Niederösterreich

Blackout? Boom an "Erneuerbaren" überfordert Stromnetz

Im Mai konnten in Österreich Strom-Exportrekorde erzielt werden. Doch es ginge noch viel mehr. Das Problem sei die schwache Netz-Infrastruktur.

Isabella Nittner
Die Infrastruktur sei zu schwach oder gar nicht vorhanden, kritisiert Austrian Power Grid.
Die Infrastruktur sei zu schwach oder gar nicht vorhanden, kritisiert Austrian Power Grid.
Getty Images/iStockphoto

Wind, Wasser und Sonne – Österreich ist im EU-Vergleich Vorreiter bei den Erneuerbaren Energien. Insbesondere in den Sommermonaten kann aufgrund des Ausbaus von umweltfreundlichen Möglichkeiten ein Großteil des Stroms durch "Erneuerbare" gedeckt werden.

NÖ an erster Stelle

Der Mai sprengte dabei alle Rekorde, wie die Austrian Power Grid, Österreichs Übertragungsnetz-Betreiber, jetzt bekanntgab. Insgesamt wurden 5.190 Gigawattstunden Strom produziert, 82 Prozent davon alleine durch Wasserkraft. Insbesondere in Niederösterreich (532 GWh) und Oberösterreich (447 GWh) konnte viel Strom in das überregionale Netz eingespeist und auf andere Bundesländer verteilt werden.

"Durch die gute Produktion aus erneuerbaren Energiequellen konnte in Österreich ein Stromüberschuss produziert werden, der dazu führte, dass Österreich an jedem einzelnen Tag im Mai Strom ins Ausland exportieren konnte. Das ist in den letzten drei Jahren nicht ein einziges Mal vorgekommen", freut sich Gerhard Christiner, technischer Vorstand der Austrian Power Grid (APG).

v.l.n.r. Gerhard Christiner (technischer APG-Vorstand) und Thomas Karall (kaufmännischer APG-Vorstand)
v.l.n.r. Gerhard Christiner (technischer APG-Vorstand) und Thomas Karall (kaufmännischer APG-Vorstand)
APG/Ricardo Herrgott / OTS

Das große Problem und damit der Wermutstropfen in einem Exportgeschäft, mit dem gutes Geld gemacht werden kann: Die schwache Netzinfrastruktur. "Gerade im Frühsommer, wenn es wärmer wird, erkennt man die Bedeutung des Ausbaus der Erneuerbaren und somit die Erfordernis einer kapazitätsstarken Strominfrastruktur ganz deutlich", so Christiner.

Konkret heißt das: Würde man die Infrastruktur gesamtheitlich auf Vordermann bringen, ginge um einiges mehr.

"Die beste Erzeugung durch Erneuerbare nützt uns nichts, wenn die zur Verteilung des Stroms notwendige Infrastruktur zu schwach oder nicht vorhanden ist. Leider konnte der produzierte Strom nicht immer in den Westen zu den Pumpspeicherkraftwerken transportiert werden, um dort gespeichert zu werden. Dies muss uns allen ein Warnsignal sein: ohne ein kapazitätsstarkes und sicheres Stromnetz werden wir die für die Energiewende notwendigen Ziele nicht erreichen und gleichzeitig ökonomisch weitere Nachteile erleiden", appelliert Christiner in einer Aussendung der APG.

Allein im Mai musste die APG an 16 Tagen in die Einsatzplanung der Pumpspeicherkraftwerke eingreifen, weil die Netze zu schwach waren, um den Strom zu transportieren. In Laiensprache heißt das: Würde man mit Hilfe von so genannten Redispatch-Maßnahmen nicht in die Stromerzeugung eingreifen und diese beispielsweise durch gezieltes Drosseln regulieren, gäbe es ein Blackout nach dem anderen, weil das Netz überlastet.

Immer mehr Eingriffe

"Heuer waren derartige Eingriffe bis Ende Mai bereits an 89 Tagen notwendig. Das verursacht Kosten, die letztendlich der Stromkunde bezahlen muss. Mit Ende Mai lagen die durch Redispatch-Maßnahmen ausgelösten Kosten bei rund 59 Millionen Euro. Ein leistungsstarkes Stromnetz mit ausreichenden Kapazitäten würde den Redispatch-Bedarf erheblich verringern und die Kosten reduzieren. Der unmittelbare Ausbau der Netzinfrastruktur hat daher oberste Priorität", so Thomas Karall, kaufmännischer Vorstand der APG.

Allein im Jahr 2023 will die Austrian Power Grid rund 490 Millionen Euro in die heimische Strominfrastruktur investieren, in den nächsten zehn Jahren werden es insgesamt rund 3,5 Millionen Euro sein. Der überregionale Netzbetreiber fordert eine rasche und sichere Transformation zu einem nachhaltigen Energiesystem. Dazu brauche es eine Gesamtsystemplanung.

1/50
Gehe zur Galerie
    <strong>21.11.2024: Für 4,90 Euro völlig ungenießbares Schulessen serviert</strong>. Die Debatte um Mittagessen und Jause in heimischen Schulen und Kindergärten kocht hoch. <a data-li-document-ref="120073491" href="https://www.heute.at/s/fuer-490-euro-voellig-ungeniessbares-schulessen-serviert-120073491">"Es schmeckt nicht", ärgert sich nicht nur Wienerin Daniela D.</a>
    21.11.2024: Für 4,90 Euro völlig ungenießbares Schulessen serviert. Die Debatte um Mittagessen und Jause in heimischen Schulen und Kindergärten kocht hoch. "Es schmeckt nicht", ärgert sich nicht nur Wienerin Daniela D.
    privat, iStock
    An der Unterhaltung teilnehmen