Jahrelang stagnierte der syrische Bürgerkrieg – in den vergangenen Tagen ging es dann sehr schnell: Innerhalb weniger Tage eroberten islamistische Kämpfer und mit ihnen verbündete Milizen mehrere Großstädte und große Teile des Landes – und am Sonntag schließlich die Hauptstadt Damaskus. Machthaber Baschar al-Assad flüchtete laut Angaben russischer Medien nach Moskau. Eine Chronik der dramatischen Entwicklungen:
Die islamistische Gruppe Hajat Tahrir al-Scham (HTS) und ihre Verbündeten starten überraschend eine Großoffensive. In der nördlichen Provinz Aleppo greifen sie die Regierungstruppen von Machthaber Assad an. Innerhalb von 24 Stunden werden bei den Kämpfen mehr als 130 Menschen getötet, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilt.
Die Aufständischen rücken in Aleppo ein. Daraufhin fliegt das mit Assad verbündete Russland Luftangriffe in Syriens zweitgrößter Stadt – laut der Beobachtungsstelle sind es die ersten russischen Luftangriffe auf Aleppo seit 2016. Dennoch gelingt es der HTS, die Stadt innerhalb eines Tages größtenteils unter ihre Kontrolle zu bringen.
Russland und der Iran sagen Assad weitere militärische Hilfe zu. In einem Telefonat bekunden der russische Präsident Wladimir Putin und sein iranischer Kollege Massud Peseschkian ihre "bedingungslose Unterstützung" für die syrische Regierung. Assad prangert die Offensive der Islamisten als Versuch an, "die Landkarte im Einklang mit den Zielen der Vereinigten Staaten und des Westens neu zu gestalten".
Die HTS und ihre Verbündeten erobern nach heftigen Kämpfen gegen Regierungstruppen Syriens viertgrößte Stadt Hama.
Die Aufständischen rücken nahe an Syriens drittgrößte Stadt Homs heran. HTS-Anführer Abu Mohammed al-Dscholani nennt den Sturz Assads als Ziel der Offensive. Laut der Beobachtungsstelle sind seit deren Beginn mehr als 820 Menschen getötet worden, 280.000 Menschen wurden nach UN-Angaben in die Flucht getrieben.
Die Aufständischen nehmen Homs ein. "Damaskus wartet auf Euch", erklärt HTS-Chef al-Dscholani in einer Botschaft an seine Kämpfer.
In der Nacht melden die Aufständischen, sie seien in die syrische Hauptstadt Damaskus eingerückt. Sie verkünden die Einnahme von Damaskus und den "Beginn einer neuen Ära für Syrien". Machthaber Assad flüchtet aus dem Land – wohin, ist zunächst unklar. Stunden später melden russische Medien, Assad und seine Familie seien nach Moskau geflohen. Syriens Regierungschef Mohamed al-Dschalali erklärt seine Bereitschaft zur Machtübergabe. Einwohner feiern in den Straßen, Plünderer und Schaulustige dringen in Assads Residenz und in den Präsidentenpalast ein. Auch das berüchtigte Sednaja-Gefängnis bringen die Aufständischen unter ihre Kontrolle und lassen tausende Gefangene frei. (AFP)