"Geht um die Ehre"
Bandenstreit in Wien: Opfer mit Schädelbruch im Spital
Mit Spezialeinheiten und Verstärkung aus den Bundesländern gehen Beamte nun gegen Bandenkriminalität in Wien vor – "Heute" war bei einer Aktion dabei.
Der brutale Straßenkampf zwischen bewaffneten jungen Männern aus der syrischen und tschetschenischen Community hält derzeit die Wiener Polizei auf Trab. In bisher zwei Bezirken (Brigittenau und Meidling) kam es zu Angriffen mit mehreren Verletzten, auf Social Media werden gegenseitige Todesdrohungen und Vergewaltigungsphantasien auf schockierende Art und Weise offen ausgesprochen.
Polizei-Aktion in Park – so will man Bandenkrieg beenden
Seit Montagabend wird an bekannten Banden-Hotspots eine Vielzahl an Uniformierten aufgeboten; verstärkte Streifen sind im gesamten Stadtgebiet im Einsatz – sogar Beamte aus den Bundesländern wurden hinzugezogen. Das erklärte Polizeisprecher Philipp Haßlinger im Zuge einer Schwerpunktaktion bei der U6-Station Jägerstraße in Wien-Brigittenau: "Insbesondere an Verkehrsknotenpunkten, in Parkanlagen und bei U-Bahnen wird verstärkt kontrolliert."
Die Einsatzeinheit, die Bereitschaftseinheit, aber auch Sondereinsatzkräfte wie die WEGA und das Einsatzkommando Cobra seien jetzt gefordert. Ziel ist es, den Konflikt durch rigoroses Einschreiten rasch zu beenden – auch die Clan-Ältesten sollen zuletzt an Friedensverhandlungen arbeiten.
Zuletzt hatten in Wien-Meidling junge Tschetschenen vier Afghanen angegriffen. Ein Opfer liegt mit einem Schädelbruch im Spital, erklärte der stellvertretende Chefermittler des LKA, Dietmar Berger, am Mittwochabend vor Kameras. Ein Verdächtiger, der eine Gruppierung zum Tatort brachte, befindet sich in U-Haft. Er schweigt eisern. Doch Beamte sind mittlerweile sicher, dass bei Auseinandersetzungen auch scharfe Waffen eingesetzt wurde. Man fand Patronenhülsen und Einschusslöcher an einem der Schauplätze.
Enthüllt – das war Auslöser des Bandenkriegs
Auslöser der blutigen Fehde zwischen Tschetschenen und "Arabern" (zwischen Syrern und Afghanen wird von Angreifern offenbar nicht differenziert) war ein feiger Messerangriff auf einen Tschetschenen im Arthaberpark vor rund einem Monat. Dort sollte es zu einer Aussprache kommen, stattdessen wurde ein 30-Jähriger mit mehreren Stichen niedergestreckt und schwebt in Lebensgefahr!
„Es geht um die Ehre. Da wollen welche die Straße zurückerobern.“
"Ich rechne mit weiteren Festnahmen", ist Berger zuversichtlich. Ob man vor der Brutalität der Vorgänge überrascht ist? "Als Polizist hat man viele Dinge schon erlebt. Aber das ist eine neue Dimension, dass Leute auf der Straße übereinander herfallen", so der Chef-Ermittler. Das Problem an der gegenwärtigen Situation: "Es geht um die Ehre. Da wollen welche die Straße zurückerobern." Nun will die Polizei offenbar klarmachen, wem die Straße im Ernstfall wirklich gehört und wer in einem funktionierenden Rechtsstaat das Gewaltmonopol innehat.
Verstärkte Präsenz wird positiv aufgenommen
Bei den Anwohnern und Parkbesuchern kommen die Aktionen gut an: "Ich finde es schön, dass man jetzt mehr Einsatz hat", sagt ein junger Mann auf einer Parkbank zu "Heute". Auch der türkischstämmige Kampfsportler gibt zu, er könnte "Blödsinn machen. Aber man muss brav sein. Man kann sowas im eigenen Land machen, aber nicht in Wien". Diese jungen Gewalttätigen hätten zu viel Filme auf Netflix geschaut, findet er und appelliert: "Finger weg von den Straßen und geht's alle Sport machen oder so."