Niederösterreich
Baumriesen in Deutsch-Wagram versehentlich geschlägert
Kopfschütteln bei den Grünen: Sie sind entsetzt, dass zwei Baumriesen geschlägert wurden. Auch die Bürgermeisterin zeigt sich zerknirscht.
„Diese Bäume haben den Bahnhofsvorplatz beschattet und die glühende Hitze des Asphalts an heißen Sommertagen erträglich gemacht“, schüttelt Deutsch-Wagrams Gemeinderätin Bettina Bergauer von den Grünen den Kopf.
Und weiter: „Nach langen Verhandlungen haben wir vor zwei Jahren im Gemeinderat eine breite Mehrheit dafür gefunden, die beiden Riesenbäume an der Grundgrenze zu erhalten.“
Mehrgeschoßiger Wohnbau
Ein mehrgeschoßiger Wohnbau soll nämlich hier in Deutsch-Wagram (Bezirk Gänserndorf) entstehen. Dafür hatte der Gemeinderat eine Umwidmung von "Bauland-Betriebsgebiet" in "Bauland Wohngebiet" beschließen müssen. Im Zuge dessen wurde ein entsprechender Vertrag mit der Eigentümerin abgeschlossen, der besagt, dass es vorrangiges Ziel ist, die Bäume zu erhalten. Da es sich um Privatgrund handelt, ist man letztlich auf den guten Willen der Grundeigentümerin angewiesen, daher beinhaltet der Gemeinderatsbeschluss auch einen Plan B, dass – im Falle es nicht möglich ist die Bäume zu erhalten - 100 Bäume pro gefälltem Baum gepflanzt werden müssen, heißt es seitens der Grünen.
Beschluss im Gemeinderat
Im Wortlaut hieß es im Beschluss des Gemeinderates: "Die Eigentümerin ist verpflichtet, die drei großen Bäume auf den Bezug habenden Liegenschaften Nr. 2421, 2422 und 520/3 (zwei Bäume befinden sich beim Einfahrtstor Richtung Bahnhofstraße direkt an der Bushaltestelle angrenzend und ein weiterer befindet sich an der Grundstücksgrenze Richtung Firma Hasitschka) dauerhaft zu erhalten. Vorrangiges Ziel ist somit die dauerhafte unbeschädigte Erhaltung des Baumbestandes. Ist dies nicht möglich so ist das entsprechende Äquivalent (hinsichtlich Stammdurchmesser) oder 100 Bäume nach Auswahl durch einen Forst-Sachverständigen der Landwirtschaftskammer, pro gefällten Baum im Gemeindegebiet zu pflanzen."
Auch Grünen-Umweltstadtrat Heinz Bogner ist entsetzt: „Noch so viele Neupflanzungen können den Verlust an Sauerstoff, der durch diese beiden Riesenbäume erzeugt wurde, über Jahrzehnte nicht ausgleichen. Deutsch-Wagram ist ein großes Stück ärmer geworden.“
Die Grünen können nicht nachvollziehen, dass "den Bäumen kein entsprechender Wert für die Deutsch-Wagramer Bevölkerung beigemessen wurde und der wirtschaftliche Gewinn durch den Wohnbau in den Vordergrund gestellt wurde".
"Mir ist das sehr unangenehm"
Doch auch Deutsch-Wagrams Bürgermeisterin Ulrike Mühl-Hittinger (VP) zeigt sich im "Heute"-Gespräch zerknirscht: "Mir ist das sehr unangenehm. Doch das Problem oder der Fehler lag an dem Eigentümer. Raiffeisen hat den gefassten Beschluss offenbar nicht an die Baufirma weitergegeben." Bei dem betroffenen Grundstück handle es sich um ein Privatgrundstück.
Dafür habe sich das Unternehmen bereits mehrmals entschuldigt. Dennoch: "Wir haben freie Flächen für Baumnachwuchs und mit der Nachpflanzung der 200 Bäume kostet uns die Aufforstung weniger." Eine Sanktion müsse man setzen, nach einem Gesprächstermin mit Raiffeisen im September sollen die Aufforstungspläne fixiert werden.
Und: "Wir werden den Baubewilligunsbescheid ändern. Es muss drinnen stehen, dass ein Ausgleich geschaffen werden muss", so die Bürgermeisterin, die die Schlägerung als "sehr ärgerlich" erachtet.