Österreich

Billig-Abtreibungen: Ärztin soll Frauen verletzt haben

Heute Redaktion
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Bild: Fotolia

Eine Wiener Ärztin soll in ihrer Praxis jahrelang Schwangerschaftsabbrüche zum Billigtarif angeboten haben. Sieben Frauen hätten sich nach massiven Verletzungen an die Patientenanwaltschaft gewandt. Diese Vorwürfe hat die Wiener Patientenanwältin Sigrid Pilz am Donnerstag gegenüber Ö1 erhoben. Sie schätzt die Dunkelziffer noch weit höher. Es soll Anzeige erhoben werden, berichtete das ORF-Morgenjournal.

16 Mal sei in den vergangenen vier Jahren vor der Ordination in Wien Neubau die Rettung vorgefahren. Jedes Mal musste eine bei einem Schwangerschaftsabbruch verletzte Frau ins Krankenhaus gebracht werden, hieß es in dem Radiobericht. In anderen Einrichtungen komme so etwas so gut wie gar nicht vor, sagte Pilz. "Die Gebärmutter wurde in einigen Fällen durchstoßen. Die Patientinnen haben schwere Blutungen erlitten. Manchen mussten innere Organe entnommen werden und sie sind in der Folge für ihr Leben gezeichnet."

Pilz kritisierte die Ärztekammer, die alles wisse und nichts unternehme. Sie wirft außerdem der beschuldigten Ärztin vor, sie arbeite mit veralteten Methoden und klärte die Patientinnen nicht ausreichend auf. Die Allgemeinmedizinerin, die laut Patientenanwaltschaft für die Eingriffe Gynäkologen beschäftigt und selbst die Narkosen durchführt, schweige zu den Vorwürfen. Laut Ärztekammer prüfe man derzeit, ob über die Ärztin ein Berufsverbot verhängt wird.

Die Patientenanwältin will Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) bitten, der Ärztekammer die Aufgabe der Qualitätssicherung zu entziehen und diese einer unabhängigen Behörde zu übertragen.

Rund 30.000 Schwangerschaftsabbrüche werden im Jahr in Österreich durchgeführt. Das sind deutlich mehr als zum Beispiel in Deutschland und in der Schweiz. Die Rate der Schwangerschaftsabbrüche ist ein Hinweis auf das Funktionieren der Prävention. Dort, wo die Verhütung nicht gut funktioniert, werden viele Frauen ungewollt schwanger", sagte Christian Fiala, Gynäkologe und Begründer des privaten Ambulatoriums "Gynmed" in Wien (Zweigstelle auch in Salzburg).

Schwangerschaftsabbruch selbst dürfe nicht risikobehaftet sein: "Der Schwangerschaftsabbruch, ob nun chirurgisch oder medikamentös, ist eine der sichersten medizinischen Behandlungen. Aber man muss sie State of the Art durchführen." Dazu gehöre auch Fortbildung.

Durchgeführt werden die Eingriffe in Krankenhäusern - hier gibt es aber aus weltanschaulichen Gründen von Spitalserhaltern, Abteilungsvorständen und Ärzten ein in Österreich durchaus unterschiedliches Angebot -, in den zwei privaten Ambulatorien in Wien und auch bei niedergelassenen Ärzten. Deshalb existieren auch keine statistischen Zahlen über die Fälle in Österreich - im Gegensatz zum Beispiel zu Deutschland. Bessere Sexualaufklärung, leichter Zugang zur Kontrazeption und ebenso ein gut erreichbares Angebot auch von Möglichkeiten zu einem Schwangerschaftsabbruch wurden in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten immer wieder gefordert.

Laut Elke Graf, Geschäftsführerin des Wiener Ambulatoriums "pro:woman" verlangen die Wiener Städtischen Spitäler (KAV) für einen Schwangerschaftsabbruch 280 Euro. Die Wiener Ärztin, welche wieder einmal Diskussionen ausgelöst hat, biete einen Abbruch für 300 Euro an. Im Ambulatorium "pro:woman" verrechne man bis zu 630 Euro. Fiala: "Bei uns kostet ein Schwangerschaftsabbruch 490 Euro." Unter diesem Niveau könne man keine medizinische Qualität bieten. Der Arzt meint aber auch, dass die Wiener Ärztekammer entschiedener reagieren sollte: "Ich sehe schon die Ärztekammer am Zug, sie sollte ihre Selbstverwaltung auch ausüben."