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Bangen um Archie (12) – "mein Kind wird hingerichtet"

Am Mittwoch sollen um 12 Uhr die lebenserhaltenden Maßnahmen für Archie B. abgestellt werden. Der Fall des Buben (12) sorgt in England für Entsetzen.

Nikolaus Pichler
"Ein Bub, der meine Hand drücken kann, kann nicht hirntot sein", sagt Archies Mutter Hollie Dance.
"Ein Bub, der meine Hand drücken kann, kann nicht hirntot sein", sagt Archies Mutter Hollie Dance.
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Es gibt fast keine Hoffnung für Archie B. mehr: Die lebenserhaltenden Maßnahmen für den unheilbar kranken Buben werden am Mittwoch um 12 Uhr Schweizer Zeit abgeschaltet. Dies teilte das Spital Archies Familie am Dienstagabend mit, nachdem die Eltern auch in der letzten gerichtlichen Instanz gescheitert waren. Der Supreme Court in London hatte kurz zuvor einen Antrag abgelehnt, mit dem die Eltern die Fortführung der lebenserhaltenden Maßnahmen für Archie erwirken wollten.

Hollie Dance, Archies Mutter, verurteilte gegenüber britischen Medien die "brutale, skandalöse und beschämende" Entscheidung des Gerichts. Ihr Kind werde regelrecht "hingerichtet", meinte Dance. Gleichzeitig kündigte sie an, "bis zum bitteren Ende zu kämpfen".

"Das ist wirklich das Ende"

Die Leitung des Royal London Hospital gab Familie B. bis Mittwoch 9 Uhr Zeit (10 Uhr Schweizer Zeit), um einen Antrag bei der Europäischen Menschenrechtskonvention einzureichen – andernfalls werde die Frist von 11 Uhr eingehalten.

Die Zeit sei zu knapp, meint die Mutter des Buben. In einer Medienmitteilung schreibt die Familie: «Die Spitalverwaltung hat uns mitgeteilt, dass wir Archie nicht in ein Hospiz verlegen können. Wir wollen einen Dringlichkeitsantrag beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte stellen. Aber dieser Antrag muss um 9 Uhr morgens eingereicht werden, was uns und unseren Anwälten keine Zeit lässt, ihn vorzubereiten.»

"Sie verlangen zudem eine Kopie des Antrags, auf die sie kein Recht haben. Wenn dies jedoch nicht geschieht, werden sie die Behandlung um 11 Uhr einstellen. Das ist grausam und wir sind absolut entsetzt", heißt es in der Erklärung weiter.

Hollie Dance und ihr Ex-Mann Paul B. wollen diese letzte Möglichkeit noch prüfen, sind sich aber bewusst, dass "das wirklich das Ende ist", wie die Mutter selber sagte. Sie habe in den letzten Tagen das Gefühl bekommen, dass das Spital sich so verhalte, als "müssten sie das sofort erledigen".

Archies Sterben nicht verlängern

Archie hatte sich bei einem häuslichen Unfall im April schwere Hirnverletzungen zugezogen – womöglich bei einer Tiktok-Mutprobe. Der Zwölfjährige liegt seither im Koma. Mehrere britische Gerichte entschieden, dass die Ärzte den Jungen sterben lassen dürfen. Dies sei in seinem besten Interesse, hieß es zur Begründung.

Drei Richter am britischen Supreme Court blockten am Dienstag einen Rettungsversuch der Eltern ab, da es keine Aussicht auf eine wirkliche Genesung gebe. Die lebenserhaltenden Maßnahmen würden nur "das Sterben verlängern".

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