Ukraine

"Besser als Mädchen und Buben, die Molotows basteln"

Seit über einer Woche herrscht Krieg in der Ukraine. ORF-Korrespondent Christian Wehrschütz glaubt an einen Sturm auf Kiew in den kommenden Tagen.

Michael Rauhofer-Redl
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    In der Nacht auf Donnerstag ist es in Kiew zu mehreren schweren Explosionen gekommen. "Der Feind versucht in die Hauptstadt durchzubrechen", so Bürgermeister Vitali Klitschko.
    In der Nacht auf Donnerstag ist es in Kiew zu mehreren schweren Explosionen gekommen. "Der Feind versucht in die Hauptstadt durchzubrechen", so Bürgermeister Vitali Klitschko.
    SERGEY BOBOK / AFP / picturedesk.com

    Tag acht im Krieg Russlands gegen die Ukraine. Für den ORF hält Christian Wehrschütz nach wie vor die Stellung in der Ukraine. Mittlerweile befindet er sich etwa 70 Kilometer entfernt von der Hauptstadt Kiew. Bila Zerkwa sei ein "interessanter Ort", so Wehrschütz im Ö1-Morgenjournal. Man könne sich hier nach Westen absetzen, in der Region könnten auch Russen landen, um nach Kiew zu gelangen. Apropos Kiew: Wenn es die Lage erlaubt, könne man von hier aus wieder problemlos in die Hauptstadt zurückkehren. Und ein weiterer Vorteil: Hier sei sein Team sicher, "nicht niedergeschossen zu werden". 

    "Drehbuch" Russlands sieht Zerstörung der Städte vor

    Der Umstand, dass ukrainische Behörden mittlerweile bestätigt hätten, dass Cherson gefallen sei, werde nicht dazu führen, dass sich der Großangriff auf Kiew beschleunigt, glaubt Wehrschütz. Das "Drehbuch" der russischen Streitkräfte sehe vor, dass Charkiw, die zweitgrößte Stadt des Landes, weiter zerstört werde. Schon 130 Schulen sollen in Charkiw bereits von den Russen zerstört worden sein. Wehrschütz glaubt, dass es noch zwei, drei Tage dauern könne, bis es zum finalen Schlag gegen Kiew kommt. Aber eine sichere Prognose gebe es nicht.

    Ein Vorteil für die Ukraine seien die Söldner, die laut Wehrschütz "aus aller Herren Länder kämen". So gebe es auf beiden Seiten tschetschenische Kämpfer. Für die Ukraine seien mittlerweile aber auch Söldner im Einsatz, die in den Balkankriegen gekämpft haben. Auch gebe es "Abenteurer", von denen man nicht wisse, welche Kampfkraft sie in den Bataillonen entfalten können. Diese Gemengelage sei aber "besser als Mädchen oder Buben, die Molotowcocktails (Wurfbrandsätze, Anm.) basteln, eine Kalaschnikow in die Hand bekommen, aber keine Kampferfahrung haben. Auch ehemalige Fremdenlegionäre seien im Einsatz. In der Causa der Söldner stelle sich die Frage nach Plünderungen, mahnt der ORF-Korrespondent. 

    Russen könnten verhandeln müssen

    Und wie geht es weiter? Die Russen haben offenbar die Kampfkraft und den Widerstandsgeist der Ukrainer unterschätzt. Laut Wehrschütz haben sie aber auch ein weiteres Problem: Die Waffenlieferungen aus dem Westen. Wehrschütz hält nun sogar zwei Szenarien für möglich. Sollten die russischen Streitkräfte ihre militärischen Ziele nicht durchbringen, könnte das Russland an den Verhandlungstisch zwingen. Oder die russische Armee versucht, das symbolträchtige Kiew einzunehmen. Angesichts der dichten Besiedelung und der starken Panzerabwehrwaffen, die die Ukraine zur Verfügung haben dürfte, sei aber auch das kein einfaches Unterfangen, so Wehrschütz. 

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