Wirtschaft
Bahntest: Fahrgäste wünschen sich mehr Pünktlichkeit
In einer großen Umfrage mit fast 10.000 Fahrgästen geben 30 Prozent an, dass sich die Pünktlichkeit von Bus und Bahn verschlechtert hätte.
Dass die Corona-Pandemie vorbei ist, merkt man auch in den öffentlichen Verkehrsmitteln. Wie der Bahntest des Verkehrsclub Österreich (VCÖ) zeigt, fährt ein Drittel der befragten Fahrgäste heuer wieder mehr mit dem Zug, mehr als die Hälfte fährt gleich häufig mit der Bahn, nur sieben Prozent sind seltener mit dem Zug unterwegs. Den meisten Verbesserungsbedarf sehen die Fahrgäste bei der Pünktlichkeit, beim Sitzplatzangebot im Fernverkehr sowie bei der Anzahl der Verbindungen im Nah- und Regionalverkehr.
Bahnfahren wieder komfortabler
Nach den mühsamen Corona-Jahren fahren die Menschen in Österreich wieder lieber öffentlich: 84 Prozent finden das Bahnfahren heuer wieder komfortabler als noch im Vorjahr. Dazu habe auch das Ende der Maskenpflicht beigetragen, so der VCÖ in einer Presseaussendung.
Verbesserungen nehmen die Fahrgäste auch bei der Barrierefreiheit sowie im Bereich Information und Service wahr. Viele Fahrgäste nehmen in anderen Bereichen jedoch auch Verschlechterungen wahr.
Pünktlichkeit bemängelt
Zum Beispiel beim Thema Pünktlichkeit: Drei von zehn Menschen beklagten unpünktlichere Ankunftszeiten bei der Bahn als noch ein Jahr zuvor. Daraus folgt, dass viele Probleme mit ihren Anschlüssen hatten: 38 Prozent der Befragten bemängelten die schlechtere Möglichkeit der Abstimmung von Bus und Bahn aufeinander. Gleich viele gaben Mängel bei der Netzqualität und dem Internet für Mobiltelefone an.
Während das Bahnfahren in den Hauptverkehrszeiten meistens recht gut funktioniert, ist das an den Randzeiten schwieriger. Wer beispielsweise nachts reisen muss, hat oft Schwierigkeiten mit seiner Öffi-Verbindung. "Die Arbeitszeiten werden immer flexibler, auch Teilzeitarbeit nimmt zu. Deshalb ist es auch für Pendlerinnen und Pendler sehr wichtig, dass es außerhalb der Hauptverkehrszeiten ein gutes Angebot gibt. Durch verstärkte Kooperationen mit großen Unternehmen können damit auch die Züge zu den Stoßzeiten entlastet werden", sagt VCÖ-Experte Michael Schwendinger. 42 Prozent gaben Unzufriedenheit bei Verbindungen außerhalb der Hauptverkehrszeiten an.
Unterschiedliche Bedürfnisse
Je nachdem, wann, wie und wo man reist, hat man unterschiedliche Bedürfnisse. So wünschen sich Fahrgäste im Nah- und Regionalverkehr häufigere Verbindungen, Fernreisende hingegen fordern mehr Sitzplätze. Jeder Vierte findet überdies die Erreichbarkeit von Bahnhöfen mangelhaft. Das kann gerade in kleineren Gemeinden am Land zum Problem werden, weshalb sich viele an kleineren Bahnhöfen zumindest Rufbusse oder Anrufsammeltaxis wünschen. Auch bei der Fahrradmitnahme, beim Car- und Bikesharing und bei Park & Ride sieht man auf Kundenseite Verbesserungsbedarf.
Die Nachfrage nach Nachtzug-Angeboten und Bahnreisen ins Ausland steigt unterdessen, vier von zehn Fahrgästen hätten heuer oder 2022 mit der Bahn eine solche Urlaubsreise gemacht, sagt der VCÖ mit Vereis auf die Umfrage. Deshalb fordert der VCÖ auch, die grenzüberschreitenden Bahnverbindungen zu verbessern. "Europa braucht mehr Bahn. Das Ziel, dass jede EU-Hauptstadt und jede Großstadt in der EU einfach mit der Bahn erreichbar ist, sollte rasch erreicht werden", betont VCÖ-Experte Schwendinger.
Zugpersonal "freundlich und hilfsbereit"
Zufrieden sind die österreichischen Fahrgäste hingegen wie auch schon in der Vergangenheit mit dem Zugpersonal: Dieses darf sich darüber freuen, dass es von seinen Kunden mehrheitlich als "freundlich und hilfsbereit" beschrieben wird.
Am VCÖ-Bahntest nahmen dieses Jahr 9.650 Fahrgäste teil. Inkludiert waren auch Bahnfahrende in Zügen von privaten Bahnunternehmen - insgesamt waren zehn Bahnunternehmen von der Umfrage umfasst. Der Befragungszeitraum war zwischen Mai und Juni 2023.