Vollspalten-Ende

Bauern warnen vor 30-Prozent-Teuerung beim Schnitzel

Die Schweinehaltung auf Vollspalten-Böden soll in wenigen Jahren Geschichte sein. Landwirte warnen: Das Schnitzel dürfte empfindlich teurer werden.

Peter Reidinger
Bauern warnen vor 30-Prozent-Teuerung beim Schnitzel
Ein Wiener Schnitzel mit Kartoffelsalat. Bald könnte der Klassiker aus Österreich empfindlich teurer werden. 
IMAGO/Manfred Segerer

Tierschützern sind die Vollspaltenböden in der Landwirtschaft schon länger ein Dorn im Auge. Der Verein gegen Tierfabriken (VGT) spricht von "Tierquälerei". Die Schweine würden bei dieser Art der Haltung auf Betonplatten stehen, die mit bis zu 1,8 Zentimeter breiten Spalten voneinander getrennt sind.

Kot und Urin der Tiere fallen durch diese Spalten in eine Güllegrube. "Für die Schweine bedeutet das ein Leben über ihren eigenen Exkrementen. Die Gesundheit der sensiblen Tiere leidet massiv darunter", so der VGT. 

Die Politik reagiert. Der für Tierschutz und Konsumentenschutz zuständige Minister Johannes Rauch (Grüne) will Vollspaltenböden bis zum Jahr 2030 komplett verbieten. Er hat Ende Jänner einen Drei-Punkte-Plan vorgesehen.

Zum einen brauche es eine Übergangsfrist, damit die Betriebe den Umstieg bewältigen können, außerdem brauche es eine massive Erhöhung der Umstiegsförderungen für jene Bauern, die höhere Standards einführen. Außerdem müsse es eine Herkunftsbezeichnung in der Gastronomie geben, damit heimische Bauern sowie Konsumenten vor minderwertigem Import-Fleisch geschützt werden. 

Kritik zum Verbot aus OÖ

ÖVP-Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig hat Rauchs Vorstoß kritisiert, eine Rückkehr zum Verhandlungstisch gefordert.

Auch aus Oberösterreich kommt nun Kritik am Vorstoß. 76 Prozent der 1,1 Millionen Schweine werden hier auf Vollspaltenböden gehalten, knapp 9 Prozent auf Stroh. Bundesweit sind es 69 bzw. 11 Prozent. 

In Oberösterreich und in der südlichen Steiermark ist der Anteil der Vollspaltenböden am höchsten.
In Oberösterreich und in der südlichen Steiermark ist der Anteil der Vollspaltenböden am höchsten.
VGT

"Eine derartig radikale Umstellung wird das Höfesterben in der Schweinebranche befeuern – schon jetzt zeigt sich die Branche verunsichert und abwartend", so Landesrätin Michaela Langer-Weninger (ÖVP). Sie warnt vor den Auswirkungen des Verbots auf die Versorgungssicherheit und die Preise.

Eine derartig radikale Umstellung wird das Höfesterben in der Schweinebranche befeuern
Michaela Langer-Weninger
Agrarlandesrätin in OÖ (ÖVP)

Im Durchschnitt sei mit einer Preissteigerung von 30 Prozent zu rechnen, "da alleine die Produktionskosten pro Kilogramm Tierwohl-Fleisch 60 Cent mehr betragen". Diese Mehrkosten müssten die Landwirte an die Konsumenten weitergeben, um wirtschaftlich arbeiten zu können.

Landesrätin Michaela Langer-Weninger befürchtet, dass zahlreiche Schweinebauern ein Vollspalten-Verbot wirtschaftlich nicht überleben könnten.
Landesrätin Michaela Langer-Weninger befürchtet, dass zahlreiche Schweinebauern ein Vollspalten-Verbot wirtschaftlich nicht überleben könnten.
LKOÖ

Laut aktuellen Marktdaten seien zudem nur 30 Prozent der Konsumenten für das Segment mit höheren Tierwohlstandards empfänglich. "Bei knapp 100 Prozent Eigenversorgung und einer jährlichen Schweinefleisch-Produktion von 477.700 Tonnen Schweinefleisch bedeutet das, dass nur 143.300 Tonnen über Tierwohl-Schienen einen Absatz finden können", rechnet das Agrarressort gegenüber "Heute" vor.

Es sei zu befürchten, dass bei einem Vollspalten-Verbot in Österreich zahlreiche Gastro-Betriebe zu billigem Import-Fleisch greifen, das unter noch geringeren Tierwohl-Standards produziert wurde. Zeitgleich würde die steigende Nachfrage nach Tierwohl-Fleisch aus Österreich die Preise heben, auch bei Fleisch niedrigerer Qualität. 

Langer-Weninger sagt, ein vorzeitiges Ende der Vollspaltenhaltung allein könne nicht die Lösung sein. "Eine ganzheitliche Lösung erfordert nicht nur ethische Standards für die Tierhaltung, sondern auch eine unterstützende Politik, die die Wettbewerbsfähigkeit der regionalen Bäuerinnen und Bauern sichert. Nur so können wir eine nachhaltige und verantwortungsbewusste Lebensmittelversorgung gewährleisten".

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