Coronavirus
Beim Impfen vorgereiht? Wirbel um Politiker und Promis
Der Feldkircher Bürgermeister Wolfgang Matt (ÖVP) ließ sich in einem Seniorenheim gegen das Virus impfen, obwohl er gar nicht an der Reihe war.
Laut dem Impfplan der Regierung sind Bewohner und Mitarbeiter in Alten- und Pflegeheimen sowie das Gesundheitspersonal zuerst an der Reihe. Das System bietet offenbar Schlupflöcher. Bereits vor wenigen Tagen herrschte Aufregung im Innviertel um einen Bürgermeister und zwei Vizebürgermeister, die sich in der Gemeinde Eberschwang in einem Seniorenheim impfen ließen, "Heute" berichtete.
Politiker erst in Phase 2 an der Reihe
Gegenüber der "APA" hieß es vom Krisenstab des Landes Oberösterreich, dieses Verhalten sei durch die Vorgaben des Landes nicht gedeckt. Der Impfstoff sollte in Alters- und Pflegeheimen vorwiegend an die Bewohner, Mitarbeiter sowie externe Dienstleister, die in den Einrichtungen regelmäßig arbeiten, verimpft werden. "Die Berufsgruppe der Politiker fällt grundsätzlich unter die Phase 2 der Impfstrategie", schrieb der Krisenstab.
Nun wurden weitere ähnliche Fälle bekannt. So sollen in einem privaten Floridsdorfer Pflegeheim auch externe jüngere Leute, darunter der Ehemann der Direktorin, geimpft worden sein, berichtet die "Kronen Zeitung". Im Heim in der Töllergasse blieben offenbar durch krankheitsbedingte Ausfälle 13 Spritzen übrig. So wurden sie "spontan" an Externe verabreicht.
"Oberstes Prinzip ist, dass kein Impfstoff vergeudet wird. Dabei zählt die Schnelligkeit", erklärt Andreas Huber vom Medizinischen Krisenstab der Stadt Wien. Ist das Vakzin einmal geöffnet, muss es innerhalb von zwei Stunden verbraucht werden, ansonsten verdirbt der Impfstoff.
Auch in einem Altenheim in Kirchbichl soll ein Gemeindemitarbeiter sowie der Sohn des Bürgermeisters geimpft worden sein. Der Ortschef verteidigt das Vorgehen damit, keinen Impfstoff verderben zu lassen.
Feldkirchs Bürgermeister Wolfgang Matt sorgt ebenfalls für Aufregung. Der 65-Jährige ließ sich am Wochenende in einem Seniorenheim gegen das Virus impfen, obwohl er nicht an der Reihe war.
Die Ärztin Susanne Furlan hätte ihm zunächst die Impfung verweigert. Doch Matt habe darauf bestanden und damit argumentiert, dass er viele Besuche in Alters- und Pflegeheimen machen müsse, berichtet "ORF Vorarlberg".
Der Bürgermeister gab an, dass er bis zum Schluss gewartet hätte und noch eine Dosis übrig gewesen sei. Laut Furlan sei das nicht ganz korrekt. Matt habe zwar die letzte Dosis erhalten, doch vor der Tür hätten noch etliche Menschen aus der Hochrisikogruppe auf einen Impfstoff gewartet.
Anzeige in Kärnten
In Kärnten gab es nun bereits eine Anzeige wegen der Bevorzugung beim Impfen. Es besteht der Verdacht, dass in Pflegeheimen externe Personen gegen Spenden geimpft worden seien. So sollen sich sogar Reiche und Prominente vorgedrängt haben. Ärzte würden bekannte Kunden als Hochrisikopatienten einstufen, damit diese früher immunisiert werden.
Gerd Kurath vom Landespressedienst erklärte, dass er die Meldungen an die Staatsanwaltschaft weiterleiten werde. Sollte tatsächlich Geld für Impfungen geflossen sein, könnte das strafrechtlich relevant sein.