Niederösterreich
Nach Tschick-Engpass auch Zittern um Bier in Österreich
Getreide und Stärke, aber auch Glas und Dosen sind durch den Ukraine-Krieg Mangelware. Die Bierproduktion wird für Brauereien immer schwieriger.
Nach der Aufregung um Engpässe bei beliebten Zigaretten-Sorten nun der nächste Aufreger – es geht um den Gerstensaft. Etwa 100 Liter Bier trinkt jeder Österreicher im Durchschnitt pro Jahr. Das Angebot ist mit Zwickl, Lager, Pils & Co. mannigfaltig, auch Mix-Getränke wie Radler erfreuen sich besonders in den Sommermonaten großer Beliebtheit.
Massive Rohstoff-Probleme
Doch derzeit stehen die österreichischen Brauereien vor einem massiven Problem: Durch den Krieg in der Ukraine ist es immens schwer, an Rohstoffe zu kommen.
Glas, Dosen, Stärke, Getreide
"Die Versorgungslage bei Verpackungsmaterialien wie Glas, Dosen und Zutaten für Papier-Trays, in denen die Produkte überverpackt werden, ist mehr als volatil und eng. Die Ukraine war ein wichtiger Lieferant für Glasflaschen, aber auch für Stärke und für Getreide", heißt es seitens Egger Bier mit Sitz in St. Pölten auf "Heute"-Anfrage.
Eine große Glas-Fabrik in der Ukraine sei beispielsweise durch den Krieg zerstört worden. "Wenn sich das Angebot schlagartig reduziert, folgt eine entsprechende Preissteigerung", so die Brauerei. Die Herstellung von Bier, aber auch die Abfüllung der Produkte sowie die Herstellung von Verpackungen sei energieintensiv.
Auch mit den Frachtkapazitäten kämpft der niederösterreichische Bierhersteller. "Wir schaffen es bis jetzt mit einem hohen Zusatzaufwand auf Seiten unserer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und mit Zusatzkosten, die Versorgung aufrecht zu erhalten. Wobei es leider vorkommen kann, dass wir Lieferungen an unsere Handelspartner verschieben müssen, wenn Rohstoffe oder Verpackungen verspätet bei uns ankommen oder keine Transport-Kapazitäten vorhanden sind. Wir setzen alles daran, die bewährte Liefertreue aufrecht zu erhalten, was durchaus herausfordernd ist", erklärt Frank van der Heijden, Geschäftsführer für Verkauf und Marketing bei Egger.
„"Schaffen es bis jetzt mit einem hohen Zusatzaufwand auf Seiten unserer MitarbeiterInnen und mit Zusatzkosten, die Versorgung aufrecht zu erhalten."“
"Sprunghafter Anstieg der Kosten"
Und auch bei Zwettler schrillen die Alarmglocken: "Aktuell erleben wir einen noch nie dagewesenen, sprunghaften Anstieg der Kosten in nahezu allen Bereichen! Schon seit Jahresbeginn verzeichnen wir diese außergewöhnliche Entwicklung – und es ist nicht davon auszugehen, dass hier bereits der Höchststand erreicht ist", so Rudolf Damberger, Marketing-Leiter von "Zwettler Bier" zu "Heute".
„"Aktuell erleben wir einen noch nie dagewesenen, sprunghaften Anstieg der Kosten in nahezu allen Bereichen!"“
Die Versorgungssicherheit bei "Zwettler" sei allerdings gewährleistet, so Damberger. Der Grund: Man setze bereits seit langer Zeit auf regionale Landwirtschaft. Ein Großteil des verarbeiteten Hopfens, des Wassers und der verwendeten Gerste stammt aus dem nördlichen Waldviertel. Die Ernte dürfte heuer zudem ertragreich sein.
"Extrem schwierig"
Dennoch: Auch die Preise für Bier könnten demnächst weiter steigen. "Die Volatilität der Märkte und die aktuelle Dynamik machen es extrem schwierig, die beinahe täglich eskalierenden und dadurch unvorhersehbaren Preissprünge zu erfassen", so Damberger abschließend.