sagte Putin am Dienstag in einem an Mitarbeiter von russischen Geheim- und Sicherheitsdiensten gerichteten Video.

      Putin lobte die Arbeit der russischen Sicherheitskräfte, die in den "neuen Regionen von Russland" eingesetzt seien. "Die Menschen, die dort leben, die Bürger Russlands, verlassen sich auf Sie, auf Ihren Schutz", sagte der russische Präsident. Er forderte zudem eine "maximale Konzentration" bei Russlands Spionageabwehr.

      Putin hatte im September erklärt, Russland habe vier Regionen im Süden und Osten der Ukraine annektiert. Zuvor hatten Vertreter Moskaus dort Scheinreferenden abgehalten, die der Westen und die Ukraine als Betrug bezeichneten, obwohl zu Russland zu keinem Zeitpunkt die betreffenden Regionen komplett unter Kontrolle hatte.

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        ALEX WROBLEWSKI / AFP / picturedesk.com