Wirtschaft
Austro-Firmen flüchten ins Steuerparadies Schweiz
Warum in die Ferne schweifen, wenn manche Steueroase auch ganz nahe liegt. Österreich hat 2018 rund 1,3 Milliarden Euro an Steuereinnahmen verloren.
Bislang galten die karibischen Inseln, Mauritius oder die Seychellen als beliebte Steueroasen für heimische Unternehmen. Doch in den letzten Jahren sind auch einige europäische Staaten mit geringen Abgabesätzen in der Gunst österreichischer Firmen gestiegen.
1,3 Millionen Euro Verlust
Vor allem Malta, Irland, Luxemburg, die Niederlande und die Schweiz machen Österreich Steuereinnahmen in Milliardenhöhe abspenstig. Oft werden durch Geldtransfer von Land zu Land die Gewinne zerstückelt und so Steuern vermieden.
Der Ökonom Konstantin M. Wacker hat sich jetzt im Auftrag des sozialliberalen Momentum-Instituts die Gewinnverschiebungen heimischer Unternehmen genauer angesehen. Das Ergebnis: Österreich hat 2018 rund 1,3 Milliarden Euro an Steuereinnahmen verloren. Am meisten profitierte davon die Schweiz, gefolgt von Irland und Luxemburg.
HIER >> Dubiose Geschäfte von heimischen Firmen geleakt
Wie kommt der in Österreich erwirtschaftete Gewinn zum Finanzplatz Schweiz? Ganz einfach: Eine Tochterfirma mit Sitz in einem Niedrigsteuerland verrechnet dem Mutterkonzern z.B. überteuerte Lizenzgebühren für Markenrechte oder Patente, Gebühren für technisches Know-how, Kreditzinsen oder überhöhte Preise für die Lieferung von Rohstoffen. Die Gewinne werden so dorthin verschoben, wo wenig Körperschaftssteuer zu zahlen ist. Der Mutterkonzern schreibt durch die steuerlich motivierten Ausgaben nur bescheidene Gewinne.
Multis nutzen Schlupflöcher
Auf diese Art hat der Starbucks Konzern bei einem Umsatz von 17,2 Millionen Euro 2014 lediglich 814 Euro (!) an Körperschaftssteuer an den heimischen Fiskus bezahlt.
In den letzten Jahren wurden immer umfassendere, in der Regel legale Steuervermeidungspraktiken von Multis, wie Amazon, Starbucks, Apple oder Ikea enthüllt. Allein McDonald's hat laut einer Untersuchung von 2009 bis 2015 in der EU 1,5 Milliarden Euro an Steuern gespart, indem hohe Lizenzgebühren an eine Holding in Luxemburg geflossen sind, die im Herzogtum wiederum keiner Besteuerung unterlagen.
Druck auf Steuervermeider steigt
Im Frühjahr haben französische Ermittler die Büros von Google in Paris durchsucht. Bereits davor hat das Unternehmen eine Steuernachzahlung in Höhe von 1,6 Milliarden Euro an den französischen Staat geleistet. In Großbritannien einigte sich der Internet-Gigant mit den dortigen Finanzbehörden auf eine Zahlung von 170 Millionen Euro.
Bereits im Vorjahr gab es in der EU Bemühungen eine europaweite Digitalsteuer einzuführen. Bis Ende des Jahres soll es eine globale Mindeststeuer geben ("Heute" hat berichtet). Außerdem soll künftig nicht mehr der Sitz eines Unternehmens, sondern der Sitz der Nutzerinnen und Nutzer für die Besteuerung der Unternehmen ausschlaggebend sein.