Niederösterreich
"Betrieb erhalten unmöglich" – Nächster Kassenarzt weg
Der nächste Mediziner wirft das Handtuch! Der Kassen-Kinderarzt von Groß-Enzersdorf will den Vertrag mit der ÖGK kündigen, rät zur Privatversicherung.
35 Kassenstellen (Stand: 15. Juni) für die unterschiedlichen Fachbereiche in der Humanmedizin sind derzeit allein in Niederösterreich ausgeschrieben. Zehn davon betreffen die Kinder- und Jugendheilkunde.
Und schon bald wird es eine mehr sein. Der Kinder-Kassenarzt aus Groß-Enzersdorf (Bezirk Gänserndorf), Dr. Antonio Martins da Cunha, kündigt in einem Infoschreiben an seine Patienten in seiner Praxis an, den Vertrag mit der ÖGK schon bald kündigen zu wollen und – abgesehen von den aufrechtbleibenden Verträgen mit den kleinen Kassen – künftig als Wahlarzt in Groß-Enzersdorf zu ordinieren.
"Zumutung"
"Werte Eltern und Patienten! Den Kassenordinations-Betrieb aufrecht zu erhalten, unter den Bedingungen der ÖGK ist fast unmöglich", heißt es auf dem Zettel kurz und knapp. Und: "Wenn Sie ihr Kind weiter bei mir behandeln lassen wollen, dann sorgen Sie mit einer privaten Versicherung vor."
"Unmöglich" findet die Situation auch die SPÖ. Sie sei völlig inakzeptabel und eine Zumutung sowohl für Eltern, als auch für Mediziner, kritisieren SPÖ-Nationalratsabgeordnete Melanie Erasim und SPNÖ-Landtagsabgeordneter René Zonschits.
"Es geht doch nicht an, dass immer mehr Kinderärzte auf die Wahlarztschiene ausweichen und damit den Eltern kranker Kinder der finanzielle Ruin droht", so die beiden, die auf eine immer prekärer werdende Mangelversorgung in den Weinviertler Bezirken Gänserndorf und Mistelbach aufmerksam machen. Eltern müssten mit ihrem kranken Nachwuchs oftmals weite Strecken zurücklegen, damit die Kinder medizinisch versorgt werden. Die Situation habe sich kürzlich nochmals durch mehrere Mediziner, die ihre ÖGK-Verträge nicht mehr verlängerten, verschärft.
In der Region Mistelbach/Gänserndorf würden bereits vier Kinderärzte mit Kassenvertrag wegfallen. "Diesen Wahnsinn können wir nicht einfach so hinnehmen", so die SPÖ-Politiker. Sie fordern Initiative seitens der Landesregierung, konkrete Gespräche mit der ÖGK und auch der Ärztekammer aufzunehmen, um "die Kinderarzt-Misere im Weinviertel zu beenden", heißt es in einer Aussendung.
"Der Gedanke, dass Eltern mit kranken Kindern nicht mehr zum Arzt gehen, weil sie sich die Kosten für die Behandlung nicht mehr leisten können, und damit gesundheitliche Dauerschäden riskieren, ist unerträglich", so Erasim und Zonschits.