Österreich

Bauarbeiter lag auf Intensiv, Chef wollte ihn feuern

Ein Hilfsarbeiter kollabierte und kam auf die Intensivstation. Sein Arbeitgeber wollte ihn daraufhin kündigen. Die AK reichte Klage ein.

Christine Ziechert
Während der Mann im Krankenhaus lag, ließ ihn sein Arbeitgeber fallen (Symbolbild).
Während der Mann im Krankenhaus lag, ließ ihn sein Arbeitgeber fallen (Symbolbild).
Getty Images

Dass manche Arbeitgeber sehr dreist vorgehen, ist bei der Arbeiterkammer (AK) bereits bekannt. Auch Bojan M. (Name geändert) musste diese Erfahrung machen. Der Bau-Hilsarbeiter, der mit kurzen Unterbrechungen seit 2017 für dasselbe Unternehmen tätig war, kollabierte daheim in Tschechien.

Der Arbeiter musste ins Krankenhaus auf die Intensivstation. Trotz seines Zusammenbruchs meldete er seinen Krankenstand unverzüglich seinem Chef. Dieser rief ihn daraufhin noch am selben Tag an und teilte ihm mit, dass er das Dienstverhältnis rückwirkend noch vor Beginn des Krankenstands beenden würde. Die AK Wien reichte für Bojan M. Klage ein, das Verfahren läuft noch.

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    privat, iStock

    Jeder Zwölfte im Krankenstand entlassen oder gekündigt

    Das Schicksal von Bojan M. ist kein Einzelfall: Jeder zwölfte wurde schon einmal während eines Krankenstandes fristlos entlassen oder gekündigt. Das ergab eine Online-Befragung im Oktober 2022 der Arbeiterkammer unter 6.506 Arbeitnehmern. Am häufigsten werden kranke Arbeitnehmer im Hotel- und Gastgewerbe (14 %) gekündigt, gefolgt von Transport, Verkehr und dem Gewerbe (10 %), Handel (9%) und Gesundheitswesen (8%).

    "Krankenstände werfen einige arbeitsrechtliche Fragen auf und gehören zu den 'Dauerbrennern' in der AK Arbeitsrechtsberatung. Alleine 2022 hat die Arbeitsrechtsabteilung der AK Wien 635 Beratungen zu den Themen Krankenstand und Entgelt-Fortzahlung durchgeführt. Vielfach fehlen auch die richtigen Informationen über Rechte und Pflichten im Krankenstand – besonders in Unternehmen ohne Betriebsrat", meint Ludwig Dvořák, Bereichsleiter Arbeitsrechtliche Beratung und Rechtsschutz der AK Wien.

    "Der Druck in der Arbeitswelt nimmt stetig zu. 9 von 10 Arbeitnehmern gehen krank arbeiten" - Ines Stilling, AK Wien

    Besonders alarmierendes Ergebnis der AK-Umfrage: 90% der Arbeitnehmer sind bereits einmal krank in die Arbeit gegangen. Die Hälfte der Befragten wird zudem im Krankenstand von Vorgesetzten kontaktiert: "Der Druck in der Arbeitswelt nimmt stetig zu. 9 von 10 Arbeitnehmern gehen krank arbeiten. Damit ist der sogenannte Präsentismus für Beschäftigte die Regel, statt die Ausnahme. Der häufigste Grund krank arbeiten zu gehen, ist, die Kollegen nicht im Stich lassen zu wollen. Hier sind die Unternehmen gefordert, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass kranke Arbeitnehmer in Ruhe gesund werden können", erklärt Ines Stilling, Bereichsleiterin Soziales der AK Wien.

    Die AK fordert daher einen Kündigungsschutz im Krankenstand und eine gesetzliche Regelung, wonach Zeitausgleich während eines Krankenstandes nicht konsumiert werden kann. Zudem soll unterbunden werden, dass Arbeitergeber das Homeoffice dafür missbrauchen, ihre Beschäftigten anzuweisen, von daheim aus krank zu arbeiten.