Wirtschaft
Millionenerbin verharmlost Zwangsarbeit der Nazis
Die Erbin der Leibniz-Kekse äußerste sich über Zwangsarbeit, mit der die Kekse während der Nazizeit hergestellt wurden. Dabei fehlte es ihr an Feinfühligkeit.
Verena Bahlsen ist Start-up-Gründerin und Millionenerbin des Keks-Unternehmens Leibniz. Vergangene Woche sprach sie an der Digital-Konferenz Online Marketing Rockstar (OMR) in Hamburg. Auf eine kritische Diskussion auf dem Podium war die 25-Jährige vorbereitet, auf den Twitter-Shitstorm, der ihr nach ihrer Rede entgegengebracht wurde, wahrscheinlich eher nicht.
Problematisch erschien vielen Zuschauern folgende Aussage: "Ich bin Kapitalistin. Mir gehört ein Viertel von Bahlsen und da freue ich mich auch drüber. Es soll mir auch weiterhin gehören. Ich will Geld verdienen und mir Segeljachten kaufen von meiner Dividende und so was."
Was Bahlsen mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen ironisch fallen ließ, stieß der Twitter-Gemeinde übel auf.
Erinnerung an Zwangsarbeit
Zahlreiche Kritiker kommentierten, ob sie vergessen habe, dass ihr Erbe größtenteils auf Zwangsarbeit in der Zeit des Nationalsozialismus zurückzuführen sei. Ihre Aussage sei daher äußerst problematisch.
In der Folge hätte Bahlsen wohl darauf hinweisen können, dass sie persönlich nicht für die Unternehmensgeschichte von vor 70 Jahren verantwortlich ist, sie wählte allerdings einen anderen Weg.
In der "Bild"-Zeitung ließ sie sich wie folgt zitieren: "Das war vor meiner Zeit, und wir haben die Zwangsarbeiter genauso bezahlt wie die Deutschen und sie gut behandelt." Daher sei es nicht in Ordnung, ihren Vortrag mit der Zwangsarbeit in Verbindung zu bringen.
Auch darauf reagierte die Twitter-Gemeinde mit Verärgerung. Sie solle doch selbst einmal den Alltag eines Zwangsarbeiters erfahren, heißt es dort. Andere schreiben von ihrer "krassen Ignoranz" und betonen, dass sie Nachhilfe benötige.
Dabei waren Bahlsens Absichten an der OMR eigentlich löblich. Mit Weltverbessern könne man langfristig mehr Geld verdienen, als sie aus ihrem Erbe bekomme, sagte sie beispielsweise. Außerdem habe sie kein Interesse an Wirtschaft, wenn diese nicht ein Vehikel sei, um "die Gesellschaft nach vorne zu bringen". (20 Minuten)
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(rfr)