Arbeitssüchtige Menschen, sogenannte "Workaholics", verbringen mehr Zeit mit der Arbeit als mit anderen Aktivitäten in ihrem Leben. Der Job steht an erster Stelle, Freizeit, Familie oder Gesundheit sind zweitrangig. Laut Internationaler Klassifikation der Krankheiten (ICD-10) ist die "Arbeitssucht" bislang nicht als eigene Diagnose anerkannt, aber jetzt hat die Psychologie erstmals einen Test, mit dem eine mögliche Arbeitssucht klinisch zu erkennen.
"Trotz der bedeutenden Fortschritte in der wissenschaftlichen Erforschung der Arbeitssucht im vergangenen Jahrzehnt steht dieser Forschungsbereich noch immer vor einer grundlegenden Herausforderung: der Notwendigkeit des Schaffens eines zuverlässigen Messinstruments, das kulturübergreifende Gültigkeit besitzt und somit weltweite Studien zu diesem Phänomen ermöglicht", schrieben jetzt Edyta Charzynska vom Institut für Psychologie der Universität Kattowitz (Katowice) in Polen und ihre weltweit Dutzend Co-Autoren, unter ihnen Bettina Kubicek (Institut für Psychologie der Universität Graz), im Journal of Behavioral Addictions.
Die Wissenschaftler haben jetzt erstmals einen Fragebogen mit 16 Fragen an einer Gesamtstichprobe von 31.352 Arbeitnehmern aus sechs Kontinenten und 85 Kulturen (davon 63,5 % Frauen, Durchschnittsalter 39 Jahre) getestet.
Daraus wurde wiederum mit Reduktion auf die wesentlichsten Themen eine Internationale Arbeitssucht-Skala (International Work Addiction Scale; IWAS) in zwei Varianten von sieben und fünf Fragen destilliert, wobei die fünfteilige Skala, die für alle Probandengruppen aussagekräftige Informationen zeigte. Die Genauigkeit der Untersuchungsmethode liege laut Forschern bei 96 Prozent.
So funktioniert der Test: Die Fragen sollen jeweils auf einer Punkteskala von 1 bis 5 für die Erfahrungen in den vorangegangenen zwölf Monaten beantwortet, die Punkte schließlich zusammengezählt werden (1 = "nie", 2 = "selten", 3 = "manchmal", 4 = "oft" und 5 = "immer"). Am Schluss werden die Punkte zusammengezählt.
Im Durchschnitt liegen bei 8,32 Punkten eine leichte, bei 14,6 Punkten eine mittlere und bei 19,2 Punkten eine hohe Gefährdung zur Arbeitssucht vor.