Reisen
Auto, Handy, Überholen: Neue Verkehrsregeln auf Mallorc
Auf der Balearen-Insel Handy werden Handys am Steuer härter bestraft und Fahrradfahrer besser geschützt. Aber nicht nur das.
Dass Handy-Getippsel während der Autofahrt gefährlich ist, weiß mittlerweile – theoretisch – jeder. Nicht umsonst gibt es für diesen Zweck Freisprecheinrichtungen. Wer sich als Fahrer trotzdem weiterhin mit dem Handy beschäftigt, muss jetzt mit härteren Strafen rechnen. Entweder finanziell oder mittels Punkteabzug im Führerschein. Doch nicht nur die Handynutzung am Steuer ist Gegenstand der neuen Regeln, wie die "Mallorcazeitung" berichtet.
In Spanien werden die Punkte von einem Kontingent abgezogen. Bei den meisten enthält es zu Beginn zwölf Punkte. Fahranfänger mit weniger als drei Jahren Fahrpraxis starten mit acht Punkten. Wer sich vorbildlich verhält, kann sein Punktekonto auf bis zu 15 Punkte aufstocken. Der Führerschein wird entzogen, wenn alle Punkte verloren sind.
Die neuen Maßnahmen im Überblick
Fahrzeuge und Radfahrer überholen
"Auf herkömmlichen Straßen dürfen Fahrer von PKW und Motorrädern die zulässige Höchstgeschwindigkeit beim Überholen anderer Fahrzeuge künftig nicht mehr um 20 Kilometer pro Stunde überschreiten. So sollen Unfälle beim Überholen vermieden werden", heißt es im neuen Gesetzestext.
Der Punktabzug für Überholvorgänge, bei denen Radfahrer gefährdet oder behindert werden oder bei denen der Mindestabstand von 1,5 Metern nicht eingehalten wird, wird von vier auf sechs Punkte erhöht. "Wir zeigen in einem Vortrag über Fahrzeuge mit zwei Rädern immer wieder ein Szenario, bei dem ein Lkw einen Radfahrer mit einer Geschwindigkeit von 20 Kilometern pro Stunde überholt. Es reicht schon der dadurch ausgelöste Wind, damit der Radfahrer umgestoßen wird", veranschaulicht Juana Ribas, Vorsitzende des balearischen Fahrschulenverbands.
Nicht ordnungsgemäße Verwendung von Gurten & Co
Werden Schutzvorrichtungen wie Sicherheitsgurte, Kinderrückhaltesysteme oder Helme nicht ordnungsgemäß benutzt, werden künftig vier statt drei Punkte abgezogen.
Mobiltelefon am Steuer
Die Zahl der Punkte, die für das Führen eines Fahrzeugs mit einem Mobiltelefon abgezogen werden, wird von drei auf sechs erhöht. Die Geldbuße von 200 Euro und 3 Strafpunkten wird beibehalten, wenn der Zuwiderhandelnde das Mobiltelefon benutzt, aber nicht in der Hand hält. Der Großteil an Unfällen passiert laut der Fahrschullehrerin, weil Fahrer abgelenkt sind. Aktuell sei einer der Hauptgründe die Handynutzung.
Dinge aus dem Auto werfen
Das Werfen von Gegenständen auf die Straße oder in die Nähe der Straße, die Brände oder Unfälle verursachen können, zieht jetzt den Verlust von sechs Strafpunkten nach sich. "Zuvor waren es vier Punkte", weiß Ribas, die die Regelung gut und notwendig findet, aber bezweifelt, dass sie alle Menschen zur Räson bringen wird. "Wir sind oft in Gewerbegebieten unterwegs, in denen es Drive-in-Stationen von Fast Food-Ketten gibt. Obwohl dort Abfalleimer stehen, werfen viele Leute ihren Müll nach dem Essen auf die Straße."
Diese Regelung geht Hand in Hand mit jener, die Umweltzonen zu wahren: "Verkehrsbeschränkungen, die aufgrund von aktiven Protokollen während Verschmutzungsepisoden und in Zonen mit geringem Emissionsausstoß (LEZ) beschlossen wurden, müssen eingehalten werden." Bei Nichteinhaltung wird ein Bußgeld von 200 Euro verhängt.
Radwege freihalten
"Es ist nun verboten, mit seinem Fahrzeuge auf einer Fahrradspur oder einem Radweg zu halten oder es gar dort zu parken." Zu bestimmten Jahreszeiten ist das Aufkommen an Radfahrern auf der Insel höher als zu anderen. "Wir müssen lernen, auch diese besonders sensible Gruppe an Verkehrsteilnehmern noch besser zu schützen“, findet Ribas. Dazu gehöre auch diese Regelung, deren Nichteinhaltung als schweres Vergehen betrachtet wird.
Mitführen von Radarblockern verboten
Wer das Überwachungs- und Kontrollsystem auf der Insel durch Radarblocker und anderen Warngeräte in seiner Funktion irritiert, verliert drei Punkte. Bisher war nur das Benutzen verboten, nun schon das Mitführen. "Ich finde die Regelung gut, da man durch die Geräte tricksen kann. Sie sorgen etwa dafür, dass Radare letztlich kein Foto machen können, wenn man zu schnell unterwegs ist", erklärt die Verbandsvorsitzende.
Fahrzeuge zur persönlichen Mobilität (Elektroroller)
"Vehículos de movilidad personal" sind Fahrzeuge mit einem oder zwei Rädern und nur einem Platz, die von Elektromotoren angetrieben werden und maximal 25 km/h fahren, etwa Elektroroller. "Der Gebrauch dieser Fahrzeuge war bisher gesetzlich nicht reguliert", so Ribas. Jetzt gilt eine 0,0 Promille-Grenze für minderjährige Fahrer. Weiters dürfen Fahrzeuge zur persönlichen Mobilität sowie Fahrräder nicht auf Gehwegen und anderen Fußgängerzonen fahren. Und es besteht Helmpflicht. "Es sind hierzulande, nachdem sie einen Schlag abbekommen haben, schon Fahrer von Elektrorollern gestorben, nur weil sie keinen Helm getragen haben", hält Ribas fest.
Fahrzeuge zur persönlichen Mobilität dürfen nun auch nicht mehr auf Autobahnen und Schnellstraßen verkehren. "Das erscheint mir nur logisch. Warum sollte ein Elektroroller zusammen mit Fahrzeugen, die 120 km/h schnell fahren, unterwegs sein? Aber man sieht hier wirklich alles: Ich bin etwa auf der Flughafen-Autobahn auch schon neben Fahrrädern gefahren."
Eine Übersicht der wichtigsten Änderungen gibt es hier.