"Hinsetzen, Mund halten"
Auswanderer wollen Kind ohne Schulbildung aufziehen
Tiertrainerin Sarah Fink ist im siebten Monat schwanger. Um dem Kind ein Leben ohne Schulpflicht zu ermöglichen, wanderte sie mit Mann Stefan aus.
Konventionell war Sarah Fink (30) aus Bad Fischau-Brunn (Bezirk Wr. Neustadt-Land) noch nie. Schon mit 6 Jahren trainierte sie ihre Goldfische Parcours zu schwimmen, ihre Hühner gehen an der Leine Gassi.
Mitten in der Lockdown-Zeit während der Pandemie beschlossen die äußerst erfolgreiche Tiertrainerin – sie hat auf Facebook knapp 23.000 Follower, auf Instagram sind es sogar 28.000 – und ihr Mann Stefan (28) auf die Kanalinsel Sark auszuwandern – "Heute" berichtete.
Auswanderer verzichten auf Schulbildung für Kind
Bald zu dritt
Doch das größte Abenteuer erwartet das Paar erst in wenigen Wochen: Die 30-Jährige ist im siebten Monat schwanger, die Auswanderer erwarten eine Tochter.
Und genau so unkonventionell, wie die Niederösterreicher ihr eigenes Leben leben, so soll auch jenes ihres Kindes sein. Auf dem Social-Media-Kanal "the other perspective" erzählen die beiden etwa, dass sie auf eine klassische Schulbildung für ihre Tochter verzichten wollen.
"Aus unserer Sicht ist das Schulsystem mehr als veraltet. Ich bin selbst ursprünglich gelernte Elementarpädagogin. Im Kindergarten freuen sich die Kinder noch auf die Schule, sind neugierig und wollen lernen! Sobald sie dann in der Schule sind, sieht das meistens anders aus. Kinder sind nicht dafür gemacht, stundenlang still zu sitzen und sich alle 50 Minuten mit einem komplett anderen Thema zu befassen. So funktioniert Lernen nicht und vor allem macht Lernen so keinen Spaß", sagt Sarah Fink gegenüber "Heute".
„Auch deshalb haben wir uns bei unserer Auswanderung vor einigen Jahren für England entschieden, wo Unschooling legal ist und es auch keine verpflichtenden Externistenprüfungen gibt.“
"Freilerner"
Der Nachwuchs der Tiertrainer soll als "Freilerner" bzw. "unschooled" aufwachsen. "Auch deshalb haben wir uns bei unserer Auswanderung vor einigen Jahren für England entschieden, wo Unschooling legal ist und es auch keine verpflichtenden Externistenprüfungen gibt", schildert Sarah.
Die Gründe, weshalb sie die Schulbildung, wie sie in Österreich üblich ist, für ihr Kind nicht wollen, sind mannigfaltig. "Was lernen Kinder in der Schule? Hinsetzen, Mund halten und das tun, was man gesagt bekommt. Aber in der realen Welt wirst du meistens dann sehr erfolgreich, wenn du unkonventionelle Lösungen findest, wenn du herausstichst, wenn du Regeln auch mal hinterfragst ...", gibt die 30-Jährige in einem aktuellen Reel zu bedenken.
„Was lernen Kinder in der Schule? Hinsetzen, Mund halten und das tun, was man gesagt bekommt.“
In zehn Jahren seien konventionelle Jobs, für die man in der Schule ausgebildet würde, ohnehin großteils von Künstlicher Intelligenz übernommen, ist die Niederösterreicherin überzeugt. Und dann seien jene "unkonventionellen Lösungen" besonders gefragt.
Dass ein Kind ohne Schulbildung keine Chance auf Karriere hat, glauben die Betreiber einer Online-Hundeschule nicht. Man könne "quasi in jedem Land" Externistenprüfungen nachholen, um gegebenenfalls zu studieren, für viele Tätigkeiten, insbesondere im Selbständigen-Bereich brauche man kein Studium, so Fink.
Arbeit in Tierheimen
Mit den Jobs des Paares wäre eine klassische Schule ohnehin nicht vereinbar, wie die Unternehmerin erklärt. "Mein Mann und ich fahren jedes Jahr in unterschiedlichen Ländern in Tierheime und engagieren uns ehrenamtlich. Ich bin Hundetrainerin und wir unterstützen verschiedene Tierheime regelmäßig, indem wir die unvermittelbarsten Hunde trainieren. Unser Kind wird also schon früh verschiedene Menschen aus verschiedenen Kulturen kennenlernen, und lernen dass jeder etwas verändern kann auf dieser Welt."