Wien

Baby geschüttelt – Kind behindert, Frau muss in Haft

Eine 29-Jährige soll ihr Baby mindestens zweimal so stark geschüttelt haben, dass das Neugeborene Gehirnschäden davontrug. 

Clemens Pilz
Die Angeklagte mit Anwalt Nikolaus Rast.
Die Angeklagte mit Anwalt Nikolaus Rast.
Denise Auer

Am Landesgericht Wien sind traurige Schicksale keine Seltenheit, der Prozess gegen eine 29-jährige Mutter ging aber selbst hartgesottenen Prozessbeobachtern nahe. Eine zerbrochene Familie, ein schwer misshandeltes Kind, am Ende ein Schuldspruch: Eine Geschichte, in der es keine Gewinner gibt.

Die Angeklagte, Mutter von zwei Kindern , musste sich wegen des Vorwurfs des versuchen Mordes verantworten. Sie gab zu, ihr fünf Monate altes Baby zwei Mal geschüttelt zu haben – das Kleine erlitt schwere Verletzungen und wird wegen Gehirnschäden wohl nie ein normales Leben führen oder selbstständig gehen können. Eine Mordabsicht stritt sie jedoch vehement ab.

Geschworene glaubten nicht an Tötungsabsicht

"Ich wollte ihr nicht weh tun, ich bereue es, es tut mir so leid", so die von Anwalt Nikolaus Rast vertretene Frau unter Tränen. Familiäre Probleme, Depressionen, finanzielle Ausweglosigkeit und die Belastung durch eine schwere Erbkrankheit des Frühchens hätten zu einer Kurzschlusshandlung geführt. Die Geschworenen glaubten ihr, dass sie ihr Kind nicht töten wollte, und verurteilten sie wegen schwerer Körperverletzung zu drei Jahren Haft, wovon eines abzusitzen ist. Da die Frau bereits mehrere Monate in U-Haft verbrachte, muss sie lediglich ein halbes Jahr hinter Gitter.  

Staatsanwaltschaft sieht versuchten Mord

Laut Gerichtspsychiater sei die Angeklagte eigentlich eine gute Mutter gewesen, die sich sehr um ihre Kinder gekümmert habe. Sie sei in einer sehr belastenden Situation gewesen, man könne ihr aber zur Last legen, dass sie sich keine Hilfe geholt habe. Das Urteil ist nicht rechtskräftig, die Staatsanwaltschaft meldete Berufung an.

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