"Rote Hochburgen" bröckeln

Blau schlägt Rot – So wählte der Gemeindebau in Wien

Die FPÖ gewinnt in Wiens roten Gemeindebauten deutlich an Stimmen. Selbst im ikonischen Karl-Marx-Hof rutscht die SPÖ ab.

Hannah  Maier
Blau schlägt Rot – So wählte der Gemeindebau in Wien
Gemeindebau am Rennbahnweg in Wien.
Sabine Hertel

In keinem Bundesland schnitt die SPÖ bei der Nationalratswahl 2024 insgesamt so gut ab, wie in Wien. In vier Bezirken schafften es die Roten aber nicht an die Spitze: Innere Stadt, Hietzing und Döbling (hier ist die ÖVP stimmenstärkste Partei) und Floridsdorf (die FPÖ hat hier die Nase vorn).

Doch wie haben sich die Menschen in den "Roten Hochburgen" Wiens, den Gemeindebauten, entschieden? Eine "Heute"-Analyse der letzten Wahlen in den Gemeindebauten Karl Marx Hof (Döbling), Alt Erlaa (Liesing), Rennbahnweg (Donaustadt) und Karl Meisel Hof (Simmering) zeigte bereits, dass Wiens Gemeindebauten immer "bunter" werden. Seit Wahlsonntag steht fest: Die FPÖ hat auch hier deutlich an Stimmen dazugewonnen. SPÖ, Grüne und ÖVP verloren.

Karl-Marx-Hof: FPÖ legt massiv zu

Der Karl-Marx-Hof im 19. Wiener Gemeindebezirk gilt als eine Ikone des "Roten Wiens". Das geht aus den Wahlergebnissen der letzten Jahre hervor, die eine positive Tendenz zeigen. Doch dieses Mal verloren die Roten auch hier. Erzielte die SPÖ bei der Wahl 2019 noch 45 Prozent, sind es nun nur noch 39,95 Prozent. Damit liegt die Partei zwar noch auf Platz 1, doch die FPÖ holt mit einem Ergebnis von 26,19 Prozent ordentlich auf (2019 waren es 14,58 Prozent).

Überraschend stark war im Sprengel auch die KPÖ. Sie erreichte 7,14 Prozent und liegt damit vor den Neos (6,88 Prozent) und den Grünen (5,82 Prozent). Auf die ÖVP entfielen 10,05 Prozent der gültig abgegebenen Stimmen.

Wohnpark Alt Erlaa: FPÖ und Neos gewinnen

Im Sprengel des Wohnparks Alt Erlaa mussten alle Parteien – bis auf Neos und FPÖ – Verluste hinnehmen. Die ÖVP liegt mit 30,16 Prozent auf Platz eins – verlor aber rund zwei Prozent. Die SPÖ schnitt mit 24,59 Prozent etwas schlechter als 2019 ab (27 Prozent), bleibt aber auf Platz Zwei – dicht gefolgt von der FPÖ mit 19,49 Prozent. Die Blauen gewannen auch in diesem Sprengel dazu; 2019 erreichten sie nur 15 Prozent. Auch die Neos konnten zulegen: 2019 bekamen sie 4,5 Prozent der Stimmen, nun sind es 9,28 Prozent.

Gemeindebau Rennbahnweg: Nur die Hälfte ging wählen

Wenn man sich das Wahlergebnis für den Sprengel 68 ansieht, fallen zwei Dinge auf: Zum einen gewann die FPÖ enorm dazu: Bei der Wahl 2019 kamen die Blauen auf 17,7 Prozent. Jetzt liegt die Partei bei 30,71 Prozent. Zum anderen gaben am Sonntag von 846 wahlberechtigten Personen nur 400 ihre Stimme ab.

Die Nase vorn hat im Gemeindebau-Sprengel weiterhin die SPÖ mit 43,91 Prozent, auch hier verloren sie aber im Vergleich zur letzten Wahl 2019 (52 Prozent). Für die Grünen war der Wahlsonntag ganz und gar nicht erfreulich, erreichte man nur 1,78 Prozent und liegt damit hinter den Neos (2,79 Prozent) und der KPÖ (2,28 Prozent).

Karl Meisel Hof: SPÖ muss Zepter abgeben

In Simmering ist die FPÖ traditionellerweise stark. Diesmal konnte die FPÖ mit 31,73 Prozent der Stimmen in ganz Simmering aufholen, bleibt jedoch knapp hinter der SPÖ, die mit 31,98 Prozent ihre Führungsposition im 11. Bezirk behaupten konnte.

Im Gemeindebau Karl-Maisel-Hof hat die FPÖ bei den letzten Nationalratswahlen (2008, 2013, 2017 und 2019) stets einen höheren Stimmenanteil erreicht als im gesamten 11. Bezirk. So auch dieses Mal. 34,10 Prozent der Stimmen gingen im Sprengel 40 an die FPÖ. Damit liegen die Blauen vor den Roten (31,59 Prozent). Weit dahinter platziert sich die ÖVP mit 14,64 Prozent. Die Grünen (2,93 Prozent) liegen hinter der KPÖ (4,81 Prozent), den Neos (4,60 Prozent) und der Bierpartei (4,18 Prozent).

Historischer FPÖ-Sieg bei der Wahl  – so jubeln die Blauen

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    Christan Hafenecker mit der Faust: Bei der Verkündung der ersten Hochrechnung brach Jubel aus.
    Christan Hafenecker mit der Faust: Bei der Verkündung der ersten Hochrechnung brach Jubel aus.
    Denise Auer

    Auf den Punkt gebracht

    • Bei der Nationalratswahl 2024 schnitt die SPÖ in Wien insgesamt am besten ab, verlor jedoch in den Gemeindebauten an Boden, während die FPÖ deutlich zulegte
    • In den analysierten Gemeindebauten wie dem Karl Marx Hof, Alt Erlaa, Rennbahnweg und Karl Meisel Hof verzeichneten die "Blauen" erhebliche Stimmengewinne, während SPÖ, Grüne und ÖVP Verluste hinnehmen mussten; die KPÖ schnitt relativ gut ab
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