Wintersport
Bagger zermalmen jetzt Gletscher für Weltcup-Skirennen
Bevor Mitte November in Zermatt die Ski-Weltcuprennen stattfinden können, steht noch viel Arbeit an. Derweil gibt es Unklarheiten bei der Pistenroute.
Im Jahr 2022 mussten die als großes Spektakel angekündigten Doppel-Abfahrten in Zermatt/Cervinia wegen Schneemangel abgesagt werden. Dieses Jahr sieht es besser aus. Im Gegensatz zum letzten Jahr wurden die Renndaten um zwei Wochen nach hinten geschoben. Die beiden Männer-Abfahrten sollen am 11. und 12. November stattfinden, die Frauen-Abfahrten eine Woche später.
Bis es soweit ist, liegt aber noch viel Arbeit vor den Verantwortlichen. Aktuelle Fotos zeigen, wie sich Bagger auf dem Theodulgletscher durch das Eis graben. Dies, weil die ersten zwei Drittel des Wettkampfes auf dem Gletscher stattfinden. Trotz mehrmaligen Anfragen von unseren Kollegen von 20 Minutes aus der Romandie wollen Organisatoren um den Zermatter OK-Chef Franz Julen nicht exakt verraten, wie der genaue Streckenverlauf aussieht. Julen versichert jedoch, dass "eine Genehmigung der lokalen Behörden für die Wettkämpfe vorliegt."
Es gibt viele offene Fragen
Doch stimmt dies? Fotos und Videoaufnahmen, aufgenommen zwischen dem 28. September und dem 7. Oktober, wecken Zweifel. Wie "20 Minutes" schreibt, sollen mehrere Bereiche über das im kommunalen Nutzungsplan vorgesehene Programm hinausgehen. Oder anders gesagt: Die Arbeiten an der Strecke sollen sich auf Schutzgebiete ausgeweitet haben. Darauf angesprochen meint die kantonale Baukommission: "Wenn es sich herausstellt, dass Ausbauten vorgenommen wurden, wird ein baupolizeiliches Verfahren eingeleitet." Die Gemeinde will derweil keine Fragen diesbezüglich beantworten, bei vielen Skifans ist die Empörung jedoch groß.
Zuletzt berichteten Wissenschaftler zudem über eine unerwartet starke Gletscherschmelze. So wird erwartet, dass der Theodulgletscher bis 2080 um die Hälfte abschmilzt. Die Pistenplaner meinen darauf angesprochen: "Ende des Sommers 2022 war die Gletscheroberfläche im Pistenbereich um 1,5 bis zwei Meter höher als außerhalb des Pistenbereichs." Matthias Huss, Glaziologe an der Technischen Hochschule Zürich, meint gegenüber verschiedenen Medien: "Mit den Pisten verfestigt man den Schnee und er wird daher dichter. Das hindert ihn aber nicht daran, mit derselben Geschwindigkeit zu schmelzen, wie wenn er nicht verfestigt worden wäre."
Ski-Stars melden sich zu Wort
Der Skirennsport, respektive der frühe Start in die Saison, sorgte bereits in den letzten Tagen immer wieder für Kritik. Mikaela Shiffrin meinte beispielsweise: "Ich kann jederzeit, auch bei warmen Temperaturen, in den mentalen Zustand kommen, um Rennen zu fahren. Aber macht es wirklich Sinn?"
Auch die Schweizerin Michelle Gisin äußerte sich zum Thema des Klimawandels, sie bestätigte Shiffrins These und meinte: "Man könnte den Kalender sicher optimieren." Gegenüber 20 Minuten sagte die zweifache Olympiasiegerin: "Ich glaube, man arbeitet nach wie vor eher gegen die Natur als mit den Begebenheiten." Man bewege sich eher nicht mit dem Klimawandel fort, erklärte sie.
Am 28. und 29. Oktober soll die Weltcup-Saison mit den Riesenslalom-Rennen der Männer und Frauen im Tiroler Skiort Sölden beginnen.