Science

Befruchtung: Eizellen sind wählerisch

Eine Studie beweist, dass die Eizelle sich nicht wahllos befruchten lässt, sondern streng auswählt, welches Spermium den Sieg davonträgt.

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Der Sieger ist nicht das Spermium, das sich gegen die anderen behauptet, wie bisher angenommen, sondern dessen Eigenschaften die Eizelle als am passendsten empfindet.
Der Sieger ist nicht das Spermium, das sich gegen die anderen behauptet, wie bisher angenommen, sondern dessen Eigenschaften die Eizelle als am passendsten empfindet.
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Das Ende des Patriarchats in der Evolutionsbiologie scheint gekommen zu sein: Die Eizelle ist seitens der Wissenschaft nun vollends aus ihrer Rolle als lediglich passive Empfängerin gerückt. Eine Studie bricht mit dem männlich orientierten Bild von Sexualität und Befruchtung.Wie die Forscher herausfanden, suchen sich Eizellen nämlich aus, welche Spermien sie befruchten dürfen. Und dabei sind sie sehr wählerisch. Nun wird erstmals ein Ansatz aus Sicht der Eizelle versucht.

Der Evolutionsbiologe John Fitzpatrick bricht demgemäß die Partnerwahl nüchtern auf einfache Qualitäten herunter: Fitness, genetische Kompatibilität und chemische Kommunikation. Diese wissenschaftlich-rationale Betrachtungsweise muss mit der privaten Auswahl und zwischenmenschlichen Komponente nicht übereinstimmen. Er versuchte die Geschichte neu zu erzählen. Die chemische Spur, die die Eizelle absondere, sei nicht bloß ein Lockstoff und Wegweiser für tüchtige Spermien. Sie habe mehr Entscheidungskraft, als man ihr bisher zugetraut habe.

Das Märchen von der Konkurrenz

Um seine These zu prüfen, trat er mit der Abteilung für Reproduktionsmedizin im St. Mary’s Hospital in Manchester in Kontakt, wo kinderlose Paare medizinische Hilfe in Form von künstlicher Befruchtung suchen. „Wir wollten herausfinden, ob die chemischen Signale der Eizellen auf Spermien unterschiedlicher Männer auch unterschiedlich wirken. Oder anders ausgedrückt: Treffen die Eizellen eine Auswahl?,“ so die drängende Frage des Forschers. Von 44 Paaren erhielten er und sein Team Probematerial für die Versuche.

Die Ergebnisse wurden im Fachblatt „Proceedings B“ publiziert. Sie bestätigen, dass die Eizelle verschiedene Vorlieben habe. „Wir haben die Versuche mit verschiedenen Probanden und zu unterschiedlichen Zeiten wiederholt, es war immer wieder das Gleiche. Ich vermute, dass die Eizelle auf diese Weise genetisch passende Spermien auswählt. Wie genau, wissen wir noch nicht. Das werden wir in unserer nächsten Studie klären.“ Die Eizelle hält dabei am alten Prinzip der Kompatibilität durch Gerüche fest. So kam es vor, dass fremde Spermien oft besser zu einer Eizelle „passten“, als die des eigenen Partners.