Politik

Babler im Live-TV: "Jetzt muss i amal auf a Örtchen!"

Die SPÖ liebt "arschknappe" Entscheidungen. Am Parteitag am 3.6. in Linz kommt es nun zur Kampfabstimmung Doskozil gegen Babler.

Heute Redaktion
Andreas Babler mit dem Spruch des Tages: "Jetzt muss i amal auf a Örtchen."
Andreas Babler mit dem Spruch des Tages: "Jetzt muss i amal auf a Örtchen."
Helmut Graf

Fast sieben Stunden lang tagten die SPÖ-Gremien am Dienstag. In heftigen Debatten ging es ums Thema: Sollen die Mitglieder oder doch der Parteitag über den künftigen SP-Chef entscheiden:

Positionen verfahren

Die Frontlinien: Babler und Unterstützer pro Mitgliederentscheid. Den forderte auch Wiens SPÖ von Michael Ludwig, die Doskozil verhindern will. Der Burgenländer und die Flächenbundesländer wollten den Parteitag.

Hektische Telefonate

Immer wieder verließen Sitzungsteilnehmer für Telefonate den Saal. Die Stimmung nach dem Präsidium war angespannt. Statements? Null.

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    Andreas Babler (links) und Hans Peter Doskozil (rechts)
    Andreas Babler (links) und Hans Peter Doskozil (rechts)
    Sabine Hertel

    Kampfabstimmung

    Im Vorstand wurde dann namentlich abgestimmt. Jörg Leichtfried und Pensionisten-Chef Kostelka schlossen sich dem Doskozil-Lager an, das gab den Ausschlag. Dass der Parteitag entscheiden wird, verriet Tirols SPÖ-Chef Dornauer beim Hinausgehen.

    Bablers Bedürfnis

    Als erster Kandidat stellte sich Babler den wartenden Live-Kamerateams: Er hätte sich größere Legitimität durch die Stichbefragung gewünscht. Die Entscheidung sei aber demokratisch gefallen. Abgang mit: "Jetzt muss i amal auf a Örtchen."

    "Schritt zurück"

    Doskozil bezeichnete die Kampfabstimmung als "in Ordnung". Um zu einer Lösung zu kommen, habe er "einen Schritt zurück" machen müssen.

    Zweiter Dämpfer für Ludwig

    Nach der Niederlage "seiner" Kandidatin Rendi musste Wiens Stadtchef erneut zurückstecken.

    Nach 1.705 Tagen Ende ohne Tränen

    Am 22. September 2018 hatte Pamela Rendi-Wagner als erste Frau in der Geschichte den Parteivorsitz geschäftsführend übernommen, am Dienstag war Schluss. Nach 1.705 turbulenten Tagen als SPÖ-Chefin warf die 52-jährige Ärztin hin.

    Arschknapp

    Sie werde beim Sonderparteitag am dritten Juni nicht mehr kandidieren, so Rendi-Wagner in einer vierminütigen Erklärung. Sie wirkte gefasst, vergoss keine Träne. "Auch wenn das Ergebnis arschknapp war, ist es aus meiner Sicht zu respektieren", zitierte sie Bundespräsident Van der Bellen.

    Dank an alle

    Nach ihrem dritten Platz bei der Mitgliederbefragung dankte sie auch jenen, die nicht für sie gestimmt hatten: "Jede abgegebene Stimme war eine wichtige für die Zukunft der Sozialdemokratie."

    Geordneter Wechsel

    Der SPÖ werde sie einen "geordneten Wechsel des Parteivorsitzes und der Klubführung vorschlagen". Erste Reihe fußfrei will sie künftig sehen, wie ihr Nachfolger die Partei einen werde.

    Streit mit Babler und Ludwig: Doskozil wollte hinschmeißen

    Die stundenlangen Verhandlungen um das weitere Vorgehen nach der SP-Mitgliederbefragung verliefen brutal: Andreas Babler, die Wiener und die Vorarlberger SPÖ drängten – entgegen eines Vorstandsbeschlusses – massiv auf eine Stichbefragung der Mitglieder. Das lehnten Doskozil und sieben Länder ab. Folge: ein Vier-Augen-Gespräch der Kandidaten. Doskozil bot an, seine Kandidatur zurückzuziehen, bestellte schon seinen Chauffeur, wollte die Sitzung verlassen. Dann hielt Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser eine Brandrede, das gab mit den Ausschlag. Doskozil blieb, der Parteitag erhält nun eine Kampfabstimmung.