Ging von Favoriten aus
Blutiger Bandenkrieg in Wien – das war der Auslöser
In Wien tobte in mehreren Bezirken eine Fehde zwischen Syrern und Tschetschenen – nun scheint klar: Ein Mordversuch soll zur Eskalation geführt haben.
Es ging, wie könnte es anders sein, um die Ehre. Doch der folgende Vorfall am Reumannplatz sollte weitreichende Folgen haben: Ein blutiger Bandenkrieg erschütterte wochenlang ganz Wien, bis am Ende Stammesälteste verschiedener Clans einen Frieden ausverhandeln mussten – wir berichteten.
Was war passiert: Ein Tschetschene (21) namens A. fühlte sich am 1. März durch ein Verkaufsangebot eines syrischen Drogendealers (18) provoziert, da die illegalen Substanzen im Islam als absolute Sünde gelten. "Ich hasse Suchtgift und Dealer. So etwas macht mich aggressiv", sagte A. bei der Polizei aus.
Das sagt die Polizei über Straßenkämpfe
Es kam zum Streit, bei dem der Syrer dem Tschetschenen einen Kopfstoß versetzte und ihm Pfefferspray ins Gesicht sprühte. Der arbeitslose Tschetschene rappelte sich auf und kam wenige Stunden später mit seinem Vater (45) zurück. Ein "böser Blick" genügte, dann zückte der 21-Jährige und bei der "Aussprache" sein Klappmesser und verpasste dem 18-Jährigen laut der schockierenden Anklageschrift einen Lungenstich – wir berichteten hier.
Der bisher unbescholtene Vater von insgesamt acht (!) Kindern soll einen Komplizen des lebensbedrohlich verletzten Opfers anschließend noch mit dem Messer in der Hand bedroht haben – und muss sich am Freitag ebenfalls wegen versuchten Mordes in Wien vor einem Geschworenengericht verantworten. Beiden drohen lange Haftstrafen.
"Bedauerlicherweise ist die geplante friedliche Aussprache völlig aus dem Ruder gelaufen und kam es zu gegenseitigen Tätlichkeiten zwischen dem Syrer und meinem Mandanten, der im Zuge des Raufhandels sein Messer zückte und den Kontrahenten damit verletzte", ist Top-Verteidiger Florian Kreiner sicher.
Videos von jungen syrischen Männern, die mit Messern und Gürteln bewaffnet die beiden Tschetschenen durch die Quellenstraße jagten, wurden auf sozialen Medien geteilt und "waren sicherlich Mitgrund und Auslöser für die Ereignisse in den darauffolgenden Wochen", so Kreiner zu "Heute". Die beiden Angeklagten wollen vor Gericht für ihr Handeln zwar die "jeweilige Verantwortung übernehmen", ein Tötungsvorsatz werde aber vehement bestritten.
Brisant: Vier Wochen nach dem Vorfall wurde im Favoritner Arthaberpark ein Tschetschene (30) wiederum von Syrern der sogenannten 505-Gruppe niedergestochen und überlebte die Attacke mit schwersten Verletzungen im Genitalbereich nur knapp. Daraufhin lieferten sich Syrer und Afghanen den ganzen Sommer über Straßenschlachten mit Tschetschenen, die in Telegramgruppen organisiert als "Sittenwächter" Jagd auf die jugendlichen Syrer machten.
Bildstrecke: "Geht um Ehre" – darum stechen sich Banden in Wien ab
Auf den Punkt gebracht
- In Wien eskalierte ein Bandenkrieg zwischen Syrern und Tschetschenen, ausgelöst durch einen Mordversuch, der auf einem Streit um die Ehre und den Verkauf von Drogen basierte
- Die Auseinandersetzungen führten zu wochenlangen blutigen Konflikten, die erst durch die Vermittlung von Stammesältesten beendet wurden