"Brauchen rasche Lösung"
Benko-Kaufhaus Lamarr pleite – so geht's jetzt weiter
Anrainer sind in Sorge wegen der Bauruine. "Heute" fragte bei Stadt Wien und Bezirkspolitikern nach.
Alarmstufe Rot auf der Großbaustelle an der Wiener MaHü. Nachdem am Freitag auch die Projektgesellschaft für René Benkos geplantes Luxuskaufhaus Lamarr Konkurs angemeldet hat, ist es unsicherer denn je, wie es mit dem halbfertigen Gebäude weitergeht. Der Rohbau steht, bislang gab es keinen offiziellen Baustopp, aber seit Beginn des Insolvenzreigens in Benkos Signa-Imperium Ende November 2023 hat sich nicht mehr viel getan auf der Baustelle.
Das Lamarr gehört zu Benkos KaDeWe Group, der Edel-Warenhaussparte mit dem namensgebenden Berliner KaDeWe (Kaufhaus des Westens) an der Spitze, die bereits vor wenigen Tagen Insolvenz angemeldet hat und in sich in einem Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung befindet. Auf "Heute"-Anfrage gab es seitens der KaDeWe Gruppe vorerst keine Antwort hinsichtlich des weiteren Schicksals des Lamarr-Projekts.
Thai-Milliardär als Retter?
Auch der Signa-Partner bei der KaDeWe Group und auch beim Lamarr, der thailändische Handelsriese Central Group, der 51 % der Anteile hält, hat sich bislang nicht geäußert. In der Branche wird spekuliert, dass die Central Group, hinter der der thailändische Milliardär Tos Chirathivat steht, im Rahmen der Insolvenz die gesamten Anteile übernehmen könnte.
"Der Konkurs des Kaufhaus Lamarr ist bedauerlich, war aber absehbar. Für uns ist wichtig, dass das Bauprojekt an der Mariahilfer Straße – einer der wichtigsten Einkaufsstraßen Wiens – zu einem positiven Abschluss geführt wird", heißt es seitens der Stadt Wien gegenüber "Heute".
„Für uns ist wichtig, dass das Bauprojekt an der Mariahilfer Straße – einer der wichtigsten Einkaufsstraßen Wiens – zu einem positiven Abschluss geführt wird“
Hinsichtlich konkreter Schritte ist die Stadt jedoch vorerst ausgebremst: "Das nun beginnende Konkursverfahren ist ein Thema des Insolvenzverwalters und des Hälfteeigentümers. Die Stadt Wien hat hier keine Rolle", verlautet aus dem Büro von Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ) zu "Heute".
Insolvenzverwalter am Zug
Zum Insolvenzverwalter wurde vom Gericht Anwalt Clemens Richter bestellt. Die erste Gläubigerversammlung ist für den 3. April angesetzt, informiert der Alpenländische Kreditorenverband (AKV). Der Insolvenzverwalter muss nun unverzüglich die Inventarisierung und Schätzung der Konkursmasse in die Wege leiten. Gläubiger sollen ihre Forderungen gegenüber der "Mariahilfer Straße 10-18 Immobilien GmbH" bis 20. März anmelden.
Das Konkursverfahren nimmt jetzt seinen Lauf – "aber für die Anrainer ist es wichtig, dass es rasch Klarheit gibt, wie es weitergehen kann", sagt der Bezirksvorsteher von Wien-Neubau, Markus Reiter (Grüne), im Gespräch mit "Heute". Unter anderem gehe es auch darum, was mit den Baucontainern und der Baustelleneinrichtung geschieht. "Es müssen sich jetzt alle Handelnden in der Stadt engagieren, sich zusammensetzen und nachdenken, wie man aktiv werden kann und welche anderen Nutzungen möglich wären", so Reiter.
„Es müssen sich jetzt alle Handelnden in der Stadt engagieren, sich zusammensetzen und nachdenken, wie man aktiv werden kann und welche anderen Nutzungen möglich wären“
Ihm gehe es darum, dass MaHü als funktionierende Einkaufsstraße keinen Schaden nehme, so Reiter. Anwohner und umliegende Geschäftsleute fürchten eine lange Bauruine. "Wir brauchen rasch Informationen, wie es weitergehen kann, die Öffentlichkeit muss erfahren, welche Perspektiven es gibt", sagt Reiter. Der Standort sei extrem attraktiv und es gebe auch schon Investoren, die Interesse gezeigt haben - wie "Heute" berichtete, hat Spar-Vorstandschef Hans Reisch sein Interesse am Lamarr erst vergangenes Wochenende in einem Interview bekräftigt.
Als Erstes wird sich Neubau-Bezirksvorsteher Reiter nun mit dem Wiener Standortanwalt Alexander Biach zusammensetzen und diskutieren, wie die Stadt aktiv werden kann. Auf "Heute"-Nachfrage bestätigt Biach, bereits einen Termin mit Reiter in der Causa zu haben. Wiewohl er eigentlich formal nicht zuständig sei. "Aber natürlich schauen wir alle zusammen, dass wir eine gute Lösung für den Bezirk, die Mariahilfer Straße und die Seitengassen, die von der Lamarr-Baustelle betroffen sind, finden", sagt Biach zu "Heute".
Was wird aus dem Dachgarten?
Auch die Wiener Neos meldeten sich am Freitag zu Wort. "Die weiteren Entwicklungen des Großprojekts sind auch für unseren Bezirk von höchster Relevanz", sagt Julia Deutsch, Klubvorsitzende der Neos Neubau. "Einerseits hätte eine weitere Verzögerung der Fertigstellung des Kaufhauses Lamarr erhebliche wirtschaftliche Folgen, andererseits stellt sich zwangsläufig die Frage, was das alles für den angekündigten öffentlich zugänglichen Dachgarten bedeutet." Dieser Dachgarten war fixer Bestandteile der Planungen für das Lamarr, das eigentlich in der zweiten Jahreshälfte 2025 hätte eröffnen sollen.
„Die Bewohnerinnen und Bewohner des Bezirks haben ein Recht auf Transparenz und Information“
Die Wiener Neos nehmen Bezirksvorsteher Reiter in die Pflicht und wollen dringend wissen, was nun aus dem Dachgarten wird. "Der Dachgarten, der nach Fertigstellung für die Bevölkerung rechtlich abgesichert als öffentliche Parkanlage zur Verfügung stehen sollte, wurde in der Vergangenheit von Seiten des Bezirksvorstehers wiederholt als besondere Errungenschaft im Rahmen des Großprojekts gepriesen. Die Bewohnerinnen und Bewohner des Bezirks haben daher ein Recht auf Transparenz und Information und erwarten sich eine rasche Antwort auf die Frage: Was wird jetzt aus dem Dachgarten?", so Neos-Politikerin Julia Deutsch weiter.
Der Grüne BV Reiter reagierte prompt: "Der Dachpark wurde im Rahmen des Bescheids zur Baugenehmigung zwischen der Stadt Wien und dem Eigentümer schriftlich fixiert. Ohne den öffentlich zugänglichen Dachpark wird die Fertigstellung nicht positiv bescheidet. Daran ändert auch der Insolvenzantrag nichts. Alle Rechte und Pflichten wandern an allfällige neue Eigentümer über", so Reiter in einer Aussendung.
"Zuversichtlich"
Seitens der Stadt Wien zeigt man sich bemüht um Zuversicht. "Wir sind zuversichtlich, dass es bald eine gute Lösung für das Lamarr geben wird, denn erste Interessenten haben sich ja öffentlich schon gemeldet", heißt es gegenüber "Heute".