Welt

Bootsunglück: Die Überlebenden weinen, ohne zu sprechen

Bei einem Bootsunglück in Süditalien haben am Sonntag mindestens 60 Menschen ihr Leben verloren, darunter etwa 20 Kinder.

Carolin Rothmüller
Nach ersten Informationen waren die Migrantinnen und Migranten auf einem Fischkutter unterwegs gewesen. Dieser sei bei schwerem Seegang auseinandergebrochen.
Nach ersten Informationen waren die Migrantinnen und Migranten auf einem Fischkutter unterwegs gewesen. Dieser sei bei schwerem Seegang auseinandergebrochen.
REUTERS

Am frühen Sonntagmorgen brach in Süditalien ein Fischkutter auseinander. Nach ersten Erkenntnissen waren ungefähr 150 Migrantinnen und Migranten auf dem alten, etwa 20 Meter langen Boot zusammengepfercht. Einige Überlebende geben an, es seien etwa 180 gewesen, für andere waren es viel mehr, mindestens 250. Eine genaue Einschätzung wird dadurch erschwert, dass die Überlebenden kein Englisch sprechen.

Unter den bisher gemeldeten 60 Todesopfern befinden sich laut einem Bericht von "Corriere della Sera" etwa 20 Kinder. So seien unter den ermittelten Opfern zwei jüngere Zwillinge und ein wenige Monate altes Baby.

Wo kommen die Überlebenden unter?

80 Menschen überlebten das Bootsunglück. Einige konnten selbstständig an die Küste schwimmen. 21 von ihnen wurden in die Notaufnahme des Spitals in Crotone transportiert, befinden sich aber nicht in einem kritischen Zustand. Da nicht genügend Platz vorhanden sei, habe ein Neunjähriger auf der Station für Corona-Patienten untergebracht werden müssen, schreibt der "Corriere della Sera". Die anderen 59 Überlebenden wurden in das Aufnahmezentrum für Asylbewerber in Isola di Capo Rizzuto verlegt, wo sie trockene Kleidung und Decken erhalten haben.

"Die Überlebenden weinen, ohne zu sprechen, und starren ins Leere. Eine Frau, die eine gebrochene Nase hat, schreit verzweifelt den Namen ihres Sohnes, der nicht mehr gefunden wird" , so beschreibt die italienische Zeitung die Situation.

Drei mutmaßliche Schleuser identifiziert

Drei Personen konnten als mutmaßliche Schleuser des in der Nacht gekenterten Bootes identifiziert werden. Einer der Verdächtigen werde nun von der Staatsanwaltschaft vernommen. Es soll sich um einen türkischen Staatsangehörigen handeln. Ihm werden illegale Einwanderung sowie Totschlag vorgeworfen. In den Trümmern des Schiffes sollen auch Dokumente einer weiteren Person gefunden worden sein, die noch nicht ausfindig gemacht werden konnte. Möglicherweise ist sie geflohen, gehört zu den Todesopfern oder zu den Vermissten.

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    ALEX WROBLEWSKI / AFP / picturedesk.com