Die Bio-Vollwert-Bäckerei Gradwohl kämpft um ihren Fortbestand, muss dazu einen radikalen Schritt machen: 13 von 17 Standorte werden bis Juni dichtgemacht, sechs davon alleine bis Ende März. Das bestätigt Gesellschafterin Julia Bader-Gradwohl auf "Heute"-Anfrage. Den Anfang macht jene am Wiener Fleischmarkt, die bereits Ende Jänner ihren Betrieb einstellen wird.
Die "wirtschaftliche Lage" habe für ihren Familienbetrieb diesen Einschnitt notwendig gemacht, schildert die Chefin bedrückt. Die Schieflage habe mit den Einbußen durch die Corona-Pandemie angefangen, die wachsende Konkurrenz durch Supermärkte hätten die Umsätze stagnieren lassen, die explodierenden Energiekosten und Zinsen alles noch verschlimmert.
"Um das Unternehmen nicht zu gefährden, haben wir uns entschieden, 13 Standorte abzugeben und die freigesetzten Mittel gezielt für die Modernisierung des Betriebs einzusetzen", heißt es. Das Familienunternehmen in dritter Generation will durch die Schließungen wieder auf einen stabilen Stand kommen. "Diese Entscheidung war alles andere als leicht, aber sie ist notwendig, um unser Unternehmen langfristig zu sichern", sagt Geschäftsführer Oliver Gradwohl.
Fix weiterbetrieben werden nur der Stammsitz in Weppersdorf sowie die Filialen Oberpullendorf und Eisenstadt, alle drei im Burgenland. Dazu soll noch eine Niederlassung in Wien oder Niederösterreich weitergeführt werden, welche sei aber noch nicht festgelegt. Am Online-Shop will man festhalten. Über diesen können halb gebackene Waren bestellt und innerhalb von ein bis zwei Tagen überallhin ausgeliefert werden.
Gemeinsam mit dem AMS arbeite man derzeit an einem Plan für die betroffenen Mitarbeiter. Kündigungen seien noch keine ausgesprochen worden. Parallel dazu würden Gespräche mit anderen Bäckereien, die Interesse an den Standorten angemeldet hätten und gerne auch die Beschäftigten übernehmen wollen würden, geführt.
"Unsere Mitarbeiter:innen sind das Herz unseres Familienbetriebs. Jeder Abschied fällt uns unglaublich schwer, denn wir wissen, wie viel Engagement und Leidenschaft jede:r Einzelne in unser Unternehmen eingebracht hat", fügt Julia Bader-Gradwohl hinzu. Die radikale Umstrukturierung sei leider alternativlos gewesen, um die Zukunft des Betriebs und die verbleibenden Arbeitsplätze zu sichern.
Erste Kunden hätten mit Bestürzung über die Nachricht reagiert und darum gebeten, dass ihre Filialen weitergeführt würden, schildert sie im "Heute"-Gespräch. Diesen Wunsch könne sie ihnen aber leider nicht erfüllen.
Die Bio Vollwert Bäckerei Gradwohl ist ein Familienbetrieb in dritter Generation. In der Zentrale im Mittelburgenland werden vollwertige Backwaren mit natürlichen Rohstoffen von regionalen Lieferanten in Handarbeit hergestellt. Der Fokus liegt dabei auf Vollkorn-Produkte und Gebäck aus hellem Bio Dinkelmehl.
Seit 1959 gibt es das mittelständische Unternehmen mit Filialen in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland, dazu werden über den Online-Shop bestellte Backwaren österreichweit per Post verschickt. (Quelle: Gradwohl)