Österreich

Österreicherin (30) haust mit Ratten und stirbt fast

Für ihr Spendenprojekt "Zukunft für Tshumbe" riskierte Manuela Erber (30) ihr Leben. Doch die Tirolerin überlebte und hat bisher viel erreicht.

Christine Ziechert
Manuela Erber-Telemaque (30) hat mit ihrem Projekt "Zukunft für Tshumbe" schon viel erreicht.
Manuela Erber-Telemaque (30) hat mit ihrem Projekt "Zukunft für Tshumbe" schon viel erreicht.
zVg

Schon früh stand für Manuela Erber-Telemaque (30) fest, wohin ihr Lebensweg sie führen wird: "Mama, wenn ich groß bin, dann baue ich einen Kindergarten in Afrika auf", erklärte die Tirolerin aus St. Johann im Alter von sechs Jahren. "Ich habe damals mitbekommen, dass es Menschen gibt, die nicht jeden Tag etwas zu essen haben. Das hat mich schon als Kind beschäftigt", erzählt die Kindergarten-Pädagogin im Gespräch mit "Heute".

Als Erber-Telemaque den Vortrag eines Pfarrers hörte, der von seinem Heimatdorf Tshumbe in der Demokratischen Republik Kongo berichtete, war für die junge Frau klar: "Dort werde ich meinen Kindergarten aufbauen!" Mit dem eigenen Ersparten und ersten Spenden im Gepäck ging es schließlich im Jänner 2013 allein nach Afrika.

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    Manuela Erber-Telemaque (30) hat sich mit "Zukunft für Tshumbe" einen Herzenswunsch erfüllt.
    Manuela Erber-Telemaque (30) hat sich mit "Zukunft für Tshumbe" einen Herzenswunsch erfüllt.
    zVg
    "Ich lag ganz allein in einer Hütte – mit Ratten und Fledermäusen. Mitten in der Nacht habe ich dann meine Mama angerufen und ihr gesagt: 'Mama, mir geht's so schlecht. Ich weiß nicht, ob ich die Nacht überlebe." - Manuela Erber-Telemaque

    Doch die toughe Tirolerin büßte ihren Wagemut für ihr Projekt "Zukunft für Tshumbe" beinahe mit ihrem Leben ein. In Tshumbe, fast 1.700 Kilometer von der Hauptstadt Kinshasa entfernt, wurde die damals 20-Jährige schwer krank: "Gleich in der ersten Woche hatte ich eine Lebensmittelvergiftung. Auch danach war ich fast dauerhaft krank. Ich hatte Malaria, vier verschiedene Arten von Würmern und Amöbenruhr. Mir ist es richtig schlecht gegangen", erinnert sich Erber-Telemaque.

    Ihr Zustand verschlechterte sich immer mehr: "Ich lag ganz allein in einer Hütte – mit Ratten und Fledermäusen. Mitten in der Nacht habe ich dann meine Mama angerufen und ihr gesagt: 'Mama, mir geht's so schlecht. Ich weiß nicht, ob ich die Nacht überlebe. Meine Mutter hat versucht, mich zu beruhigen. Aber ich hab' nicht gewusst, wenn ich einschlafe, ob ich wieder aufwache. Ich hatte wirklich Angst um mein Leben."

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      privat, iStock
      "Am Telefon sagten sie mir: 'Sie sind ja im Nirgendwo. Keiner kann sie retten!'" - Manuela Erber-Telemaque

      So gut es ging, wurde Erber-Telemaque vor Ort (medizinisch) betreut: "Zum Glück kennen sich die Menschen gut mit den Krankheiten dort aus." Über eine abgeschlossene Rückholversicherung versuchte die 20-Jährige dennoch wieder heimzukommen: "Am Telefon sagten sie mir: 'Sie sind ja im Nirgendwo. Keiner kann sie retten!'", berichtet die Tirolerin.

      Nach etwa drei Wochen fühlte sich Erber-Telemaque schließlich stark genug, um selbst heimzufliegen. Nach zwei Monaten in Tirol, kehrte sie allerdings wieder nach Tshumbe zurück: "Im Kongo geht es leider nicht ohne Risiko. Mein ganzes Leben lang, war es mein Traum, dort einen Kindergarten zu errichten. Ich konnte nicht gleich nach dem ersten Rückschlag wieder aufgeben", meint Erber-Telemaque, die 2021 das Verdienstkreuz des Landes Tirols für ihren langjährigen, ehrenamtlichen Einsatz erhielt.

      Kindergarten, Grundschule und Krankenstation gebaut

      Und ihr Herzensprojekt ging voll auf: Die 30-Jährige hat es innerhalb von zehn Jahren nicht nur geschafft, einen Kindergarten für rund 100 überwiegend Halb- und Vollwaisen zu errichten. Auch eine kleine Küche, damit direkt vor Ort gekocht werden kann, eine Krankenstation und eine Grundschule für rund 180 Kinder wurden gebaut.

      Finanziert wurde der Bau mit Patenschaften, Spenden- und Sponsorengeldern: "Wir haben derzeit vier Grundstücke mit rund 80 Hektar Land zur Verfügung. Unser nächstes Ziel ist eine Sekundarschule und ein großes Krankenhaus für die gesamte Region. Die medizinische Versorgung dort ist gleich Null. Menschen werden am Boden operiert, ohne Sterilisation, ohne Handschuhe", erklärt Erber-Telemaque, die 2016 ihren Lebensgefährten Kerby zum Mann nahm.

      "Kinder sterben, weil die Eltern sich nicht einen Euro für ein Medikament leisten können. 'Zukunft für Tshumbe' ist mein ganzes Leben. Ich weiß, wofür ich das alles tue, wenn nur ein Kind überlebt hat, weil wir jetzt da sind." - Manuela Erber-Telemaque

      Mittlerweile ist "Zukunft für Tshumbe" mit rund 80 Mitarbeitern der größte Arbeitgeber in der Region: "Wir haben eine Holz-, Näh- und Flechtwerkstatt sowie eine Töpferei vor Ort. Auch Landwirtschaft zur Selbstversorgung wird betrieben, so werden etwa Reis, Mais, Maniok, Bananen, Papayas, Zitronen, Orangen, Mango, Hirse und Bohnen angebaut. Mein langfristiges Ziel ist, dass wir das alte Wissen wieder aufleben lassen und die Menschen selbst die Organisation übernehmen können. Zum Glück haben wir schon sehr gute Leute dort, die Mitarbeiter schulen sich selbstständig gegenseitig ein", freut sich Erber-Telemaque.

      Besonders die Kinder liegen der 30-Jährigen am Herzen – nicht zuletzt seit der Geburt ihrer Tochter Elodie am 31. Oktober 2021: "Der Kongo hat die vierthöchste Sterblichkeitsrate bei Kindern. Kinder sterben, weil die Eltern sich nicht einen Euro für ein Medikament leisten können. 'Zukunft für Tshumbe' ist mein ganzes Leben. Ich weiß, wofür ich das alles tue, wenn nur ein Kind überlebt hat, weil wir jetzt da sind. Aber es gibt noch so viel zu tun. Wir müssen in den nächsten Jahren noch viel aufbauen."

      Spendenkonto "Zukunft für Tshumbe"
      Sparkasse Kitzbühel, Kontowortlaut: Zukunft für Tshumbe
      IBAN: AT72 20505 00100013986
      BIC: SPKIAT2KXXX