Österreich
Firmen kämpfen immer noch mit Telefonterror
Google-Anzeigen können für seriöse Betriebe nach wie vor ein Problem sein. Wer unter die Top 3 will, muss damit rechnen, dass die Telefonleitung von dubiosen Konkurrenten lahmgelegt wird.
Die Praxis hat gezeigt, dass potentielle Kunden, die in einem Notfall stecken und eine schnelle Reparatur benötigen, dazu neigen, intuitiv die top-platzierten Firmen unter den Google-Suchergebnissen auszuwählen. In der Hektik wäre es wichtig, zwischen regulären Suchergebnissen und bezahlten Werbeschaltungen zu unterscheiden. Denn: Unter Letzteren können sich dubiose Hintermänner verstecken, die sich wie regionale und professionelle Betriebe präsentieren.
Diese zwielichtigen Individuen vermitteln nicht nur in ganz Europa unfähige sowie überteuerte Handwerker, die zwischen Hunderte bis Tausende Euros für verpfuschte Reparaturen verlangen. Sie mögen es auch nicht, wenn ihnen die Plätze an der Google-Sonne – also die absoluten Top-Platzierungen unter den Anzeigen – strittig gemacht werden. Allerdings wird keine körperliche Gewalt angewendet:
Sie lassen eine Software für sich arbeiten – welche die Drecksarbeit erledigt, für die es sonst ein ganzes Call-Center bräuchte – und die ist gleichermaßen effizient wie schwer auszuforschen. Zuletzt berichtete "Heute" über systematischen Telefonterror im Frühjahr 2018, als die Leitung eines Alsergrunder-Installateures mit 117 Anrufen pro Stunde bombardiert wurde.
Innungsmeister der Metalltechniker Georg Senft machte das Terror-Call-Experiment
Viel geändert hat sich scheinbar nicht: Als der Innungsmeister der Metalltechnik (WKO) vor wenigen Wochen in die oberen Sphären der kostspieligen Google-Anzeigen vordrang, läutete das Telefon ununterbrochen: "Am anderen Ende der Leitung war niemand zu hören. Sobald ich aufgelegt habe, läutete es wieder. Länger als 15 Minuten wollte ich mir das nicht antun und brach den Versuch wieder ab."
Zwar sind die Beschwerden über die Telefonblockaden bei der Wirtschaftskammer zurückgegangen, wie Senft bestätigt, das müsse aber nicht zwingend etwas positives bedeuten, wie der Terror-Call-Versuch zeigte: "Ganz ehrlich, ich glaube, dass sich die Meisten mit der Situation einfach abgefunden haben und wir wissen auch nicht, was wir dagegen tun können."
Der Ruf ist dahin und das Geld auch
Was dem Internet-Riesen Milliarden beschert, zerstört den Ruf und bedroht Existenzen regionaler Dienstleister. Betroffen sind mehrere Branchen – insbesondere Handwerker, die Notdienste anbieten.
"Dieses Problem wird auch bleiben, solange Menschen glauben, dass ihnen tatsächlich jemand um 5 Euro die Tür aufsperrt oder kaputte Rohrleitungen für Schleuderpreise repariert werden", verweist Senft auf die Verantwortung des mündigen Endverbrauchers. Jedoch werden weiterhin von Call Centern-vermittelte Subunternehmer engagiert und die Hintermänner dieses kriminellen sowie international agierenden Geflechts bleiben im Verborgenen.