Gesundheit
Brasilien schenkt gemobbten Kindern Beauty-OPs
Im brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso können sich Kinder gratis operieren lassen, wenn sie wegen ihres Aussehens gemobbt werden.
Kinder können, gerade wenn es um äußere Körpermerkmale geht, mit ihren Bemerkungen gnadenlos sein. Mobbing kann die Betroffenen enorm belasten, krank machen und sogar zum Selbstmord treiben. In einer Befragung im Jahr 2022 gaben 40 Prozent der brasilianischen Schulkinder an, unter den Folgen von Mobbing gelitten zu haben. Rund ein Viertel der Befragten bezeichnete ihr Leben gar als "nicht mehr lebenswert", nachdem sie gemobbt wurden. Im brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso will man dem Mobbing jetzt mit einer ungewöhnlichen Maßnahme entgegentreten.
Nasen- und Brust-OP für Schulkinder
Denn seit Mai werden Kindern und Jugendlichen, die wegen ihres Aussehens gemobbt werden, kostenlose plastische Operationen angeboten. Bereits Fünfjährige können abstehende Ohren korrigieren lassen, Nasen- und Brust-OPs sind für Mädchen ab 16 und Buben ab 17 Jahren gratis verfügbar. Vor der Operation ist die Zustimmung der Eltern und des Kindes sowie eine psychologische Beurteilung des Kindes nötig. Operationen, die bei Fettleibigkeit Abhilfe schaffen könnten, müssen derweil selber bezahlt werden.
Mit den Gratis-Schönheits-OPs soll laut Eduardo Riedel, dem Gouverneur von Mato Grosso, das Selbstvertrauen der Betroffenen gestärkt und die Zahl der Schulabbrecher gesenkt werden. Im Gliedstaat habe es im letzten Jahr über 150 Fälle von "Einschüchterung aus ästhetischen Gründen" gegeben.
Brasilianer unterstützen Initiative
Seitens des Gesundheitsministeriums heißt es, dass man sich bewusst sei, dass es nicht nur Mobbing wegen des Aussehens gebe. Bei den Brasilianerinnen und Brasilianern, einer Nation, die besessen ist von Schönheits-OPs, kommt die Aktion gut an: Laut dem Innenministerium würden die Leute Schlange stehen, auch im Netz gibt es viele positive Kommentare. Aussehen habe eine enorme Bedeutung, besonders im Jugendalter, sagte Benavides.
Ist das die richtige Methode?
Statt zu versuchen, diese unnötig starke Gewichtung des Aussehens abzuschwächen, setzt Brasilien also darauf, dass sich die Menschen operieren lassen bis sie nicht mehr gemobbt werden. Derweil setzen viele andere Länder beim Kampf gegen Mobbing auf Präventionsmaßnahmen, etwa eine Sensibilisierung der Eltern und Kindern und eine Stärkung der Klassengemeinschaft.
Im Ansatz, den der Bundesstaat Mato Grosso wählt, besteht die Gefahr, dass nun Mobbing-Opfer, die selbst mit ihrem Aussehen eigentlich vollkommen zufrieden sind, auch noch unters Messer gezwungen werden. An der Denk- und Handlungsweise der Täter dagegen dürfte sich wenig ändern, wie die Neue Zürcher Zeitung schreibt: Diese hätten bereits ein neues Opfer im Visier.