Welt
"Non Frexit" – Emmanuel Macrons Sieg schmeckt bitter
Emmanuel Macron hat klar gewonnen, richtig?
Den "Frexit" entkommen. Nun, die meisten Franzosen haben Macron gewählt um Le Pen zu verhindern. Man kann also von einem Sieg sprechen, allerdings mit bitterem Nachgeschmack. Alle Sterne leuchten in Richtung Zukunft, vor allem leuchten sie in den Monat Juni. Da stehen die Parlamentswahlen in Frankreich an.
"Ja, aber." So titelte die bekannte Regionalzeitung "La Provence", das Cover mit einem Bild von Emmanuel Macron darunter. Französische Zungen würden behaupten das sei eine kurze, aber sehr treffende Zusammenfassung seines "Sieges". Es spielen viele Faktoren mit. Auch die globalen Medien fragen: Soll das ein Sieg sein?
Der inoffizielle Sieg von Le Pen
28 Prozent der französischen Bürger enthielten ihre Stimme, das gab es zuletzt 1969. Emmanuel Macron ist bewusst, dass er hauptsächlich widerwillig die Mehrzahl der Stimmen erhielt. Es ist simpel: Hauptsache nicht Rechtspopulistin Marine Le Pen. Man ist also auf Macron ausgewichen, aus Zwang. Das weiß man natürlich auch in den eigenen Reihen, trotz klarem Vorsprung von 58,5 Prozent der Stimmen. Le Pen war zwar auf den ersten Blick, mit 41, 5 Prozent unterlegen, allerdings rechnet man nach, gewann sie im Vergleich zu 2017 insgesamt 2,7 Millionen der Stimmen dazu.
Proteste gegen Emmanuel Macron
Montagnacht kam es dann in mehreren Städten zu den ersten Protesten gegen Macron. Er bemüht sich die richtigen Signale zu senden. Während er in seiner ersten Amtszeit 2017, die Wohnbeihilfe für sozial Schwache kürzen wollte, steht nun laut ihm eine "neue Ära" an. Die französische Wählerschaft möchte ihm das nicht so ganz abkaufen. Auch wenn sein Plan für den Sommer vorsieht ein "Kaufkraft-Paket" für einkommensschwache Bürger zu schnüren. Zu wenig, zu spät.
Parlamentswahl am 12. und 19. Juni
Es gibt noch andere Punkte die überzeugen sollen: Die Erhöhung der Pensionen oder eine Verlängerung der Deckelung von Gas- und Strompreisen. Macron will jedoch im Herbst seine viel diskutierte Rentenreform durchsetzen. Diese stößt seit 2019 auf Ablehnung und Demonstrationen. Er will das Pensionsantrittsalter schrittweise von 62 auf 65 Jahre hinaufsetzen.
Wie Macron tatsächlich seine Projekte umsetzen wird und welche Konsequenzen drohen, bleibt bis zur Parlamentswahl am 12. und 19. Juni abzuwarten.