"Stehe plötzlich ohne Job da"
Bank Austria schließt IT-Firma – 300 Leute betroffen
Mitarbeiterin spricht in "Heute": "Ihr könnt ja in die italienische Bank-Zentrale nach Mailand wechseln, haben sie angeboten."
Schockwelle bei der Bank Austria – der italienische Mutterkonzern UniCredit schließt die komplette IT-Firma des Geldinstituts hierzulande, die UniCredit Services Österreich mit rund 300 Beschäftigten. "Wir hatten keine Ahnung", erzählt eine Betroffene im Gespräch mit "Heute". "Am Dienstag gab es eine Informationsveranstaltung, wir dachten es geht um eine Umstrukturierung wie alle paar Jahre – und dann kam der Hammer, dass es zum 31. Oktober ganz aus ist."
Nach Rumänien verlagert
Die Verantwortung für die IT-Services der Bank wandert nach Italien, der Betrieb und alle Projekte werden nach Rumänien verlagert. Dort solle die entsprechende Arbeitseinheit mit einem lokalen Team (die Mitarbeiter werden erst gesucht) jetzt aufgebaut werden, ist zu hören.
Den Beschäftigten in Österreich wird ein Wechsel nach Mailand angeboten, wo sich die Zentrale der UniCredit befindet. "Das ist absurd", erregt sich die Mitarbeiterin gegenüber "Heute". "Viele von uns sind um die 50 oder älter, haben Familie in Wien – wie sollen die plötzlich ihren Lebensmittelpunkt nach Mailand verlegen?"
„"Viele von uns sind um die 50 oder älter, haben Familie in Wien – wie sollen die plötzlich ihren Lebensmittelpunkt nach Mailand verlegen?"“
Die Betroffenen sind teils seit Jahrzehnten im Unternehmen, so die Mitarbeiterin. "Ich bin jetzt Mitte 50, habe einen Lebensplan – und jetzt steh ich plötzlich ohne Job da", habe eine Kollegin zu ihr gesagt. "Für viele ist das wirklich existenzbedrohend."
Aus der Bank Austria heißt es auf "Heute"-Anfrage, es sei bislang kein einziger Mitarbeiter gekündigt worden – man suche nach Lösungen. Wenn der angebotene Wechsel nach Mailand nicht in Frage komme, werde anderes überlegt. In der Tat gibt es einen Sozialplan.
Hotline für psychologische Betreuung
Was nichts daran ändert, dass für die betroffenen Beschäftigten ihr Arbeitsplatz im wörtlichen Sinne verschwindet, sie sich am Jobmarkt neu orientieren müssen. In Zeiten, die wirtschaftlich nicht gerade rosig sind und wo in vielen Unternehmen der Sparstift regiert. "Es gibt aber eine Hotline für psychologische Betreuung", so die UCS-Mitarbeiterin zynisch zu "Heute".
„Die ganzen IT-Applikationen der Bank innerhalb von acht Monaten an ein Team zu übergeben, das es aktuell noch gar nicht gibt – das ist völlig unrealistisch“
Was die IT-Spezialistin neben dem Job-Kahlschlag in Rage bringt, sind die von ihr erwarteten Auswirkungen auf den Kundenservice. "Die ganzen IT-Applikationen der Bank innerhalb von acht Monaten an ein Team zu übergeben, das es aktuell noch gar nicht gibt – wie soll das ablaufen und wie kann ein reibungsloses Funktionieren der Services dann garantiert werden? Das ist völlig unrealistisch." Sie habe keine Ahnung, wie der Betrieb ab 1. November funktionieren solle. Immerhin gehe es um rund 250 Applikationen.
Sorge um Kundenservice
Es könnte zu Lasten der Kunden gehen, befürchtet die langjährige Mitarbeiterin. "Was ist, wenn es beispielsweise plötzlich technische Probleme bei Überweisungen gibt, deshalb fällige Mieten nicht abgebucht werden und die Kunden dann Probleme mit dem Vermieter bekommen?" Die erfahrenen langjährigen IT-Mitarbeiter wären dann nicht mehr da, um solche Situationen schnell zu lösen. "Wir haben da durchaus schon schlechte Erfahrungen gemacht", weiß die Expertin zu berichten. Bereits seit Jahren nach Rumänien ausgelagerte Operationen in der Bank Austria hätten durchaus hohe Schadensfälle verursacht und es sei aktuell ein Rücktransfer dieser Tätigkeiten nach Österreich im Gange. "Wir fragen uns alle, was eigentlich die Strategie der Chefetage in der UniCredit ist", fasst die UCS-Beschäftigte zusammen.
„Aufgrund der Vereinfachung unserer Prozesse wurde die UniCredit Services GmbH bereits 2022 zum größten Teil mit den operativ tätigen Mitarbeiter:innen in die UniCredit Bank Austria integriert. Nun wird der verbleibende Rest der Gesellschaft im Laufe des Jahres geschlossen.“
Aus der Bank Austria heißt es gegenüber "Heute": "Im Zuge der laufenden digitalen Transformation im Rahmen von UniCredit Unlocked vereinfachen wir unsere Prozesse, lösen bestehende IT-Systeme ab und konzentrieren uns verstärkt auf moderne Technologien und Infrastruktur." Deshalb sei die UniCredit Services GmbH bereits 2022 zum größten Teil mit den operativ tätigen Beschäftigten in die UniCredit Bank Austria integriert worden. Nun werde der verbleibende Rest der Gesellschaft im Laufe des Jahres geschlossen.
Warum die Transformation auf modernere Technologie besser in Rumänien als in Österreich machbar ist, liegt auf der Hand. Geld steht stets an erster Stelle, auch UniCredit-Boss Andrea Orcel fährt einen strammen Sparkurs...