Milliarden-Loch
Benkos Pleite-Countdown – so schlimm ist es
Immo-Jongleur Benko braucht in den nächsten Tagen 600 Millionen Euro. Sonst ist sein Signa-Konzern nicht mehr zu retten.
Die kommenden Tage werden entscheidend für den gestrauchelten Immobilien-Tycoon René Benko und seinen Signa-Konzern. Um die Firma zu retten, müssen bis zum 30. November – also bis kommenden Donnerstag – hunderte Millionen Euro aufgestellt werden. Denn der Pleite-Countdown läuft, Insolvenzanträge für die Signa Holding und Tochterunternehmen sind bereits in Vorbereitung.
Die erste Signa-Firma wurde bereits vergangenen Freitag zahlungsunfähig und musste Insolvenz anmelden – die Signa Real Estate Germany in Berlin. Im Zuge einer Pleite des Signa-Imperiums würde es zunächst kleinere der insgesamt über tausend Unternehmen im Benko-Reich treffen, insbesondere in Deutschland, hatten Experten bereits vermutet.
Das Signa-Firmengeflecht ist zwar höchst unübersichtlich und es liegen für viele Bereiche keine konkreten Zahlen vor. Aber laut der Nachrichtenagentur Bloomberg hat Benkos Immobilienunternehmen allein bis Jahresende noch einen Finanzbedarf von 500 bis 600 Millionen Euro. In der ersten Hälfte 2024 sollen dann noch einmal 1,5 Milliarden Euro fällig werden.
200-Millionen-Anleihe wird fällig
Schon Ende November – also in wenigen Tagen – wird laut "Handelsblatt" eine Signa-Anleihe in Höhe von 200 Millionen Euro fällig.
Auf Hochtouren bemühen sich Benko und der an die Signa-Spitze gesetzte Sanierer Arndt Geiwitz, jetzt auf die Schnelle hunderte Millionen Euro aufzustellen. Die Gespräche mit möglichen Investoren spießen sich, die früheren Signa-Geldgeber haben das Vertrauen verloren und wollen angesichts der desolaten Lage kein weiteres Kapital zuschießen, ist zu hören. Zudem sollen sie sauer sein, dass Benko trotz seines formalen Rückzugs am 8. November in der Firma aktiv ist wie eh und je.
Investoren zieren sich
Finanzkreisen zufolge verhandelten Benko und Geiwitz zuletzt unter anderem mit dem auf Restrukturierungsdeals spezialisierten Investor Attestor über eine kurzfristige Finanzspritze von 600 Millionen Euro – dieser Deal soll aber laut "Handelsblatt" gescheitert sein. Die Zeit drängt in der Tat – es geht nicht nur um die in wenigen Tagen fällig werdende 200-Millionen-Anleihe, sondern es müssen auch Mieten, Gehälter, Rechnungen gezahlt werden.
Wegen finanziellen Engpässen stehen zahlreiche Signa-Baustellen derzeit bereits still, darunter Prestige-Projekte wie der Elbtower in Hamburg oder die Alte Akademie in München. Allein beim Elbtower sollen sich die monatlichen Baukosten auf 25 Millionen belaufen.
Gelingt es nicht, den allein bis Donnerstag nötigen dreistelligen Millionenbetrag aufzustellen, droht das Insolvenz-Szenario Wahrheit zu werden. Die Lage ist so eng, dass Benko jetzt auch schon Teile seiner millionenschweren privaten Kunstsammlung zu Geld machen will. Was freilich nur ein Tropfen auf den heißen Stein wäre – der Wert der Bilder soll bei insgesamt rund 30 Millionen Euro liegen.
Parallel zur Geldbeschaffungs-Tour bastelt Benko an neuen Firmen- und Finanzkonstruktionen für die Signa, wie das Schweizer "St. Galler Tagblatt" berichtete.
Gelingt es Benko, eine Insolvenz im großen Stil abzuwenden, stellt die Restrukturierung des Konzerns ebenfalls eine Mammutaufgabe dar. Sanierer Geiwitz und sein Team sind bereits voll in der Bestandsaufnahme des hochkomplexen und verästelten Konstrukts. Fakt ist: Die Signa ist hoch verschuldet, die Firmen haben sich teils untereinander Geld geliehen, das Ganze ist schwer zu durchschauen. Einen echten Überblick habe nur Benko selbst, hieß es immer wieder.
Scheitert die Finanzspritze für die Signa, könnte es mit der Insolvenz schnell gehen. Bereits am Dienstag solle der Insolvenzantrag gestellt werden, behauptete ein Insider gegenüber dem "Standard". Für den gleichen Tag seien Mitarbeiterversammlungen geplant, bei der über die Situation informiert werden solle.
Kredite von 2,2 Milliarden Euro bei Österreich-Banken
Auch für Österreichs Banken steht in der Causa Signa viel auf dem Spiel. Bei heimischen Kreditinstituten waren Mitte 2023 Signa-Finanzierungen in Höhe von 2,2 Milliarden Euro offen. Rund zwei Drittel davon entfallen laut APA auf die Bank Austria und Raiffeisen.
Wie es auch ausgeht – es wird wohl eine Schicksalswoche für Selfmade-Milliardär René Benko und sein Immobilienreich.