Österreich
Bootsdrama: ,Girl's Camp' gibt es jetzt nicht mehr
Künftig müsse immer ein Notruf abgesetzt werden, Gas wegnehmen kommt in die Ausbildung hinein. Und: Evaluierung, ob solche Veranstaltungen überhaupt künftig stattfinden.
Das Unglück auf der Donau bei Hainburg (Bruck) am 1. September hätte verhindert werden können. Das geht wie berichtet aus dem Unfallbericht hervor.
Der Steuermann, ein Oberwachtmeister (33) mit 200 Stunden Pionierboot-Erfahrung, hätte nach dem Eintauchen des Bugs den Schub zurücknehmen müssen.
Weil die Geschwindigkeit nicht reduziert worden war, drangen über die Bugwelle Hunderte Liter Wasser pro Sekunde ein. Das Boot, mit acht Teilnehmerinnen des „Girl's Camp" und fünf Soldaten an Bord, kenterte. Zwei Frauen (22, 18) waren 39 bzw. 45 Minuten unter dem Boot gefangen, mussten reanimiert werden. Über ihren Gesundheitszustand wird spekuliert, es gibt keine Auskunft, das wollen laut Heer die Angehörigen so.
Die Schuldfrage und mögliche Konsequenzen für den Unteroffizier seien offen: „Der Unfallbericht geht an die Staatsanwaltschaft und an unsere Disziplinarabteilung", so Heeressprecher Oberst Michael Bauer zu „Heute".
Der 60-seitige Untersuchungsbericht soll so rasch wie möglich übermittelt werden. Die Anklagebehörde solle ihn noch in dieser Woche auf dem Tisch haben.
"Verkettung von Faktoren"
Der Sachverständige sprach davon, dass das Gefährt zum Zeitpunkt des Kenterns "fast voll" (mit Wasser, Anm.) gewesen sei. Es habe sich wohl um zwei Kubikmeter gehandelt. Aus Sicht des Gutachters ist "kein Fahrfehler von vorne hinein" vorgelegen. Letztlich habe es sich um eine "Verkettung von Faktoren" gehandelt. In die Ausbildung aufzunehmen sei künftig, dass Gas weggenommen werden müsse, "wenn der Bug unterschneidet". Hätte der Bootsführer auf 0-Geschwindigkeit reduziert, wäre nichts passiert, so der Sachverständige.
Klargestellt wurde, dass ein Notruf abzusetzen gewesen wäre, "wenn ein Boot kentert". Das werde sich in Zukunft "in den Vorschriften wiederfinden", kündigte Generalsekretär Wolfgang Baumann an.
Keine derartigen Veranstaltungen in naher Zukunft
Den Angaben vom Mittwoch zufolge wurden neben den beiden schwer verletzten Frauen noch drei Frauen etwa drei Minuten nach dem Unfall gerettet, die ebenfalls unter dem Boot eingeschlossen waren. Im Bugbereich habe sich eine Luftblase gebildet. Die Suche nach Vermissten sei "sofort" gestartet worden.
"Wir denken sehr nach, ob wir Veranstaltungen in dieser Art wieder durchführen", sagte der Leiter der Personalsektion, Christian Kemperl, am Mittwoch bei der Präsentation des Unfallberichts im Verteidigungsministerium in Wien. Es werde jedenfalls eine Evaluierung geben. Zur Vermeidung von Unfällen wie jenem am 1. September müssten "die Sicherheitsbestimmungen, die bis jetzt schon sehr hoch waren, für Fahrten im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit noch mehr erhöht werden", kündigte das Bundesheer an. (wes)