Frist bis 15. Jänner
Benko verzweifelt auf Suche nach neuem 350-Mio-Investor
Zumindest die wertvollsten Signa-Projekte sollen gerettet werden. Sanierer Erhard Grossnigg lockt Geldgeber mit hohen Zinsen.
Die Uhr tickt für das Immobilien-Imperium von René Benkos Signa. Nach der Konzernholding hatten kurz nach Weihnachten ja die beiden größten Signa-Tochtergesellschaften Prime und Development Insolvenz angemeldet. Beantragt wurden jeweils Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung – das heißt, die Unternehmen sollen fortgeführt werden. Gelingt das, würden die Gläubiger 30 Prozent ihrer Forderungen bezahlt bekommen.
Goldenes Quartier bis Elbtower
In der Signa Prime hat Benko die Juwelen seines Immobilienreichs gebündelt. Dazu gehören etwa in Wien das Goldene Quartier, das Kunstforum, das im Bau befindliche Kaufhaus Lamarr auf der Mariahilferstraße. Im Prime-Portfolio sind auch Benkos unfertige Prestigeprojekte in Deutschland, der Hamburger Elbtower und die Alte Akademie München. Auch das Berliner Luxus-Kaufhaus KaDeWe ist dabei.
Insgesamt umfasst das Immobilien-Portfolio der Signa Prime laut Insolvenzantrag aktuell 54 Objekte (31 Bestandsimmobilien und 23 Entwicklungsprojekte).
Das Unternehmen fortzuführen, ist laut Brancheninsidern ein ambitioniertes Projekt. Denn allein dafür werden hohe Summen benötigt. "Kurzfristig benötigt das Unternehmen eine Überbrückungsfinanzierung in der Höhe von 300 bis 500 Mio. Euro", hieß es in einer Mitteilung des KSV1870.
Der Mann, der eine Last-Minute-Lösung finden sollte, ist Sanierungsexperte Erhard Grossnigg. Er wurde erst mit Anfang Dezember 2023, in großer Notlage der Gesellschaften, zum Vorstand der Signa Prime und Signa Development bestellt. Auf Hochtouren versucht Grossnigg derzeit laut "Spiegel", insgesamt zumindest 350 Mio. Euro für die beiden Firmen aufzustellen.
Brief an Investoren
Grossnigg wirbt bei Investoren um frisches Kapital zur Rettung der maroden Signa-Firmen. Einen Tag vor Weihnachten schrieb er einen zweiseitigen Brief an bestehende Investoren der Signa, es gehe "um die Rettung der Vermögenswerte der beiden Immobiliengesellschaften", wie der "Spiegel "berichtet.
Neun Prozent Zinsen
Konkret werden den Investoren sogenannte Genussscheine angeboten, mit einer extrem hohen Verzinsung von neun Prozent. In Aussicht gestellt wird eine halbjährliche Zinszahlung, außerdem sollen die Investoren am "Unternehmenserfolg" beteiligt werden. Das heißt in diesem Fall: Sie sollen vom "Mehrwert" profitieren, der sich aus der Differenz zwischen dem Verkaufswert von Signa-Immobilien bei Fortführung der Unternehmen im Vergleich zur extremen Wertminderung im Falle einer Zerschlagung bei Konkurs ergibt.
Weil Signa Prime und Development wenige Tage nach Weihnachten Insolvenz anmelden mussten, müssen dem Rettungsplan mittels frischen Investoren-Millionen über Genussscheine nun die Sanierungsverwalter der Unternehmen zustimmen.
Gläubigerversammlung am 15. Jänner
Die Zeit drängt jedenfalls. Denn für den 15. Jänner ist die erste Gläubigerversammlung angesetzt. Dann wird entschieden, ob es beim Verfahren mit Eigenverwaltung und Fortführung der Unternehmen bleibt – eine Umsetzung muss dem Insolvenzverwalter realistisch erscheinen. Bis zum 15. Jänner müssten die Investoren also die insgesamt 350 Millionen überweisen.
Nur mit der nötigen Liquidität sei es möglich, Bauprojekte fortzusetzen und deren Wert zu erhalten, argumentiert Grossnigg. In Deutschland mussten bereits einige Signa-Projekte mangels Geld zum Weiterbau in die Insolvenz geschickt werden – so geschehen etwa bei der Alten Akademie in München.
Totaler Wertverlust droht
Kommt das unmittelbar benötigte Geld nicht zusammen, droht den Signa-Firmen der Konkurs und damit der Abverkauf aller Vermögenswerte zu nur mehr geringen Summen. Damit würden auch jene Investoren, die René Benko seit Jahren viel Geld anvertraut haben, das meiste verlieren. Mit diesem Schock-Szenario und gleichzeitig hohen Zinsen für weiteres Investment versucht Grossnigg, den Signa-Finanziers neue Geldspritzen schmackhaft zu machen.
Allerdings, so ist zu hören, herrscht Skepsis vor – denn die 350 Millionen, von denen nun die Rede ist, dürften mittelfristig nicht reichen und keiner weiß, wie viel noch nötig sein wird und ob letztlich nicht doch das komplette Signa-Imperium steht.