Wirtschaft
Höher als Inflation – warum sind Lebensmittel so teuer?
Die Bundeswettbewerbsbehörde untersucht aktuell den heimischen Lebensmittelhandel. Maßnahmen darf sie aber – selbst bei Missständen– nicht ergreifen.
Nach wie vor sorgen die Lebensmittelpreise für zahlreiche Sorgenfalten bei Kundinnen und Kunden. Was viele ärgert ist der Umstand, dass die Preise stärker gestiegen sind als die Inflation – bei vielen Produkten liegt die Teuerung bei über zehn Prozent, während die Inflation zuletzt bei "nur" rund sieben Prozent lag. Aus diesem Grund führt die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) seit vergangenen Oktober eine umfangreiche Untersuchung durch. Eine Analyse in dieser Größenordnung habe es im 20-jährigen Bestehen der BWB noch nie gegeben, erklärt die Leiterin der BWB Natalie Harsdorf-Borsch am Montagmorgen im Ö1-Journal.
Insgesamt werden 34 Produktgruppen – darunter z.B. Trinkmilch, Teigwaren, Tiefkühlpizza, Frischfleisch– unter die Lupe genommen. Die BWB will klären, wo die Preiserhöhungen hingeflossen sind bzw. woher sie in der Wertschöpfungskette kommen. "Dann sehen wir uns an: Hat sich die Konzentration verschärft, das heißt gibt es weniger Anbieter". Die BWB will nun klären, ob der Markt versagt hat. Ergebnisse sollen im Oktober, zwölf Monate nach Start der Untersuchung, vorliegen. Die Juristin dämpft aber die Erwartungen. Denn die BWB könne selbst beim Erkennen von ökonomischen Missständen keine Maßnahmen ergreifen. Harsdorf-Borsch fordert daher nun ähnliche Kompetenzen für ihre Behörde wie sie das Bundeskartellamt in Deutschland hat.
Nachweis von Fehlverhalten schwierig
Dabei könne es um Transparenzmaßnahmen oder Verkäufe von Anteilen gehen, um eine Marktkonzentration zu verhindern. Die Regierung hat bereits im Mai diesen Jahres eine Verschärfung des Wettbewerbsrechts angekündigt. Wie das ORF-Radio berichtet, verweist das Ministerium von Wirtschaftsminister Martin Kocher auf laufende Gespräche diesbezüglich. In wenigen Wochen sollten aber Ergebnisse präsentiert werden.
Michael Böheim, Ökonom beim Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO), dämpft die Hoffnungen was die Analyse der BWB angeht. Man werde wohl aus den Untersuchungen kein Gerichtsverfahren ableiten können, vermutet der Experte. Denn die BWB müsse beweisen, dass eine Supermarktkette ihre marktbeherrschende Stellung missbraucht hätte. "Wenn sie das nicht kann, dann passiert auch nichts weiter". Der Experte appelliert auch an die Konsumenten. Durch "Smart Shopping" habe man bis zu einem gewissen Grad selbst in der Hand, wie teuer der Lebensmitteleinkauf ausfällt.